Historical Platin Band 04
sündigen Lächeln vor.
„Meine Finger sind jetzt schon ganz schrumpelig“, erwiderte sie und versuchte, dabei höchst missbilligend zu sprechen. „Und was meinen Rücken …“ Sie legte sich die Hand ins Kreuz, als litte sie größte Schmerzen.
„Du wolltest es ja wissen“, meinte er leichthin.
Darauf ging Meradyce nicht ein. Sie bückte sich und hob den Umhang auf, den Einar auf den Boden hatte fallen lassen. „Es war nicht nötig, dass deine Mutter die ganze Arbeit hier gemacht hat. Ich würde das schon selbst erledigt haben, wenn mir mein Gatte die Möglichkeit dazu gegeben hätte …“
„O ja, selbstverständlich! Gib mir nur die Schuld an allem. Ich glaube beinahe, Frauen heiraten nur, um dann jemanden zu haben, dem sie es vorwerfen können, wenn sie ihre Arbeit nicht schaffen.“
„Das mag schon sein, doch wenn eine Frau erst einmal einen Ehemann hat, muss sie auch dreimal so viel arbeiten.“
Einar zuckte die Schultern und lächelte. „Ich denke mir, das Leben als verheiratete Frau bringt auch seine Vorteile.“
Meradyce versuchte ernst zu bleiben. „Auf jeden Fall will ich mich bei Olva bedanken, Einar. Dieses Haus war wirklich sehr schmutzig.“
Er blickte sie säuerlich an. „Weil ich keine Sklavinnen halte, die hier sauber machen.“ Seine Miene hellte sich wieder ein wenig auf. „Und weil ich bis jetzt auch keine Gattin hatte, die das tun konnte.“
Sie setzte sich zu ihm an den Herd. „Weshalb hältst du eigentlich keine Sklaven, Einar? Ich dachte immer, alle Wikinger, die über einigen Wohlstand verfügen …“
„Weil meine Mutter früher einmal eine Sklavin der Sachsen war“, antwortete er. „Auf diese Weise hat sie auch meinen Vater kennengelernt. Er hatte ihr Dorf überfallen, und statt ängstlich vor den Barbaren davonzurennen, ist sie zu ihm gelaufen und hat ihn gebeten, sie mit sich zu nehmen. Das tat er dann auch.“
Meradyce schaute ihn überrascht an. „Davon wusste ich ja gar nichts.“
„Natürlich nicht.“ Einar schmunzelte. „Ich kann mir denken, die Vorstellung, dass eine Sachsenfrau einen Wikinger anziehend findet, ist ziemlich erschreckend.“
Sie errötete. „Offenkundig haben deine Mutter und ich vieles gemeinsam.“
„Ja, mich zum Beispiel.“
„Ich meinte eigentlich …“
„Und ich könnte mir für Frauen auch nichts Besseres vorstellen, als mich gemeinsam zu haben“, fiel er ihr ins Wort.
„Also, von allen eingebildeten Männern bist du ja wohl …“
Er lachte und zog sie sich auf den Schoß. „… derjenige, der dich errungen hat“, beendete er ihren Satz auf seine Weise. „Und dafür werde ich den Göttern zeit meines Lebens dankbar sein.“ Er besiegelte das mit einem zarten Kuss.
Sie bemühte sich sehr, ihn furchtbar streng anzusehen. „Und trotzdem glaube ich, dass du eingebildet bist. Und überheblich. Und entschieden zu sehr von dir selbst überzeugt.“
„Du ärgerst dich ja nur darüber, dass ich dir nicht nachgelaufen bin wie Ull und die anderen. Das finde ich nun wieder eingebildet, überheblich und entschieden zu sehr von dir selbst überzeugt.“
„Dann passen wir ja hervorragend zueinander“, stellte sie fest.
„Absolut meine Meinung.“ Einar lachte und hob sie sich vom Schoß. „Übrigens bist du nicht die einzige Person, der hier und da etwas wehtut“, bekannte er verschämt.
Er nahm einen Löffel auf, beugte sich über den Kochtopf und kostete das Fleischgericht. „Das ist einfach köstlich! Es könnte natürlich auch sein, dass es mir nur deswegen so gut schmeckt, weil unsere kürzliche Betätigung sich so sehr auf meinen Appetit ausgewirkt hat.“
„Also war wahrscheinlich auch Endredi hier.“
„Willst du damit sagen, meine Mutter sei keine gute Köchin?“
Meradyce füllte für ihn und sich selbst etwas von dem Gericht in kleinere Schüsseln. „Keineswegs. Damit will ich nur sagen, dass Endredi eine hervorragende Köchin ist.“
„Eigentlich weiß ich sehr wenig über meine Tochter“, sagte er nachdenklich.
Meradyce stellte ihre Schüssel ab und nahm sein Gesicht sanft zwischen die Hände, denn sie hatte den wehmütigen Ausdruck in seinen grauen Augen gesehen. „Es ist noch nicht zu spät“, sagte sie leise.
„Es war eine Schenke. Das ist alles, was ich weiß“, erklärte Lars, während er sich mit Ingemar an seiner Seite durch die belebten Straßen von Haithabu drängte.
„Hatte er keine Angst, sich ganz allein unter die Sachsen zu begeben?“
„Nein.“ Lars sah Nils’
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