Historical Platin Band 04
würde sehr bald Schnee geben.
Er hatte auch gesagt, sie solle sich keine Sorgen wegen Adelar machen. Hoffentlich hatte er damit recht. Der Junge sprach noch immer nicht mit ihr, ja er schaute sie nicht einmal an. Er behandelte sie wie eine Verräterin, und vielleicht war sie das in seinen Augen ja auch.
Einar meinte, der Knabe würde schon bald erkennen, dass sie glücklich und mit dieser Ehe zufrieden war. Meradyce hegte da noch immer ihre Zweifel. Vernunft hatte nur wenig mit Gefühlen zu tun.
Wieder bewegte sich Einar, und diesmal streckte er die Hand nach Meradyce aus, um sie zu streicheln. Sie lächelte, denn sie wusste, dass der heutige Tag mit einem Liebesspiel beginnen würde. So hatte schließlich jeder Tag angefangen, seit ihnen von Svend die Ehe befohlen worden war. Meradyce bezweifelte nicht, dass sich auch der kommende Abend nicht von den vorangegangenen unterscheiden würde. Einar würde sie sich auf die Arme heben und sie zu seinem riesigen Bett tragen. Sie würden erst sehr, sehr spät einschlafen …
Von der Tür her war ein Geräusch zu hören. Meradyce setzte sich auf und zog die Decke mit sich hoch.
„Was ist?“, murmelte Einar und setzte sich ebenfalls auf. Der breit lächelnde Svend stand im Türrahmen. „Tut mir leid, dass ich dich wecken muss, mein Junge, doch Asa braucht dringend dein Weib.“
Einar drehte sich zu Meradyce um und lächelte ihr zu.
„Asa?“, fragte sie.
„Ja. Ihre Zeit ist gekommen.“ Einar wurde sofort wieder ernst, als er den Anflug von Besorgnis in Meradyce’ Gesicht sah. „Stimmt etwas nicht?“
Sie stand sofort auf und kleidete sich rasch an, wobei sie Svend, der noch im Türrahmen stand, nicht zur Kenntnis zu nehmen versuchte. „Ich gehe jetzt. Würdest du bitte Endredi holen?“
„Endredi?“
„Sie will von mir lernen. Ich unterweise sie in der Geburtshilfe. Außerdem werde ich sie jetzt auch brauchen.“
Nackt, wie er war, erhob sich Einar aus dem Bett. „Worum handelt es sich?“, fragte er leise in sächsischer Sprache, während sein Vater von einem Fuß auf den anderen trat und immer ungeduldiger wurde.
„Asa wird mit Zwillingen niederkommen. Das könnte schwierig werden.“
„Weiß Asa es?“
Meradyce schüttelte den Kopf und packte eilig Heilkräuter und andere Arzneien in ihren Korb. „Nein.“ Sie blickte zu Einar hoch und lächelte ein wenig. „Ich will alles tun, was ich kann. Sie hat die Kinder länger ausgetragen als die meisten Frauen, und deshalb darf man hoffen, dass alles gut verläuft.“
Einar bezweifelte nicht im Geringsten, dass Meradyce wissen würde, was zu tun war, falls sich doch Komplikationen ergeben sollten. Sie würde Asa so gut und kundig wie nur möglich beistehen.
Meradyce war jetzt bereit. Sie eilte zur Tür hinaus; den Weg zum Badehaus kannte sie ja. Einar und Svend gingen zusammen, um Endredi zu holen.
Olva lächelte, als sie die beiden ins Haus treten sah. „Einar! Von dir sehen wir ja kaum noch etwas. Und Svend! Welchem Umstand verdanken wir denn diese Ehre?“
Die Männer mussten über Olvas neckende Tonlage lachen. Betha kam aus dem Hintergrund des Langhauses angelaufen. „Wie gefällt euch mein neues Kätzchen?“, fragte sie und hob ihnen das schwarze Wollknäuel entgegen.
„Es ist sehr hübsch.“ Einar blickte seine Mutter bedeutungsvoll an. „Meradyce braucht Endredi.“
„Aha, wegen Asa, ja?“
Die beiden Männer nickten.
„Bekommt sie jetzt ihre Babys?“, erkundigte sich Betha fröhlich.
„Ja“, antwortete Olva.
Betha trug jetzt ihr Kätzchen ins Bett zurück. Die Männer schauten ihr hinterher und waren verblüfft darüber, dass sie die Sprache der Wikinger so flüssig beherrschte.
„Babys? Was meint sie damit – Babys?“, fragte Svend.
Olva überhörte das einfach. „Adelar, Endredi ist gegangen, um die Ziegen zu melken. Suche sie und sage ihr, dass Meradyce sie benötigt.“
Einar hatte den Jungen bis jetzt gar nicht bemerkt, der nun wortlos das Haus verließ. Der Hass, der in Adelars Augen schwelte, entging ihm jedoch nicht.
Er fragte sich, ob er sich vielleicht mehr um den Knaben hätte kümmern müssen, doch es war schließlich ganz natürlich, dass ein Mann lieber mit seiner neuen und wunderbaren Gemahlin zusammen sein wollte. Von Olva hatte er gehört, dass Adelar die meiste Zeit mit Thorston zusammen verbrachte, und deshalb hatte er sich um ihn weiter keine Sorgen gemacht.
„Was meint sie mit Babys?“, fragte Svend noch einmal.
Einar blickte seinen Vater
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