Historical Platin Band 04
erklärt. Jeder weiß, dass er darauf bestanden hat. An jenem Abend, als die Rede von der vorgesehenen Friedensverhandlung ging, hast du ihn vor allen Anwesenden belobigt, wenngleich viele von uns darüber nicht sehr glücklich waren.“
Micheil lachte spöttisch auf und schlug dem Bruder auf die Schulter. „Hat dich das ins Grübeln gebracht, James?“, fragte er belustigt. „Niall ist verschlagen. Er hat sich die größte Mühe gegeben, nach seiner Rückkehr vom ersten Gespräch mit Master Joris alle Welt davon zu überzeugen, er habe mich gewarnt, den MacKeith’ zu trauen. Ich hingegen sei so von mir eingenommen, dass ich nicht auf ihn gehört hätte und mich über die Regeln erhaben fand, denen Männer sich unterwerfen müssen.“
James legte die Hand um das Heft des Schwertes und sagte erzürnt: „Benenne mir die Hundesöhne, die Nialls Lügen Glauben schenken.“
„Beruhige dich, James. Du kennst sie ebenso gut wie die, welche mich aufgesucht und mich ihrer Treue versichert haben. Unser Clan ist nicht anders als andere Sippen. Überall gibt es eine Partei, die versucht, die Macht an sich zu reißen. So es einen Mann gäbe, der wert wäre, unserer Sippschaft vorzustehen, würde ich die Verantwortung gern an ihn abtreten.“
„Schweig!“, entgegnete James streng. „Das darfst du nicht tun, Micheil! Vater würde sich im Grabe herumdrehen, könnte er dich hören.“
„Er sucht mich oft genug in meinen Träumen heim, James. Hat David dir nicht erzählt, dass er ihn in seinen Gesichten erblickt? Ein Fluch lastet auf unserem Clan von dem Augenblick an, da unser Vater Bridgets Vermählung mit Liam MacKendrick billigte. Jeder von uns hat geahnt, dass diese Verbindung uns Unheil bringen werde. Und die Fehde ist noch nicht beendet. Erst dann, wenn Seana die Meine ist, werden wir Frieden haben.“
„Und was ist mit dem Ungeborenen, Micheil, das sie unter dem Herzen trägt? Es könnte von dir sein. Willst du zulassen, dass es dann als Lasterbalg zur Welt kommt?“ Jäh wurde Micheils Miene verschlossen. James wurde gewahr, dass der Bruder sich ihm an diesem Tag nicht eröffnen würde, wandte sich ab und verließ den Umlauf.
Micheil entsann sich, dass er sich vorgenommen hatte, Seana nicht zu begatten, damit sein Blut sich nicht mit ihrem in einem Spross seiner Lenden mischte. Auf das Meer starrend, empfand er eine tiefe, ihm unerklärliche Leere und sehnte sich danach, Seana bei sich zu haben.
19. KAPITEL
Vom Fenster des Frauentraktes aus beobachtete Bridget den Bruder und verfluchte ihn. „Komm und sieh dir Micheil an, Fiona“, sagte sie verächtlich. „Diese Metze hat ihm so den Kopf verdreht, dass er wie ein liebestoller Gimpel aufs Meer starrt, als erwarte er, sie dort zu ihm zurückkehren zu sehen.“
„Willst du alles bereithaben, wenn sie hier eintrifft?“, erkundigte sich Fiona. „Dann musst du, wenn du vermeiden willst, dass sie sich über dich beklagt, das Gesinde beauftragen …“
„Ja, ich werde Cesair …“
„Sie ist nicht wie wir!“, unterbrach Fiona scharf. „Das habe ich dir immer wieder gesagt. Du hast übernatürliche Fähigkeiten. Haben wir nicht unter Beweis gestellt, welche Macht du haben kannst, wenn du die überlieferten Bräuche anwendest?“ Sie verengte die Augen, lächelte verschlagen und begab sich zur Base. „Möchtest du nicht wieder einen Mann haben, der dir das Lager wärmt, ohne dass jemand davon weiß?“
„Sei still!“ Ängstlich schaute Bridget sich um und ergriff verstört Fiona beim Arm. „Du darfst nie wieder darüber sprechen.“
„Du wirst deine Träume nicht aufgeben“, entgegnete Fiona. „Hilf mir jetzt. Ich habe gesehen, welche Macht Seana über deinen Bruder hat. Was sie ihm heute Nacht antun wird, kommt ihn teuer zu stehen, bereitet dir jedoch großes Vergnügen. Solange du lebst, wird er nie jemanden höher schätzen denn dich.“ Im Stillen lächelte Fiona. Die Base durfte nicht einmal ahnen, wie schamlos sie ausgenutzt wurde.
Seana schrie. Fackeln und Kerzen tauchten den Großen Saal in Halberry Castle in gleißendes Licht. Micheil saß an der Credenz. Seana stand stolz und aufrecht vor ihm. Sie hörte hämische Bemerkungen, ausgesprochen von Menschen, die kein Gesicht hatten und außerhalb ihrer Sichtweite waren. Er erhob sich, kam zu ihr und zog sie auf die freie Fläche zwischen den Tischen.
Aufschreiend warf Seana sich hin und her und versuchte die Bilder zu verdrängen, die in rascher Folge
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