Historical Platin Band 04
alle miteinander schuldig. Thorston macht sich größte Vorwürfe, weil er von den Nachbarsiedlungen gesprochen und seine Truhe nicht verschlossen hatte.“
„Adelar muss wirklich verzweifelt gewesen sein, wenn er sich zu einem Diebstahl entschloss.“
„Deshalb glaube ich auch nicht, dass du ihn hättest aufhalten können“, sagte Olva leise.
Beim Anblick des um ihre Füße wirbelnden Schnees sah Meradyce das Schreckensbild vor sich, wie sich Betha und Adelar allein und frierend durch das Unwetter kämpften. „Hört dieser Schneesturm denn nie auf?“, rief sie hilflos aus.
„Die Männer haben sich zu Pferde auf die Suche gemacht. So kommen sie schneller voran als die Kinder.“
„Wenn wir doch nur etwas unternehmen könnten!“
„Ich werde zu Freyja beten. Bete du zu deinem Gott.“
Das Unwetter ließ kurz vor Tagesanbruch nach, doch der bitterkalte Wind legte sich nicht. Am Rand der Sommerweide schaute Ull zu den Bäumen hinüber, deren Äste sich unter der Schneelast bogen.
Während der Nacht und in den frühen Morgenstunden hatte er die Sachsenbälger unausgesetzt im Stillen verflucht. Dummköpfe waren sie, alle beide! Bei einem solchen Schneesturm aufzubrechen!
Er hoffte nur, dass sie gefunden wurden, und zwar bald. Wenn sie umkamen, würde das seine ganzen Pläne ruinieren. Schließlich brauchte er die Hilfe des Sachsenthans, wenn er Svend und dessen Söhne aus dem Feld schlagen wollte.
Hungrig und vom nassen Schnee durchweicht, gab Ull jetzt ärgerlich auf. Er wollte heimkehren, etwas essen und dann, wenn nötig, wieder von vorn mit der Suche beginnen. Er wendete sein Pferd und ritt den Berg hinab. Gelegentlich sah er einen der anderen Reiter, die sich langsam zwischen den Bäumen umherbewegten.
Nach ein paar Minuten musste er absitzen, um einem menschlichen Bedürfnis abzuhelfen, und bei dieser Gelegenheit entdeckte er die Hütte, die der Schnee fast unter sich begraben hatte. Unverzüglich lief er dorthin. Er stieß die Tür auf und spähte hinein.
Die Hütte war leer. Er trat ein und sah sich die Herdstelle genauer an. Irgendjemand war hier gewesen, und zwar noch vor Kurzem. Ull bückte sich und berührte die Asche. Sie war noch warm.
Ein Lächeln zog sich langsam über sein Gesicht. Falls er die Kinder fand, würde Svend ihn mit Sicherheit belohnen. Wenn die beiden froren und hungrig waren, würden sie glücklich sein, von ihm, Ull, gerettet zu werden, und vielleicht vertrauten sie ihm dann auch. Das würde es leichter machen, sie im Frühling fortzuschaffen.
Ull verließ die Hütte wieder und suchte draußen den Schnee nach Spuren ab. Zu seinem Erstaunen fand er keine. Vielleicht hatten die Geschwister die Hütte wieder verlassen, als es noch schneite. Allerdings glaubte Ull nicht, dass der Junge so schlau war, absichtlich keine Spuren zu hinterlassen.
Ull kehrte zu seinem Pferd zurück und überlegte sich, wohin sich die Kinder wohl gewandt hatten. Weit konnten sie ja nicht sein. Eigentlich könnte ich hier einmal eine kleine Pause machen, dachte er. In der Hütte war es noch warm, und etwas Wein konnte er jetzt auch gebrauchen.
Er schnallte den Ledersack von seinem Pferd und kehrte zur Hütte zurück.
Vom nahe gelegenen Kiefernhain her beobachtete Adelar Ull. Unter den hohen Bäumen wuchs niedriges Buschwerk, und darunter hatten sich die beiden Kinder versteckt. Hier war der Boden zwar feucht, doch nicht schneebedeckt, und Adelar fand es vernünftiger, sich zu verbergen als davonzulaufen.
Als er Ull in die Hütte treten sah, überlegte Adelar, ob sie jetzt weiterlaufen sollten. Er entschied sich jedoch dafür, lieber abzuwarten, bis der Mann sich wieder aufs Pferd gesetzt hatte und weitergeritten war.
Adelar warf einen Blick zu Betha hinüber, die zusammengerollt wie eines ihrer Kätzchen auf der Seite lag. Es hatte lange gedauert, bis sie in dieser Nacht endlich aufgehört hatte, vor Kälte zu zittern. Er selbst war danach in einen unruhigen Schlaf gesunken und kurz vor Tagesanbruch wieder erwacht. Er hatte gesehen, dass der Schnee jetzt weniger dicht fiel, und da hatte er sofort erkannt, dass es das Beste wäre, wenn sie aufbrächen, bevor es gar nicht mehr schneite, denn nur so würden sie keine Spuren hinterlassen.
Es war schwierig gewesen, Betha aufzuwecken, doch er wusste ja, dass sie müde vom langen Laufen war. Schließlich hatte sie leise gestöhnt, und als sie sich aufgesetzt hatte, war ihr Gesicht vom Schlaf gerötet gewesen. Gerade waren sie aus der Hütte
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