Historical Platin Band 04
Tür, und als er ihre lächelnde Miene sah, war er ganz offensichtlich erleichtert.
„Ihnen allen geht es gut, ja?“, erkundigte er sich leise und nahm sie unter seinem Umhang in die Arme. Es war sehr dunkel, doch sie hatte keine Ahnung, ob es Spätnachmittag, Abend oder tiefste Nacht war. Die Luft schien zu gefrieren, und schwerer Schneefall hatte eingesetzt.
„Ja, allen geht es bestens. Svend ist natürlich ganz entzückt über seine beiden neuen Söhne.“ Sie kuschelte sich in Einars warme Umarmung und wandte den Kopf ein wenig, um ihn ansehen zu können. „Wie viele Kinder hat dein Vater eigentlich ganz genau?“
Einar blickte ein wenig schief lächelnd auf sie hinunter. „Nun, da wäre Hamar, der Erstgeborene von seiner ersten Ehefrau. Dann kommt sein edelster Sohn …“
„Du?“
„Ja, selbstverständlich.“ Einar lachte leise. „Mit seiner dritten Frau, die gestorben ist, hat er drei Mädchen und zwei weitere Söhne, und von Vedis, seiner vierten Frau, die noch immer mit ihm verheiratet ist, vier Töchter und zwei Söhne. Seine fünfte Frau ist bei der Niederkunft gestorben, wie das Kind auch. Seine sechste Frau, Brynhild …“
„Die Schwere, Kräftige?“
„Ja. Sie hat ihm drei Söhne geschenkt.“
„Und jetzt ist sie wieder schwanger.“
„Meinst du? Bei Brynhild kann man das nie so genau wissen. Sie sieht immer so aus, als wäre sie schwanger.“
„Und seine siebte Frau?“
„Oh, die hat sich von ihm geschieden, sobald sie hier eintraf und von seinen anderen Gattinnen erfuhr.“
„Stört sich Asa nicht an den anderen Frauen?“
Einar schüttelte den Kopf. „Nein. Mein Vater liebt sie aufrichtig, weißt du. Ich habe nie gesehen, dass er sich so sehr um irgendeine andere Frau bemüht hätte.“
„So etwas Ähnliches sagte mir Olva neulich auch über dich“, bemerkte Meradyce neckend.
„Muss wohl an der Jahreszeit liegen“, meinte er leichthin.
Meradyce kniff ihn in den Arm.
„Wofür war das denn?“
„Für die Jahreszeit“, lautete ihre Antwort. Meradyce war einfach restlos glücklich. Sie hatte sich noch nie so frei zum Scherzen, Necken und Spielen gefühlt. Es war, als hätte sie erst eine Frau werden müssen, um die Freiheiten eines Kindes genießen zu dürfen.
Er lachte leise und schlang die Arme fester um sie. „Ich bin so froh, dass du bei uns bist, Meradyce.“ Er drückte ihr einen zärtlichen Kuss auf die Stirn. „Nicht nur meinetwegen – obwohl das schon eine Menge bedeutet. Doch wenn jetzt Asa etwas geschehen wäre, hätte das meinem Vater das Herz gebrochen.“
Sie hob ihm ihre Lippen entgegen, um ihren Empfindungen für ihn leidenschaftlicheren Ausdruck zu verleihen, und sie fühlte, wie er seine Hände an ihren Armen hinaufgleiten ließ.
„Meradyce!“
Das war Olvas Stimme. Einars Mutter war gleich nach der Geburt der Zwillinge gekommen und hatte angeboten, Wein und etwas zum Essen zu holen. Als sie jetzt jedoch durch das dichte Schneetreiben heraneilte, trug sie nichts in den Händen. „Meradyce!“, rief sie wieder, und ihrer Stimme war die Verzweiflung deutlich anzuhören.
„Was gibt es?“ Meradyce löste sich aus Einars Umarmung.
„Adelar und Betha! Sie sind verschwunden!“
„Verschwunden?“, fragte Meradyce verwirrt. Wie konnten die Kinder denn verschwinden?
Olva war jetzt herangekommen. Sie atmete schwer. „Als ich fortging, schliefen sie. Thorston war bei den anderen Männern in der Halle, und ich wusste, er würde nicht lange ausbleiben. Doch als ich selbst zurückkam, waren die Kinder verschwunden!“
Ehe Meradyce etwas sagen konnte, machte sich Einar mit langen, entschlossenen Schritten auf den Weg. „Sie können noch nicht weit gekommen sein“, rief er über die Schulter hinweg zurück. „Wir werden sie finden.“ Und damit verschwand er in der Dunkelheit und im Schneetreiben.
Betha klammerte sich an Adelars Umhang, obwohl ihre Finger so kalt waren, dass sie sie kaum noch bewegen konnte. „Ich bin so müde“, sagte sie zähneklappernd, und ihre tauben Füße stolperten immer öfter.
Adelar warf ihr einen Blick zu und wäre dabei beinahe über den bis auf den Boden reichenden Umhang gefallen, den er trug. „Wir sind noch nicht weit genug gekommen.“ Er sah die Zeichen der Müdigkeit und der Erschöpfung im Gesicht seiner Schwester. „Mach dir keine Sorgen. Thorston hat gesagt, hier ganz in der Nähe gebe es Hütten, die von den Hirten im Sommer benutzt werden.“
Betha nickte und lief weiter. Es schien schon so
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