Historical Platin Band 04
aufmerksam werden. Sie unterließ es, da die Angst vor dem Fremden langsam nachließ. „Mehr kann ich Euch nicht anvertrauen“, sagte sie leise. „Ich bin jemandem versprochen.“
„Wem? Soll ein feister alter Kaufmann dich heiraten, der dich Jahr für Jahr gesegneten Leibes macht?“
Sie war nicht nur über diese Offenheit entsetzt. Viel mehr verletzte sie der Gedanke, wie unwahrscheinlich es war, dass sie ein um das andere Jahr einem Kind das Leben schenken würde. Master Micheil MacGlendon würde sie nicht so lange am Leben lassen. Abgesehen davon, dass dieser Mann ein Unbekannter für sie war, der nichts von ihrer Zukunft wissen musste, hielt auch etwas ihr Unerklärliches sie davon ab, ihm zu antworten.
Plötzlich sehnte er sich danach, sie lächeln zu sehen. Er wollte, dass sie sich ihm aus freien Stücken hingab. „Ich bin kein Mann, mit dem man sich leicht anlegt“, fuhr er eindringlich fort. „Ich will dich für mich haben. Niemand wird dann wagen, dir zu nahe zu treten. Nur ich werde dich berühren.“
„Ihr wollt mich besitzen? Das könnt Ihr nicht. Schlagt Euch den Gedanken aus dem Kopf!“ Die Versuchung, sich Hilfe suchend an ihn zu wenden, war ebenso groß wie das Verlangen, noch einmal von ihm geküsst zu werden. Indes konnte es seinen Tod bedeuten, wenn er ihr zur Flucht verhalf. Diese Schuld mochte sie sich nicht aufladen, nachdem ihretwegen bereits so viele Clanmitglieder gestorben waren. Zudem musste sie seine Bezahlung in Betracht ziehen. Sie hatte keine Vorstellung davon, was es bedeutete, von einem Mann in Besitz genommen zu werden, wenngleich sie so dreist gewesen war, sich am verflossenen Abend durch diesbezügliche unverschämte Bemerkungen Mistress Fionas Zorn zuzuziehen. Nein, sie hatte keine Wahl. Brüsk drehte sie sich um und wollte flüchten, wurde jedoch grob zurückgehalten.
„Ich kann dich nicht fortlassen“, gestand Micheil. „Du hast mich bezaubert.“
„Ihr seid sehr hartnäckig. Verschwindet!“, herrschte Seana ihn an. Sein gewinnendes Lächeln nahm ihr etwas die Furcht. Bisher hatte er keinen weiteren Versuch unternommen, sie zu küssen. Wiewohl er sie festhielt, tat er ihr nicht weh. Unvermittelt wünschte sie sich, auch sie könne ihn anlächeln.
„Bestimmt haben dir schon andere Leute gesagt, wie liebreizend du bist.“
„Nein“, gab sie zu. „Ich schwöre, das stimmt, wenngleich ich sehe, dass Ihr mir nicht glaubt.“
„Hast du keine Verwandten?“
„Niemand, der für mich von Bedeutung wäre. Seid Ihr mit Angehörigen hier?“
„Ja“, antwortete er knapp und merkte, dass er neugierig war, mehr über diese Maid zu erfahren. Ihre ständigen Ausflüchte standen in krassem Widerspruch zu dem wenigen, was sie ihm über sich anvertraut hatte. „Jetzt nenn mir deinen Namen!“, forderte er sie zum fünften Male auf.
„Ihr würdet Euch nicht nach ihm erkundigen, wüsstet Ihr, wessen Schutz ich fordern kann.“
Sie war nicht nur schön, sondern auch mutig. „Wenn du mir nicht sagst, wie du heißt, raube ich dir zum Ausgleich einen Kuss“, erwiderte er, ließ ihr keine Zeit, sich zu entscheiden, und küsste sie warm und zärtlich.
Er war ein Fremder, aber vielleicht bekam sie nie wieder im Leben einen Kuss. Sacht streichelte er ihr die Wange, und das nahm ihr die Angst vor ihm. Bestimmt war nichts Unrechtes daran, sich von ihm küssen zu lassen.
Er schmiegte sie an sich und liebkoste ihr mit der Erfahrenheit eines Mannes, der nicht nur nahm, sondern auch zu geben verstand, den Rücken. Sie war verkrampft, und plötzlich entrang ihrer Kehle sich ein halb erstickter Schrei. „Es ist dumm, dich gegen mich zu sträuben“, sagte Micheil.
„Es ist unschicklich, was wir tun.“
Er hatte jedoch gespürt, dass sie seine Erregung zu teilen begann. Er sah das in ihren Augen, an der Röte ihrer Wangen, ihrem heftig wogenden Busen. „Lass mich dich küssen!“, erwiderte er spröde. „Nur noch einmal.“
Das Gefühl seiner Hand auf ihrem bloßen Hals erschreckte sie. Sie zitterte und starrte ihn mit geweiteten Augen an.
Er war so erregt, dass er sich kaum noch beherrschen konnte. „Deine Haut ist heiß, als hättest du Fieber“, bemerkte er rau.
„Ja“, flüsterte sie, nicht imstande, ihn zu belügen.
„Noch einen Kuss!“, forderte er, raubte ihn ihr und hatte keinen Zweifel mehr, dass ihre Behauptung, noch unberührt zu sein, zutraf.
Sie empfand Wonnen, die sie erschreckten und sie sich doch wünschen ließen, sie weiter auskosten zu
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