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Historical Platin Band 04

Historical Platin Band 04

Titel: Historical Platin Band 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: THERESA MICHAELS MERLINE LOVELACE MARGARET MOORE
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verwirrt.
    Micheil stand auf und drehte sich, die schlaffe Schwester auf den Armen haltend, zu ihm um.
    Ingram hatte das Gefühl, der Hals sei ihm wie zugeschnürt. Er brachte keinen Laut heraus. Ein Schmerz, wie er ihn noch nie erlebt hatte, erfüllte ihm das Herz, und angesichts des erschütterten Ausdrucks in Micheils Gesicht erfasst ihn kalte Wut. Niemand äußerte etwas, als Micheil sich durch die Umstehenden drängte und Bridget in die gewölbte Stube trug.
    Er ging zum Kamin, setzte sich in einen Scherenstuhl und streichelte sacht ihren Kopf. „Wer hat das gewagt?“, murmelte er immer wieder entsetzt. „Wer hat dir das angetan?“
    Erneut griff Ingram sich an das Herz. Er hatte das Gefühl, die scharfe Klinge eines Dolches habe sich ihm in die Brust gebohrt. Hilflos stand er da und starrte die einst so hübsche Tochter an. Ihr Gesicht war schmerzverzerrt und durch Schläge fürchterlich entstellt. Ihre Lippen waren blutig, zerrissen und geschwollen. Er versuchte, sich zu zwingen, die Lider zu schließen, und bemühte sich verzweifelt, nicht auf die Stimme des Sohnes zu achten. Bestürzt merkte er, dass der Körper dem Verstand nicht mehr gehorchte. Es gelang ihm nicht, die Augen zuzumachen oder die Geräusche auszuschalten, und nach einem Moment wurde ihm klar, dass er dieses Erlebnis mit ins Grab nehmen würde.
    „Du bist in Sicherheit, Bridget“, äußerte Micheil eindringlich. „Hier kann niemand dir ein Leid zufügen. Aber ich beschwöre dich, mir zu sagen, wer dir das angetan hat.“
    „Liam“, flüsterte sie tonlos.
    „Das war sein Todesurteil“, sagte Micheil hart.
    „Nein!“, schrie sie auf.
    Sie hatte das Bewusstsein verloren. Micheil trug sie in die Frauengemächer, wo die Mutter sich um sie kümmerte, und kehrte in die Halle zurück.
    Rastlos verweilte Ingram mit den Söhnen und den in der Veste wohnenden Clanmitgliedern im Rittersaal und horchte auf die aus der Kemenate herunterdringenden Klagelaute. Hin und wieder schaute er einen der Anwesenden an, und niemand schämte sich, den Kummer darüber zu zeigen, dass man dem Wehgeschrei nicht Einhalt gebieten konnte. Ingram beobachtete Micheil und wusste, dass der älteste Sohn und Erbe nur mühsam den Drang beherrschte, unverzüglich aufzubrechen und sich an den MacKendricks zu rächen. Er begriff sehr gut, was in Micheil vorging, denn auch er musste sich zwingen, dem Wunsch nach Vergeltung nicht auf der Stelle nachzugeben. Die vielen Jahre wechselhaften Kriegsgeschicks hatten ihn jedoch Geduld gelehrt, etwas, das sein Ältester noch lernen musste. Er wollte erst von Bridget erfahren, was geschehen war, ehe er gegen den Clan der MacKendricks zu Felde zog.
    Aus dem Gejammer der Gemahlin war schrilles Wehklagen geworden, und Ingram krampfte sich das Herz zusammen. Wütend hieb er die geballte Rechte in die linke Hand und hielt sich vor, dass er die Tochter vielleicht nicht mehr befragen könne. „Das Hochland wird von unserem Kriegsruf widerhallen, falls Bridget stirbt!“, sagte er laut und vernehmlich.
    Nach drei Nächten verkündete die Mutter, die Tochter sei nun imstande, mit dem Vater zu sprechen. Übermüdet vom langen Wachen in der Kammer folgte Micheil reglosen Gesichtes dem Vater in das Gemach. Der Raum wurde nur von einer weit vom Lager stehenden Kerze erhellt. Die Schwester lag, in Schatten gehüllt, auf der Schlafstatt. Micheil hockte sich neben ihr hin und ergriff ihre Hand. Er schickte ein Dankgebet zu Himmel, als Bridget seine Finger leicht drückte.
    Die Dunkelheit verbarg den beschämten Ausdruck in ihren Augen. Sie war froh, dass man ihren Körper nicht sehen konnte, und umklammerte mit der Linken das sie bedeckende wollene Plaid. Niemand sprach, aber dennoch hätte sie sich am liebsten vor dem spürbaren Zorn des Vaters und des ältesten Bruders versteckt. Plötzlich ängstigte sie sich schrecklich davor, ihnen die Wahrheit erzählen zu müssen. Die Mutter hatte ihr immer wieder vorgehalten, nur das sei es, was man von ihr erfahren wolle – die reine Wahrheit. Sie kannte die Einstellung des Vaters und der Brüder sehr gut, war vertraut mit deren unbändigem Stolz, die Ehre des Clans zu wahren. Mit seiner leiblichen Verwandtschaft würde er um vieles härter verfahren, da er der Anführer der Sippe war. Bridget hätte es jedoch nicht ertragen, wenn ihre Angehörigen sich nun gegen sie stellten. Der Verlust des Gatten erfüllte sie mit herzzerreißendem Leid, mit Friedlosigkeit und nahm ihr den Willen zu leben.
    „Ich bin

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