Historical Platin Band 04
sie sich nicht mitansehen müssen.“
„Gut, dann bringe sie nach Haithabu. Doch kehre zurück. Du bist schließlich der beste Steuermann im Dorf – und außerdem mein Freund!“
Als Lars darauf schwieg, ging Einar ein Licht auf. „Dir liegt sehr viel an Ingemar. Deshalb verlässt du uns. Ich hatte keine Ahnung …“
Lars blickte ihn lächelnd an. „Ich habe sie schon immer begehrt, Einar, doch solange sie noch hoffte, von dir geheiratet zu werden, hatte ich ja keine Chance.“
„Also heirate sie und bleibe fort.“
Lars stand auf und schüttete noch Wasser auf die heißen Steine. „Einar, sie ist so stolz wie du. Sie will nicht in der Nähe der Sachsenfrau sein.“
Einar blickte seinen zum Fortreisen entschlossenen Freund an. „Es tut mir leid, dass du uns verlässt, Lars.“
Lars lächelte, doch seine Augen blieben traurig. „Ich wünschte, es wäre anders, Einar, doch ich begehre Ingemar schon so lange. Wenn das die Voraussetzung dafür ist, dass ich sie für mich gewinnen kann, dann muss ich mit ihr gehen.“
„Svend wird nicht gerade erfreut sein.“
„Ich freue mich auch nicht darauf, es ihm zu sagen.“
Einar lehnte sich an die warme Wand zurück. „Er wird vor Wut seinen Schild auffressen.“
„Ich weiß.“ Lars lehnte sich ebenfalls zurück. „Jetzt sage mir die Wahrheit, Einar, da ich ja ohnehin bald nicht mehr hier bin. Wirst du die Sachsenfrau zur Gemahlin nehmen?“
„Nein.“
„Lars hat sich geweigert, hierzubleiben?“ Hamar vermochte das kaum zu glauben, doch als er in das zornige Gesicht seines Vaters blickte, wusste er, dass es die Wahrheit war.
„Ich kann es ja selbst nicht glauben. Nur weil ein Weib hier fortwill!“
„Er begehrt Ingemar eben.“
„Soll er sie meinetwegen heiraten“, meinte Svend verächtlich. „Doch bei Odin, er ist schließlich ein Mann! Und die Frau muss tun, was er sagt. Ich weiß gar nicht, was mit meinen Kriegern los ist. Ihr seid alle verweichlicht!“
Hamar wusste, dass dies nicht der richtige Zeitpunkt war, um seinen Vater daran zu erinnern, dass dieser auch immer alles Erdenkliche getan hatte, um seine sämtlichen Gattinnen zufriedenzustellen. Er machte ihnen ja noch immer großzügige Geschenke, auch denjenigen, die sich schon vor Jahren von ihm geschieden hatten.
„Und dann diese lächerliche Sache mit Ull und Einar!“
„Einar scheint nicht sonderlich an der Sachsenfrau interessiert zu sein.“
Svend starrte Hamar ärgerlich an. „Bist du blind? Hast du nicht gesehen, wie er sie immer anschaut? Dem läuft ja beinahe das Wasser aus dem Mund, wenn er sie vor sich sieht – wie bei einem Hund, dem man ein Stück Fleisch vor die Nase hält. Und Ull – der benimmt sich wie ein liebeskranker Jüngling!“
„Vielleicht sucht sie sich Ull aus, und damit wäre die Sache dann aus der Welt.“
„Keine Frau würde Ull meinem Sohn vorziehen!“
Hamar unterdrückte ein Lächeln. „Nein, natürlich nicht.“ Er wurde wieder ernst. „Doch du weißt, wie Einar über die Ehe denkt. Was meint denn Olva dazu?“
„Was ist das?“, fragte Svend unvermittelt. Von draußen her hörten die beiden Männer mehrere Stimmen. Wortlos standen Svend und Hamar auf, um nachzusehen, worum es sich handelte.
Ilsa schritt mitten durch das Dorf. Sie trug ein Paar von Ulls Hosen und hatte ihr eigenes Kleid in den weiten Taillenbund gesteckt, den sie mit einer Hand festhielt, damit die Hose nicht rutschte. Die andere Hand hatte sie entschlossen erhoben.
Anscheinend verfolgte die ganze Siedlung den Fortgang der vorgeschriebenen Scheidungszeremonie. Einige Dörfler deuteten auf die Frau und lachten, andere blickten eher düster drein. Wieder andere zeigten besorgte Mienen, denn sie wussten, dass diese Scheidung zu einer Blutrache führen konnte.
„Wo ist Ull?“, fragte Svend.
Hamar schüttelte den Kopf. „Ich habe ihn heute noch nicht gesehen. Wahrscheinlich befindet er sich auf der Jagd.“
„Halte Ilsa sofort auf. Suche Ull.“ Wütend machte Svend kehrt, um in seine Halle zurückzugehen. „Und dann hole mir Einar und die Sachsenfrau.“
Kurz darauf waren Ilsa, Einar, Meradyce und Ull in der Halle des Häuptlings versammelt. Svend saß in seinem Sessel und blickte die vier vor ihm Stehenden finster an.
Aus dem Augenwinkel sah Einar seine Mutter, die sich zu einem Platz durchdrängte, von dem sie alles gut verfolgen konnte.
„Das muss aufhören“, erklärte Svend nachdrücklich und richtete die ganze Kraft seines eindringlichen Blicks auf
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