Historical Saison Band 08
Sesseln und fragte sie, was sie mit ihrem Leben anfangen wollte.
„Wie Connie mir erzählte, wohnt eine Gesellschafterin bei dir. Alles sehr respektabel, aber ziemlich langweilig für ein Mädchen wie dich. In einer Ehe wärst du besser dran.“
„Ganz sicher nicht!“, protestierte sie.
Waldo Stavelys kleine runde Augen, die so oft fröhlich glitzerten, inspizierten sie eingehend. Wer ihn besser kannte, ließ sich von seiner lässigen Jovialität nicht täuschen. Er verfügte über einen bemerkenswerten Scharfsinn und war ein erfolgreicher Geschäftsmann. Im Lauf seines Lebens hatte er es zu beachtlichem Reichtum gebracht, der ihm ein Leben in großem Luxus ermöglichte.
„Vielleicht wirst du dich irgendwann anders besinnen“, erwiderte er und tätschelte ihr die Hand. „Man soll natürlich nichts überstürzen. Wenn man jung ist, macht man mitunter schreckliche Fehler. Also ist es besser, wichtige Entscheidungen zu treffen, wenn man vernünftig geworden ist und weiß, was einem guttut.“ Sein Blick glitt zu Philip hinüber. „Zum Glück habe ich meinen Neffen überredet, sich Zeit zu lassen. Den Rat, den ich ihm damals erteilte, hat er befolgt und zu schätzen gewusst. Obwohl er es niemals zugab. Zumindest nicht mir gegenüber.“
Die Enthüllung verwirrte Beth. Obwohl sie wusste, dass Waldo seinem Neffen empfohlen hatte, die Verlobung mit Eugenie zu verschieben, verstand sie nicht, warum Philip das würdigen sollte – nach allem, was geschehen war. Unglücklicherweise fand sie keine Gelegenheit, genauer nachzufragen, denn in diesem Moment gesellte sich der Baronet zu ihnen.
„So, das war’s!“, verkündete Philip entschlossen. „Wenn noch mehr Gäste eintreffen, soll Connie sie allein begrüßen. Immerhin hat sie diesen ganzen Zirkus organisiert.“
„Wenn du deinen Geburtstag nicht feiern willst – warum hast du deiner Schwester erlaubt, überhaupt ein Fest zu veranstalten?“, fragte Beth.
„Ist das nicht offensichtlich?“ In gespieltem Staunen starrte er sie an. „Weil ich wusste, ein Ball würde mir ermöglichen, nur mit Damen meiner Wahl zu tanzen. Bist du bereit?“
Herausfordernd lächelte er sie an und reichte ihr seine Hand. Was das bedeutete, verstand sie sofort, denn der Zeremonienmeister hatte soeben den Tanzabend eröffnet.
Den Kopf schief gelegt, schaute sie zu ihm auf. „Willst du etwa meinen Ruf ruinieren?“
„Würde dich das stören?“, fragte er und sah ihr tief in die Augen.
„Kein bisschen“, antwortete sie wahrheitsgemäß.
„So gefällst du mir“, lobte er und zog sie auf die Füße.
„Gefallen hat sie dir schon immer, Junge“, murmelte Waldo und sah dem Paar auf dem Weg zur Tanzfläche wohlwollend hinterher.
6. KAPITEL
Einen so erfreulichen Abend hatte Beth schon lange nicht mehr erlebt. Vielleicht war es sogar der schönste meines Lebens, dachte sie, als sie im Morgengrauen ins Bett sank.
Philip, der so großen Wert auf Anstand und Benehmen legte, war über seinen Schatten gesprungen. Natürlich wusste er, dass der Walzer, der sich auf der anderen Seite des Kanals so großer Beliebtheit erfreute, in England immer noch missbilligt wurde. Junge Damen, die in der Öffentlichkeit Walzer tanzten, setzten ihren guten Ruf aufs Spiel. Trotzdem hatte er Beth den verpönten Tanz vorgeschlagen. Und wie es ihrem freimütigen Wesen entsprach, hatte sie die Herausforderung ohne Zögern angenommen.
Unter den Augen sämtlicher Gäste waren sie drei Minuten lang das einzige Paar auf dem Parkett gewesen, doch Beth hatte sich kein bisschen befangen gefühlt. Ganz im Gegenteil, sie glaubte zu schweben – im Arm eines Gentleman, der sich höchst elegant zu bewegen wusste. Auch ihre eigenen Fertigkeiten ließen nichts zu wünschen übrig, seit ihr zu Beginn des Sommers ein französischer Tanzlehrer in Paris beigebracht hatte, wie man sich im Dreivierteltakt wiegte.
Mr Bathurst und Ann folgten ihnen als Erste auf die Tanzfläche. Schließlich hatten sich auch andere Paare hinzugesellt.
Bedauerte sie, gegen die Regeln der Schicklichkeit verstoßen zu haben? Nein, nicht im Mindesten. Was hatte sie schon zu verlieren, wenn sich ihr Verhalten herumsprach? Sie beabsichtigte nicht, in den geheiligten Hallen von Almack’s einen Heiratskandidaten zu suchen. Also musste sie nicht befürchten, die strengen Schirmherrinnen des Etablissements zu schockieren.
Ohnehin würden die meisten Leute ihre Freundschaft mit Philip falsch einschätzen und die Brauen hochziehen, wenn er
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