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Historical Platin Band 04

Historical Platin Band 04

Titel: Historical Platin Band 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: THERESA MICHAELS MERLINE LOVELACE MARGARET MOORE
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den Schmerz dämpfen, andere das Blut stillen, und wieder andere würden Gifte aus der Wunde ziehen.
    Sie folgte Ingemar zur Tür hinaus und musste praktisch rennen, um mit der großen Frau Schritt zu halten. Der Weg führte zu einem Haus auf der anderen Seite der Siedlung. Ingemar bückte sich unter der Türabdeckung hindurch, und Meradyce tat es ihr nach.
    Drinnen richtete sie sich auf und schaute sich um. „Wo ist das Kind?“, fragte sie die beiden Frauen, die dort auf sie warteten.
    Einar befand sich auf dem Weg zur Schiffswerft, als er das Kreischen hörte. Das Kreischen einer Frau! Sofort kehrte er um und rannte zum Dorf zurück.
    Vor Ulls Wohnstatt hatten sich viele Neugierige versammelt, doch das Kreischen hatte aufgehört. Einar lief zum Haus und riss die Abdeckung vom Eingang.
    Ull war nicht daheim. Ilsa und Ingemar, die sich auf dem Boden über etwas gebeugt hatten, erhoben sich langsam. Reinhild stand schluchzend in einer Ecke und bedeckte ihr Gesicht mit den Händen.
    Ehe Einar etwas sagen konnte, sah er, dass dort ein Mensch auf dem Boden lag. Eine Frau. Meradyce!
    Er trat näher. Meradyce stand langsam auf. Und dann sah Einar, was man ihr angetan hatte. Ihm stockte der Atem.
    Ihr Haar, ihr langes, herrliches Haar, lag in dichten Strähnen auf dem Fußboden. Ihr Gesicht war schmutzbeschmiert und ihr Gewand zerfetzt. Sie musste sich heftig gewehrt haben, doch man hatte sie trotzdem geschoren wie ein Schaf. Das verbliebene Haar war nur noch höchstens fingerlang.
    Einar blickte Ingemar an, die das Messer noch in der Hand hielt, und Ilsa, die triumphierend lächelte.
    Meradyce starrte die beiden Frauen zornig an. „Sage ihnen“, forderte sie Einar dann langsam und deutlich auf, „dass ich sie töten werde, falls sie mich noch einmal anfassen!“
    Einar bezweifelte keinen Moment, dass sie das genau so meinte, wie sie es sagte, und er schaute ihr nach, als sie hocherhobenen Hauptes das Langhaus verließ.
    Er hörte das bestürzte Stimmengewirr der draußen Versammelten, doch er lächelte nur eiskalt. „Sie sagte, sie würde euch töten, falls ihr sie noch einmal anfasst. Sie meint das auch so. Und falls sie es nicht tut, werde ich es tun.“
    Ingemar trat einen Schritt auf ihn zu und blickte ihn bittend an. „Sie verursacht hier zu viel Ärger …“
    Einar brachte sie mit erhobener Hand zum Schweigen. „Du wirst mir ab sofort weder den Wein und das Brot servieren, noch wirst du jemals wieder mit mir sprechen.“ Damit verließ er das Haus und trat auf die Dorfstraße hinaus. Weit voraus sah er die Sachsenfrau, doch zu seiner Verblüffung ging sie nicht zu Olvas Haus, sondern zu seinem.
    Er nahm die Menge der Schaulustigen nicht zur Kenntnis und folgte Meradyce rasch nach. Als er sein Haus betrat, sah er sie mitten im Raum stehen. Mit gesenktem Kopf kehrte sie ihm den Rücken zu und hatte die Arme vor der Brust verschränkt.
    „Haben sie dich verletzt?“, fragte er leise.
    Sie fuhr zu ihm herum, und jetzt war er noch verblüffter.
    Der Blick ihrer Augen war der eines Berserkers, eines jener wilden Krieger, die sich vor einer Schlacht selbst in eine blindwütige Mordlust versetzten.
    „Ich will Endredi“, verlangte sie grimmig. „Sofort!“ Einar blickte sie etwas verwirrt an. „Was?“
    „Ich habe gesagt, ich will Endredi. Auf der Stelle.“
    „Vielleicht kann meine Mutter …“
    „Ich will kein Mitleid. Ich will Endredi. Sie kann schweigen.“ Meradyce starrte ihn so zornsprühend an, als könnte sie ihn auf diese Weise dazu zwingen, sofort seine Tochter herzuholen.
    Selwyn hatte die Wahrheit über Meradyce gesagt. Sie war eine stolze Frau, und jetzt war ihrer persönlichen Ehre und ihrem Sinn für Gerechtigkeit Gewalt angetan worden. Sie hatte sich nichts zuschulden kommen lassen, das den Angriff der Frauen gerechtfertigt hätte. Sie hatte nicht darum gebeten, hierhergebracht zu werden. Wenn sie überhaupt etwas getan hatte, dann waren das ihre Bemühungen, den Wikingerfrauen zu helfen.
    Doch sie befand sich nun einmal hier, und obwohl sie nur Gutes getan hatte, waren ihre abgeschnittenen Strähnen der Dank dafür. Wenn diese Frauen einen Grund brauchen, um mich zu hassen, dachte sie, so werde ich ihnen diesen noch heute Abend liefern!
    „Ich werde dafür sorgen, dass sie bestraft werden“, erklärte Einar.
    „Nein, das erledige ich selbst.“
    „Du bist doch nur eine Frau …“
    „Sie sind auch nichts anderes.“ Sie überlegte einen Moment.„Ingemar kenne ich“, sagte sie und

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