Historical Platin Band 04
nicht mehr an Micheil.
„Hat man einen Weg gefunden, wie man dich zum Lachen bringen kann, mein Kind?“, fragte Ingram schmunzelnd.
Flüchtig schaute sie ihn an und erwiderte strahlend: „Ja! Ich liebe es, den Fahrensleuten und dem Hausnarren zuzusehen.“
„Das freut mich zu hören. Ich möchte, dass du das Gefühl bekommst, hier glücklich zu werden“, sagte er, um den Sohn zu warnen, mit erhobener Stimme.
Rat suchend sah Seana die Mutter an, als er ihr die große, vernarbte Hand hinhielt. Da die Mutter zustimmend nickte, legte sie ihre in seine, lachte heiter und sah den Verlobten an. „Möge es noch lange dauern, bis ich die Herrin dieser Burg bin“, äußerte sie munter. „Doch wenn eines Tages ich hier walte, wird diese Halle stets von Fröhlichkeit erfüllt sein.“
„Ja, möge die Zeit sich noch sehr lange hinziehen“, stimmte Micheil trocken zu. „Auf dein Wohlergehen, Vater“, fügte er hinzu, trank einen langen Schluck Süßwein und beachtete Seana nicht mehr.
Laut wurde der mit brennenden Fackeln seine Fertigkeiten vorführende Feuerschlucker aufgefordert, weitere Kunststücke zu zeigen.
Micheil sah den Blick der Schwester auf sich gerichtet. Ihr unbeschwertes Lächeln wirkte wie ein Sonnenstrahl auf ihn, und das Herz war ihm voll der Liebe für sie.
„So ist es besser“, sagte sie vergnügt. „Ich möchte, dass du dich für mich freust.“
„Ich hoffe, dass du immer glücklich bist“, erwiderte er leise. Sie zählte einen Lenz mehr denn er. Seine Brüder, der zwölf Lenze zählende James und der zwei Sommer jüngere David, verehrten sie ebenso wie er. Er hatte den Eindruck, dass sie jetzt das Gleiche dachten wie er, da sie ebenfalls zu ihr hinübersahen. Und gleichzeitig mit ihnen richtete er die Augen dann auf Liam MacKendrick. Ein Blick, ein Gedanke – der Wunsch, den Mann zu töten, der die hübsche Schwester in Bedrängnis gebracht hatte.
Micheil konnte verstehen, warum Männer von ihr betört waren. Sie war schön. Ihre Haut schimmerte wie frisch gefallener Schnee. Das lange kastanienbraune Haar glänzte im Schein der Fackeln. Die Mutter hatte ebensolches Haar. Das ihrer Söhne war unterschiedlich getönt. David hatte hellbraunes, James kupferfarbenes, Micheil wie der Vater fast schwarzes Haar. Bis auf Micheil hatten die Geschwister die braunen Augen der Mutter geerbt. Er hingegen hatte wie der Vater blaue, schwarz bewimperte Augen.
Er sah Liam sich wieder erheben und Bridget bedeuten, sich ihm anzuschließen. Unwillkürlich verengte er die Augen und begriff nicht recht, warum es ihn störte, den Schwager nicht davon abhalten zu können, seine Schwester aufzufordern. Auch die Mutter und die anderen Frauen standen auf. Liam raunte seiner Gattin etwas zu, die daraufhin errötend mit den übrigen Weibern den Rittersaal verließ. Micheil blieb sitzen und verzichtete darauf, sich zu den sich um den Bräutigam scharenden Männern zu begeben, die kecke und zweideutige Bemerkungen über die Liam bevorstehende Hochzeitsnacht machten. Es verschaffte ihm nur wenig Genugtuung zu sehen, dass lediglich eine Handvoll von Gefolgsleuten der MacGlendons den Schwager umringte. Er nickte knapp, als Seanas Mutter zum Tisch kam und ihre Tochter holte.
Nun, da es ihm freistand, die Tafel zu verlassen, entspannte er sich. Fiona hatte ihm weiterhin sinnliche, einladende Blicke zugeworfen, die ihm das Blut in Wallung brachten. Er schob den Scherenstuhl zurück, stand auf und ging festen Schrittes, der seine Jugend Lügen strafte, zur Base. Etliche Weiber seufzten, als sie seinen begehrlichen Blick bemerkten.
„Gemach, Micheil!“, warnte James ihn, als der Bruder hinter seinem Stuhl vorbeistrebte.
„Ja!“, fiel David mit einem Blick auf den alles beobachtenden Vater ein.
„Ich habe getan, was er wollte“, erwiderte Micheil. „Heute Abend kann er nicht mehr von mir verlangen.“ Er zwinkerte den Brüdern zu, schlenderte weiter zu Fiona und nahm flüchtig wahr, dass jemand ihn finster anschaute. Schweigend hielt er Fiona die Hand hin. Mit einem Seufzer, der bekundete, dass sie froh war, nicht mehr warten zu müssen, legte sie ihre Hand in Micheils.
„Du bist kühn“, flüsterte sie ihm zu, während er sich mit ihr unter die tanzenden Paare mischte. Sie sah ihm in die Augen und erschauerte ein wenig angesichts seines verhangenen Blickes. „Der finsteren Miene deines Vaters nach zu urteilen, ist ihm nicht genehm, was du getan hast“, sagte sie leise.
„Hast du Angst?“, fragte er
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