Historical Platin Band 04
auf sie einstürmten.
In Micheils Augen stand eine höhnische Herausforderung. Seana fühlte sich genötigt, seinem Blick zu folgen. Verwirrt schaute sie auf die blitzenden Klingen zweier Waffen, die das Kreuz für den Schwertertanz formten. Geschmeidig nahm Micheil seinen Platz ein. Die Spielleute hoben die Instrumente. Die Musik übertönte die Stimmen, die ihn anfeuerten. Er tanzte für Seana. Unverwandt schaute er sie an, so fest, wie er ihr Herz an sich gebunden hatte. Immer wieder blickte sie auf seine die vorgeschriebenen schwierigen Schritte ausführenden Füße, während die Sackpfeifen dudelten. Irgendwie wusste sie, dass seine Schuhe nie die Lamellen streiften. Er tanzte für sie, aus Lust und herausfordernd, doch nicht voll der Liebe, die zu sehen sie sich ersehnte. Und am Ende des Tanzes hob er in jäh eingetretener Stille erst das eine Schwert, dann das andere. Er kam zu Seana, blieb vor ihr stehen und hielt ihr einen Bidenhänder hin. Auf der Spitze des anderen funkelte ein breiter Goldreif. Micheil lachte leise und spöttisch, als er Seanas Verwirrung bemerkte.
Sie kam sich wie gelähmt vor, konnte sich auf dem Lager nicht drehen und hatte den Eindruck zu ersticken. Sie musste die Vision zu Ende träumen, ganz gleich, wodurch dieses Trugbild herbeigeführt worden war. Aber sie fürchtete sich. „Aus Liebe?“, hörte sie sich fragen. „Bietest du mir den Ring dar, um dich aus Liebe mit mir zu vermählen?“
„Minne? Hochzeit?“, fragte er spöttisch, und alle Anwesenden fielen in sein Gelächter ein. „Es ist eine schmale Fessel, die ich dir offeriere, statt des Halseisens, das ich dir anlegen sollte. Du hast geäußert, du würdest für jeden Hochländer die Beine spreizen …“
„Wirst du das nie vergessen?“
„Nein, nie und nimmer! Triff deine Wahl, Seana! Das Schwert oder der Ring.“
„Tod oder Entehrung.“
„In meinen Augen hast du keine Ehre. Wo ist mein Kind? Was hast du mit ihm gemacht?“
Seana schrak hoch. „Was habe ich getan?“, flüsterte sie und legte die Hand auf den Leib. Noch immer hallte ihr Micheils im Traum gehörte Frage in den Ohren wider, doch dann übertönte das schrille Gelächter seine Stimme. Und in ihrer so weit von Halberry Castle entfernten Kammer nahm sie den Geruch von Bocksgalle und Schierlingswurz wahr. „Mein Kind!“, sagte sie mit krächzender Stimme, als habe sie geschrien, bis sie einen wunden Hals bekam. „Micheil? Micheil? Was wird nun aus uns?“
Doch die Mauern von Craigell Castle gaben ihr keine Antwort.
„Ich kann dich nicht sehen, Seana. Was fehlt dir?“
Rauch stieg aus dem mit Glut gefüllten kupfernen Dreifuß auf. Fiona winkte Bridget noch näher zu den beißenden Dämpfen des auf die Holzkohle geträufelten Suds aus getrockneter Bocksgalle, zerstoßener Schierlingswurz und geriebenen Tollkrautes heran.
„Micheil stolpert, aber da war nichts, was seinen Schritt gehemmt hätte“, flüsterte sie, als könne die ihr in den Flammen erschienene Gestalt des Bruders sie hören. Er legte lauschend den Kopf zur Seite und wandte sich Bridget zu. Sie wich zurück. Er war blind. Anstelle seiner blauen Augen, mit denen er jedes ihrer Geheimnisse erforscht zu haben schien, waren nur noch leere Höhlen. „Was hast du ihm angetan, Fiona?“
„Nur das, was du sehen wolltest“, antwortete Fiona. „Jetzt kannst du den Zauber nicht abbrechen. Es ist alles da. Sieh hin und erfahre die Macht, der du dich ausgeliefert hast. Niemand wird stärker sein. Und Micheil wird endlich dafür büßen, dass er deine Ehre so gering schätzte und Seana zuliebe den Eid nicht einlöste. Sie sollen verloren sein, Bridget, einander für immer in Dunkelheit entrissen.“
„Und das Kind?“, erkundigte Bridget sich eifrig. Die Verlockung, in die Flammen zu starren, war unwiderstehlich. Bridget begann zu lachen, bis ihr die Tränen aus den Augen rannen, als sie das Ende sah.
Fiona überließ die Base den Visionen, huschte mit dem Pokal aus dem Gemach und stahl sich in Micheils Kammer. Sie schloss die Tür, blieb stehen und lauschte den vom Alkoven her dringenden Geräuschen. „Ja, ruf nach Seana, Micheil!“, flüsterte sie. „Ruf, so viel du willst. Ich werde sie dir bringen. Ich werde dir den Duft der Rosen und der Heide bringen, den Gesang der Vögel und das Rauschen linder Lüfte. Heiße Seana willkommen. Zeig deiner Liebsten, was sie in deinen Armen erwartet.“ Sie trank von dem Sud, küsste den Vetter dann auf den Mund, trank wieder, gab ihm
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