Historical Platin Band 04
– nicht mehr lebte.
„Was, in Njörds Namen, hast du denn angestellt?“, rief Olva, als der noch immer tropfende Adelar ihr seinen großen Fisch entgegenhielt.
„Den habe ich gefangen.“ Er musste laut niesen, worauf Meradyce zu ihm eilte, ihm den Arm um die Schultern legte und ihn zum Herd zog. Dabei warf sie Einar einen vorwurfsvollen Blick zu.
Einar winkte ab. „Er ist in den Teich gefallen. Nichts Schlimmes.“
„Sieh dir lieber meinen Fisch an!“ Adelar schüttelte Meradyce’ mütterliche Umarmung ab.
„Er ist wirklich großartig“, sagte Meradyce, „doch jetzt musst du erst einmal etwas Trockenes anziehen.“
Betha saß mit einem Hündchen auf dem Schoß neben dem Webstuhl. „Ist der Fisch tot?“, fragte sie leise und voller Entsetzen.
„Selbstverständlich ist er das“, antwortete Adelar herablassend. Seine Schwester war wirklich zu dumm! „Wenn wir ihn essen sollen, muss er ja wohl tot sein.“
Olva winkte Adelar zu sich heran. „Komm, junger Krieger. Zieh dir etwas Trockenes an, ehe du noch krank wirst.“ Bevor Adelar Einspruch erheben konnte, fügte sie hinzu: „Und dann wird eine Weile weder gefischt noch gekämpft, eh?“
Während sich Adelar Einars Mutter fügte, kehrte Meradyce zu ihrem Platz beim Herd zurück. Sie hatte genäht und wollte jetzt ihre Arbeit wiederaufnehmen. Trotzdem war sie sich sehr bewusst, dass Einar noch immer neben der Tür stand.
„Magst du mein Hündchen?“, fragte Betha und hob ihren neuesten Liebling zu dem großen Wikinger hoch, der neben ihr stand.
Meradyce schaute auf und sah mit einem Blick Bethas vertrauensvolles Lächeln sowie das Unbehagen des Hündchens. Zu ihrem Erstaunen lächelte Einar liebevoll. Meradyce fand, dass er sehr gut aussah, wenn er so lächelte.
Er beugte sich hinunter, nahm Betha das Tierchen ab und fasste ihre Hand. Dann ging er mit der Kleinen zum Herd, setzte sich dort auf den Boden und zog sie sich auf den Schoß. Das Hündchen hielt er derweil sanft, doch fest in der Hand. „Das ist ein prächtiger Hund. Wie heißt er denn?“
„Ich habe ihn Alfred genannt, nach dem König. Mein Vater wird nämlich bald zu der Witan gehören, weißt du. Das sind die Leute, die dem König sagen, was er tun soll.“
Meradyce nähte schweigend weiter, obwohl sie ziemlich verblüfft war. Sie hatte nicht gewusst, dass Kendric einen Sitz in der Ratsversammlung anstrebte. Er besaß doch gar nicht den dazu notwendigen Rang – noch nicht jedenfalls. Sie hätte es sich ja denken sollen, dass sein Ehrgeiz so hoch zielte!
„Sehnst du dich sehr nach deinen Eltern zurück?“, fragte Einar sanft.
„Ja, doch wenigstens ist Meradyce ja hier.“
„Ja, wenigstens ist Meradyce hier.“
Das hörte sich so liebevoll an, dass es Meradyce ganz warm ums Herz wurde. Es schien beinahe, als freute er sich auch, dass sie hier war.
Olva kehrte mit trockener Kleidung für Adelar zurück. Sie lächelte, als sie Einar mit Betha zusammen sah. „Ihr beide seid euch sehr ähnlich – ihr mit euren Hätscheltieren! Hunde, Pferde, alle verletzten Kreaturen. Er hat auch immer alles mit nach Hause gebracht, um es gesund zu pflegen. Erinnerst du dich noch daran, wie du einmal diesen Fisch anbrachtest? Wie hattest du ihn noch gleich genannt?“
Einar warf Meradyce einen Blick zu und verdrehte die Augen. Sie musste einfach lächeln über sein scheinbares Unbehagen.
„Pünktchen“, antwortete er gespielt verlegen.
Olva setzte sich neben Meradyce und lachte leise. „Richtig, Pünktchen.“ Sie stieß Meradyce an. „Er hatte ihn in einem Bach gefunden. Der Fisch hatte sich in irgendwelchem Gestrüpp verfangen, und Einar kam an und holte sich meinen besten Kochtopf, um das Tier darin unterzubringen. Man stelle sich das vor! Ich habe ihm natürlich gesagt, er soll sich einen anderen Platz für den Fisch aussuchen.“
„Ja, und am nächsten Tag kam Svend von einer kurzen Handelsfahrt zurück“, erzählte sie weiter. „Damals war ich noch mit ihm verheiratet. Einar schaute beim Entladen des Schiffs zu, ich ging, um Feuerholz zu sammeln, und wir vergaßen beide, Svend etwas von dem Fisch zu sagen. Und als ich dann mit dem Holz heimkehrte, sah ich das arme Pünktchen – ordentlich ausgenommen und gereinigt fürs Abendessen!“
Meradyce bemühte sich nach Kräften, nicht laut loszulachen, besonders angesichts Einars niedergeschlagener Miene, die zu komisch aussah.
„Mit seinem Vater hat er eine ganze Woche lang kein Wort gesprochen“, schloss Olva.
In
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