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Historical Platin Band 04

Historical Platin Band 04

Titel: Historical Platin Band 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: THERESA MICHAELS MERLINE LOVELACE MARGARET MOORE
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vielen nutzlos im Kloster verbrachten, kummervollen Jahre kamen ihr in den Sinn. Neue Entschlusskraft fassend, entsann sie sich des ersten, vergeblichen Fluchtversuchs und nahm sich vor, diesmal erfolgreich zu sein. Große innere Ruhe erfasste sie, und sie nahm wieder den Lärm der sich auf dem Platz vor dem Gesindehaus und den Stallungen befindenden Menschen und Tiere wahr. Sie rieb die feucht gewordenen Hände am Rock ab, bückte sich und riss ein Büschel Gras mitsamt der Wurzeln aus. Sie war nicht besser gewandet als jede Magd, und in diese Rolle gedachte sie zu schlüpfen. Gesenkten Hauptes und mit hängenden Schultern eilte sie durch das Tor, hielt sich im Schatten der Versorgungsgebäude und hastete zum Dormitorium der Novizinnen.
    Der kahle Raum mit den vielen Strohlagern war nicht anheimelnd. Sie machte die Tür hinter sich zu und dachte sehnsüchtig an den Mann, der geäußert hatte, sie gehöre ihm. Hätte sie früher gewusst, dass die Schwägerin nach Deer Convent kommen würde, wäre sie ohne Zögern auf sein Angebot eingegangen. Es war nicht von großer Bedeutung, ob Liams Gemahlin sie holen wollte oder nicht. Früher oder später würde deren Bruder Micheil sich ihrer erinnern. Ein Frösteln überlief sie bei dem Gedanken, dass sie seiner Gnade ausgeliefert war. Nein, Wohlwollen würde er ihr gewiss nicht entgegenbringen.
    Unwillkürlich sah sie das Bild des Fremden vor sich. Langsam hob sie die Hand an die Lippen und meinte, wieder seinen warmen Mund auf ihrem zu spüren. Wohliges Behagen erfasste sie. Die Augen schließend, rief sie sich sein Gesicht ins Gedächtnis zurück. Sie wusste, sie vergeudete kostbare Zeit, musste indes ganz sicher sein, das Richtige zu tun. Möglicherweise war es doch noch die Furcht vor ihm, die sie in Bann hielt, doch sie konnte sich nur an sein sehr dunkles Haar und sein etwas verrucht wirkendes Lächeln erinnern, und natürlich auch an ihre Sehnsucht, ihn sie anlächeln zu sehen.
    Sie verdrängte die nutzlosen Gedanken und raffte ihre wenigen Habseligkeiten zusammen: ihr zweites Kleid, die Schnabelschuhe, die sauberen Untergewänder, ihre Nachthemden, den Kamm, Zunder und Feuerstein. Einen Moment lang überlegte sie, ob sie die Wolldecke mitnehmen solle, brachte es jedoch nicht über sich. Hastig stopfte sie die mit Lumpen und Heu gefüllte Matratze in den zweiten Kittel, legte ihn wie eine Schlafende hin und breitete die Decke darüber aus. Jeder, der nur flüchtig zu ihrem Bett herüberblickte, musste annehmen, sie liege auf ihrer Schlafstatt.
    In die Küche der Novizinnenschule konnte sie erst gehen, sobald der Tag sich geneigt hatte. Dort wollte sie sich Lebensmittel und ein Messer beschaffen. Unschlüssig überlegte sie, wo sie sich bis dahin verstecken könne. Die Antwort lag auf der Hand. Seana beschloss, sich im Haus der Ehrwürdigen Mutter zu verbergen. Die Mutter Oberin würde bestimmt im Saal des Gästehauses mit den Besucherinnen speisen und erst in ihre Kammer zurückkehren, wenn man sich allgemein zur Ruhe begab.
    Erneut ließ Seana große Sorgfalt walten, um das Ziel, das Klausurgebäude der frommen Schwestern, zu erreichen. Die von der Erhabenen Mutter bewohnte Klause war geräumig und enthielt ein bequemes Lager mit einem kostbar bestickten Überwurf, sichtbares Zeichen für den Reichtum, den sie bei ihrem Eintritt in den Orden der Benediktinerinnen dem Kloster eingebracht hatte. Die in den Kästen liegenden Decken waren gesteppt und mit Daunen gefüttert oder aus feiner, weicher Wolle. Seana hatte keine Hemmungen, sich eines dieser kostbaren Stücke anzueignen. Sie wollte das zuunterst liegende Plaid herausziehen und stieß plötzlich gegen etwas Hartes, das sich wie eine Stichwaffe anfühlte.
    Sie nahm den Gegenstand heraus und hielt einen aufwendig gearbeiteten Dolch in der Hand. Im schwindenden Nachmittagslicht schimmerten die geperlten Sarine und Turine rotbraun und blaugrün auf. Es war ein wertvolles Stück, und zudem benötigte sie eine Waffe. Sie betrachtete die mit Glasplättchen, kleinen Bergkristallen und Silberdraht verzierte Scheide, dachte an Craigell Castle und zwang sich sogleich, die Erinnerung an ihr Heim zu verdrängen. Sie würde das Stechmesser zum Ausgleich für ihre verlorene Freiheit mitnehmen.
    Rasch zog sie die Decke heraus, faltete sie und legte das behelfsmäßige Kissen in der Ecke der Klause neben der Tür auf die Steinquader. Dann setzte sie sich und lehnte den Kopf an die Wand. Sobald sie in Craigell Castle war, konnte

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