Historical Platin Band 04
Geduld auf eine harte Probe, Micheil. Erst hältst du mich davon ab, mit ihr zu schäkern, und nun erklärst du, James und ich dürften nicht mit ihr anbandeln.“
„Hört zu! Das Mädchen hat es mir nicht verargt, dass ich erschrak, nachdem sie mir den Namen ihres Verlobten genannt hatte. Ich gebe zu, ich war ziemlich entsetzt.“
David und James lachten aus vollem Hals.
Micheil harrte aus, bis sie sich beruhigt hatten.
„Du hattest Angst?“, wunderte sich David. „Die Maid muss dich sehr betört haben. Hat sie dich verzaubert?“, setzte er nach einem Blick in die Augen des Bruders hinzu. „Du hast doch sonst nicht den Schwanz eingezogen, wenn du etwas haben wolltest. Und in diesem Fall handelt es sich um ein wirklich hübsches Mädchen.“
„Halt den Mund!“, sagte Micheil barsch. „Auch du hättest die Hände von ihr gelassen, wäre dir der Name ihres Zukünftigen bekannt. Und wenn dein Leben dir lieb ist, lässt du sie in Ruhe.“
„Dann verrate doch endlich, wer es ist, der einen gestandenen Mann vor Furcht zittern macht.“
„Sie gehört mir“, äußerte Micheil hart. Angesichts der verblüfften Blicke der Brüder fügte er hinzu: „Die Maid, mit der ich eine Fahrt unternehmen wollte, ist Seana, Aedh MacKendricks Tochter.“
Das verschlug den anderen die Sprache. Es erstaunte Micheil nicht, dass sie sich bestürzt ansahen. Seana hätte sich bestimmt darüber amüsiert, wie betreten er und die Brüder nun waren. Indes würde er nie vergessen, dass sie zu den Feinden seiner Sippe zählte.
„Das kann nicht wahr sein!“, murmelte James fassungslos.
„Es stimmt“, bestätigte Micheil.
„Was wirst du jetzt tun?“, wollte David wissen.
Micheil wandte den Blick ab. Die Geschwister und er hatten eine sehr enge Bindung, und keiner belog den anderen. „Das weiß ich noch nicht“, antwortete er ausweichend.
„Nun, da du Seana gesehen hast, wirst du sie wohl nicht im Stift belassen, nicht wahr?“, sagte James gespannt.
„Wieso nicht?“
Der gedehnte Ton, in dem Micheil gesprochen hatte, war für James Warnung genug. Wenngleich er den Bruder nicht reizen wollte, veranlasste die Erinnerung an Seanas hübsches Gesicht ihn jedoch, eindringlich zu erwidern: „Die Vergeltung ist zu grausam. Ich will nichts damit zu tun haben.“
„James!“ Erschrocken ergriff David ihn am Arm.
Kalt schaute Micheil James an und fragte zornig: „Du willst nichts damit zu tun haben? Pass gut auf, was du sagst“, fügte er hinzu und schloss die Finger um das Heft des Hirschfängers. Nie hatte er seine Kraft gegen einen der Brüder eingesetzt, war indes nun bereit, das zu tun. „Wen hat Seana in Bann geschlagen?“, äußerte er erregt. „Dich oder mich? Wie kannst du es wagen, dich gegen mich zu stellen? Hast du vergessen, dass ich das Oberhaupt der Sippe bin?“
„Das werde ich nie vergessen“, antwortete James und schüttelte Davids Hand ab. „Aber ich kann dich nicht belügen. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass Seana hinter den Mauern des Konvents verblassen soll. Denk nach, Micheil! Sie sollte nicht von kalten Steinen umgeben sein. Sie gehört in die Arme eines Mannes.“ James hielt inne und atmete tief durch. Er hatte seine Grenzen schon fast überschritten, fand jedoch, Vorsicht sei nicht mehr angebracht. „Wenn du Seana nicht willst, dann überlass sie mir, Micheil“, fügte er spröde an.
„Du forderst mich heraus?“
James griff nach dem Hirschfänger und wich vor Micheil zurück.
Micheil sprang auf ihn zu, doch David hielt ihn auf. Er war ihm an Kraft nicht gewachsen und wusste, der ältere Bruder hatte sich freiwillig von ihm zurückreißen lassen.
Mit großer Willensanstrengung beherrschte sich Micheil. Schwankend zwischen Zuneigung für die Brüder und Hass auf sie, sah er sie an. Nie zuvor hatten sie sich erkeckt, sich gegen ihn aufzulehnen. Jetzt begriff er, wie schmal der Grat zwischen Liebe und Hass war. Stolz straffte er sich und bemühte sich, die Enttäuschung über das Verhalten der Geschwister zu verbergen. „Und wie ist es mit dir, David?“, zwang er sich zu fragen. „Bist du derselben Meinung wie James?“
„Ja“, antwortete David ehrlich. „Auch ich kann dich nicht belügen. Wenn du Seana nicht heimführen willst, löse die Verlobung. Niemand kann dich daran hindern. Dann werden James und ich um sie werben.“
Finster furchte Micheil die Stirn und erwiderte verächtlich: „Einer MacKendrick wegen ergreifen meine Brüder gegen mich Partei! Das ist
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