Historical Platin Band 04
Blutes und regte sich unbehaglich. Jäh störte es ihn, dass Fiona, gleichsam, als habe sie seine Gedanken erraten, sich die rosigen Lippen anfeuchtete.
„Micheil?“, wandte Seana sich zaghaft an ihn.
Ohne sie anzusehen, äußerte er barsch: „Es ist an der Zeit, dich zurückziehen!“
Seana bemerkte die Blicke, die er und seine Base tauschten, und fühlte sich unerklärlich bedroht. Wieder legte sie ihm die Hand auf den Arm und drückte ihn, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. „Du bist mir versprochen, nicht Fiona!“, sagte sie heftig. Sein harsches Auflachen steigerte noch ihren Unmut. „Vergiss das nicht!“, fuhr sie warnend fort. „Ich bin nicht willens, das zu teilen, was mir gehört.“ Im gleichen Moment erhob sich Liam mit seiner Gemahlin, da die fahrenden Spielleute den Lobetanz anstimmten, und begab sich in das freie Geviert zwischen den langen Tischen. „Tanz mit mir, Micheil“, bat Seana, begierig, ihm zu zeigen, dass sie die Figuren des Schreittanzes beherrschte.
„Mit einem Hühnchen wie dir?“, höhnte er. „Willst du, dass alle Anwesenden sich über mich lustig machen? Nein, ich wiederhole, dass es an der Zeit ist, dich zurückzuziehen!“
„Ich werde nicht immer ein kleines Mädchen sein“, entgegnete sie aufgebracht und erregte sich noch mehr, weil er nur spöttisch eine Braue hob. „Sobald ich erwachsen und deine Gattin bin, wirst du nicht wagen, jemandem wie Fiona schöne Augen zu machen! Es passt mir nicht, dass sie dich wie ein beutegieriges Raubtier anschaut!“
„Und ich bin kein Naschwerk, um das man sich streitet!“, erwiderte Micheil schroff. „Ich gehöre niemandem außer mir selbst!“
„Wenn ich ein gestandenes Weib bin, werde ich dich betören!“, zischte Seana ihm zu und fühlte sich durch sein Gelächter noch mehr verletzt.
„Wo hat ein Hühnchen wie du das gehört? Du bist noch viel zu jung, um zu begreifen, was du soeben geäußert hast. Solche Worte aus deinem Mund erfreuen mich nicht.“
„Du solltest mir Freude machen! Ich werde deine Gemahlin sein. Und es war deine Schwester, die, als sie sich für die Hochzeit herrichten ließ, zu mir geäußert hat, ich würde dich später bestimmt umgarnen.“
Finster furchte Micheil die Stirn.
Seana umklammerte die Armlehnen und erkundigte sich argwöhnisch: „Hast du vor, mit Fiona das Lager zu teilen?“ Bisher hatte sie sich gewünscht, seine ungeteilte Aufmerksamkeit zu haben, und das war nun der Fall.
Er drehte sich zu ihr hin, beugte sich nah zu ihr vor und erwiderte scharf: „Dein Vater sollte dich züchtigen! So jemand vernommen hat, was du soeben von dir gegeben hast …“ Er sah sie erblassen, war indes so wütend auf sie, dass er die Angelegenheit nicht auf sich beruhen lassen mochte. „Ein kleines Mädchen wie du hat keine Ahnung von Männern und ihren Bedürfnissen. Und nun hör mit dem törichten Geschwätz auf, oder ich selbst lege Hand an dich!“
„Das darfst du nicht.“
Er krampfte die Finger um den Pokal, bis die Haut sich weiß über den Knöcheln spannte. Außer dem Vater wagte niemand, ihm Vorschriften zu machen. „Eines Tages bin ich Herr auf Halberry Castle“, erwiderte er, „und dann ist mein Wort Gesetz. Sollte ich dich jetzt hierbehalten wollen, würde niemand mir widersprechen, Seana. Und das Recht dazu habe ich, weil du mir versprochen bist.“
Diese Drohung brachte sie zum Schweigen.
Er hatte nur flüchtig Gewissensbisse. Zum ersten Male an diesem Abend betrachtete er sie. Ihr Gesicht war blass, doch aus ihren grauen Augen blitzte Zorn. Das zu einem dicken Zopf gewundene Haar war honigfarben, und unwillkürlich fragte sich Micheil, ob es diese Farbe behalten oder mit der Zeit nachdunkeln würde. Plötzlich stieg Seana die Röte in die bleichen Wangen, und im Stillen gab er der Schwester recht. Seine Verlobte würde, sobald sie erwachsen war, eine Schönheit sein. Sie hatte die lieblich geschwungenen Lippen geschürzt, und das feste, runde Kinn ließ auf Standhaftigkeit schließen. Indes dauerte es noch viele Sommer, bis sie die Seine werden konnte. „Behalte meine Warnung gut im Gedächtnis, Seana!“, sagte er streng.
„Ich werde sie nicht vergessen“, flüsterte sie und schwor sich, auch er werde sich eines Tages daran erinnern müssen. Unter lautem Gelächter begannen nun die Schnurrenreißer und die Gaukler mit ihren Possen, und jeder schaute ihnen zu. Auch Seana klatschte vergnügt in die Hände, so aufregt wie alle anderen Anwesenden, und dachte
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