Historical Platin Band 04
anderen Weib teilen. Sie war ebenso guter Herkunft wie Aedh MacKendricks Tochter und würde eines Tages die Gemahlin des Clanführers sein. Seana sollte ihn nie bekommen.
Michael blickte zurück und sah Fiona ihm noch immer hinterherschauen. Nachdem er den Thurso durchquert hatte und in scharfem Galopp gen Watten ritt, wo er und die Brüder nächtigen und sich frische Pferde beschaffen wollten, dachte er nicht mehr an die Base. Er wusste, was sie von ihm erwartete, und war halb entschlossen, ihrem Wunsch zu entsprechen.
Gabhan MacDuncan und sein Bruder Crisdean, Micheils Jugendfreunde und Angehörige seines Clans, hatten David und James begleitet. Der schnelle Ritt gab ihnen wenig Gelegenheit, sich zu unterhalten. Bei Anbruch der Dunkelheit waren sie erschöpft. Morgens stärkten sie sich rasch, setzten den Ritt dann nach Süden fort und gelangten gegen Abend in die Umgebung von Halberry Castle.
Der Vollmond beschien die wuchtigen Mauern, und der landeinwärts wehende Wind trug den Geruch des Meeres herüber. Seufzend gestand Micheil sich ein, dass er sein Heim vermisst hatte. Auf der Landseite war ein Sperrgraben angelegt, der nur über die Zugbrücke überquert werden konnte. Da der Untergrund zerklüftet und von der stäubenden Gischt schlüpfrig war, ließ man die Pferde langsamer gehen. Micheil hörte David zu, der nun, da man sich der Burg in gemächlichem Trab näherte, zu reden begonnen hatte.
„Warte, bis du das Hengstfüllen der Stute gesehen hast, Micheil“, sagte David. „Es ist so kräftig, dass es mühelos dein Gewicht tragen wird, wenn du in einigen Jahren in voller Rüstung darauf sitzt.“
„Ja, der kleine Apfelschimmel ist schon jetzt sehr stämmig“, stimmte James zu.
„Er ist ein Geschöpf der Feen“, warf Crisdean ein. „Nein, hört auf zu lachen. Er wird die Hand keines Mannes dulden.“
„Du hast mir versprochen, dass ich mir zu Bridgets Namenstag eine Stute als Geschenk für sie aussuchen darf“, wandte James sich an Micheil. „Sie wird überrascht sein, wenn wir drei gleichzeitig zu ihr zu Besuch kommen.“
„Ergeht es ihr gut?“, erkundigte sich Micheil, da er kaum Neuigkeiten über sie erfahren hatte.
„Das ist schwer zu sagen“, antwortete James. „Sie hat uns nicht sehr häufig Nachricht zukommen lassen. David war bei ihr zu Gast.“
Micheil bemerkte den Blick, den die Brüder tauschten, lenkte den Rotfuchs zwischen ihre Pferde und fragte: „Soll das heißen, dass Mutters Versicherung, unsere Schwester befinde sich wohl, nicht auf eigener Anschauung beruht?“ Finster furchte Micheil die Stirn, ein Zeichen dafür, dass er ungehalten war.
„Ich habe Bridget gesehen“, sagte David rasch.
„Wann?“
„Vor längerer Zeit.“
„Mutter war böse, weil Bridget nicht zu uns gekommen ist und uns auch keinen Grund für ihre Abwesenheit genannt hat“, schaltete James sich wieder ein. „Vater glaubt, sie sei guter Hoffnung, wenngleich Liam uns nicht mitgeteilt hat, dass sie sein Kind unter dem Herzen trägt.“
Jäh empfand Micheil unerklärliche Angst, zog finster die Stirn in die Falten und fragte schroff: „Verbergt ihr mir etwas?“
James dachte an die Nacht vor zwei Sommern, als David ihm zum ersten Mal von seiner Vision des von Flammen umgebenen Liebespaares erzählt hatte. In all der Zeit, da die Monde so viele Male gewechselt hatten, war das Bild nicht anders geworden. Doch das konnte er Micheil nicht anvertrauen. „Ich habe keine Geheimnisse vor dir“, antwortete er. „Und mach dir nicht die Mühe, David auszuhorchen. Er weiß noch weniger.“ Die Zügel straffer haltend, setzte er hinzu: „Sei unbesorgt, Micheil. Wir würden es bald erfahren, wenn etwas zwischen Bridget und Liam nicht in Ordnung wäre.“
„Ja, du hast recht.“ Micheil fand, es sei nutzlos, die Brüder weiter zu befragen.
Inzwischen hatten sie den Burghof erreicht und saßen ab.
Micheil begrüßte die Umstehenden, die ihm leutselig auf den Rücken klopften. Er sah die Mutter die vom Palas zum Hof führende Stiege heruntereilen, zwängte sich durch die ihn umringenden Menschen und strebte ihr entgegen. Er schloss sie in die Arme, hob sie hoch und wirbelte sie im Kreis.
Vor Freude weinend, den ältesten Sohn wieder bei sich zu haben, Tränen des Glücks in den Augen, bat sie ihn inständig, sie abzusetzen, trat dann einen Schritt zurück und sagte atemlos: „Lass mich dich anschauen, mein Junge.“ Sie stellte zufrieden fest, dass er etwas zugenommen hatte. „So, und nun
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