Historical Platin Band 04
Sachsen erreichen. Nun komm schon! Die anderen warten auf uns!“
„Ich weiß nicht recht, Ull. Möglicherweise gibt der Sachse uns die Schuld an dem Tod seiner Tochter. Vielleicht sollten wir das Ganze lieber lassen.“
„Sei doch kein Narr! Wir werden ihm den Jungen bringen, und das ist das Wichtigste. Der kleine Bursche ist das, was der Vater haben will. Für ihn wird er zahlen.“ Die Hand am Schwertknauf, blickte Ull seinen Bruder fest an. Falls Siurt sich jetzt verweigerte, würde Ull ihn töten müssen. „Also bist du nun dabei, oder nicht?“
„Ich habe nur nachgedacht, Ull, weiter nichts. Ich meine, einem Sachsen die Lage der Siedlung zu verraten, das ist ziemlich riskant.“
„Du bist der Einzige, der mich mit solchem Unsinn belästigt, Siurt! Ich habe es dir doch erklärt – wenn du dir wegen der Sachsen solche Sorgen machst, dann brauchen wir sie doch nur umzubringen, sobald wir das Dorf beherrschen. Nachdem Svend und seine Söhne aus dem Weg geräumt sind, folgen die Bewohner unserer Führerschaft.“
„Und wenn die Sachsen nicht kommen?“
„Dann stirbt der Junge. Ich glaube nicht, dass sein Vater sich weigern wird.“
„Wenn er es nun doch tut? Hierher können wir nicht zurückkehren. Unser Leben wäre nicht den kleinsten Bruchteil eines Silberstücks mehr wert.“
„Was macht’s? Wir haben genug Männer, um eine neue Siedlung zu gründen. Vielleicht drüben im von den Dänen beherrschten Land.“
„Unsere Ehefrauen …“
„Bei Thors Donner! Wir können doch überall neue Weiber bekommen.“
Siurt lächelte. „Da hast du wahrscheinlich recht. Junge und hübsche, eh?“
„Ich sehe, dass du endlich etwas begreifst“, sagte Ull säuerlich. „Und jetzt lass uns den Jungen holen.“
Meradyce runzelte die Stirn, während sie sich bemühte, es Endredi nachzutun und die Stiele der Wildblumen zu einer Girlande zusammenzuflechten. Es war ein warmer, sonniger Tag, und der Frühling lag in der Luft. Ein leiser Wind trug den Duft von frischem Gras sowie die Stimmen der anderen Frauen und der Kinder über den Abhang. Jedermann war damit beschäftigt, die Zutaten für den Blumenschmuck zu sammeln.
„Anscheinend bekomme ich das nicht hin“, bekannte Meradyce niedergeschlagen und hielt ihre recht jämmerliche Girlande hoch, die den Eindruck machte, als würde sie im nächsten Moment auseinanderfallen.
Endredi lächelte. „Es geht doch! Man braucht nur etwas Übung dazu.“
„Also gut, ich werde fleißig üben.“
Meradyce strahlte ihre Gefährtin an. Sie und Endredi waren die besten Freundinnen, und dass jetzt zwischen Einar und seiner Tochter alles gut war, trug dazu bei, dass sie sich einfach wohlfühlte.
„Wie viele brauchen wir denn noch?“
Endredi nickte zu dem Festkarren hinüber, den die Frauen und Kinder zum Hügel gebracht hatten und in dem sich die hölzerne Statue des Gottes Freyr befand. „Wir füllen den ganzen Karren mit Girlanden. Es ist eine große Ehre für unser Dorf, dass wir ihn in diesem Jahr schmücken dürfen, und da wollen wir auch unser Bestes geben.“
„Damit er hübsch aussieht?“
„Damit Freyr zufrieden ist – und damit die anderen Dörfer beeindruckt sind.“
„Bleibt der Karren denn nicht hier?“
„O nein. Er fährt in alle Nachbarsiedlungen. Hamar führt ihn dieses Jahr an – eine große Ehre, das kannst du mir glauben.“
Meradyce betrachtete die Blumen in ihren Händen. Diese Girlande wurde auch nicht besser als die vorige. Außerdem fragte sich Meradyce, ob es für sie überhaupt schicklich war, bei den Vorbereitungen zu einem Wikingerfest zu helfen.
Die Dörfer der Sachsen hatten selbstverständlich ihre eigenen Frühlingsriten, um eine gute Ernte zu erflehen, doch dabei wurde immer Gott der Herr angerufen, und nicht nur einer unter den zahlreichen Wikingergöttern.
Einar würde es auf jeden Fall erfreuen, und Meradyce wollte nicht nur ihn glücklich machen, sondern sie wollte sich selbst auch ihrem neuen Leben anpassen.
Endredi blickte zum blauen Himmel hoch. „Ich hoffe, das Wetter hält. Svend wartet schon darauf, die erste Ackerfurche zu pflügen. Wenn mein Vater und Thorston nicht bald heimkehren, wird er das wahrscheinlich ohne sie tun.“
„Wäre das so schlimm?“
„Nun ja, dann verpassen die beiden das schöne Festessen.“
Endredi warf Meradyce einen Seitenblick zu. „Seit drei Tagen hat Adelar mit niemandem mehr gesprochen“, sagte sie leise. „Und seit gestern habe ich ihn nicht mehr
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