Historical Saison Band 08
erfuhren wir von seinem Colonel.“
„Ich konnte nur sehr wenig tun“, erwiderte sie mit belegter Stimme. Tragische Erinnerungen überschatteten ihre feinen Züge.
„Keineswegs. Zumindest veranlassten Sie, dass mein Bruder von den Toten und Sterbenden entfernt wurde. Sie schnitten die Kugel selber aus seinem Magen heraus, weil der Militärarzt vollauf damit beschäftigt war, den Verwundeten zu helfen, die noch Überlebenschancen hatten. Und Sie blieben bei Harry, bis es sicher schien, dass er genesen würde.“
„Doch so war es nicht“, flüsterte sie.
„Unglücklicherweise nicht … Unentwegt frage ich mich, ob er an seiner Wunde starb – oder weil er sich nicht verzeihen konnte und deshalb seinen Lebenswillen verloren hatte.“
Darauf wusste sie keine Antwort. „Von alldem war mir nichts bekannt, bis er mir erzählte, er habe damals die Karriole gesteuert und zu schnell um eine Kurve gelenkt. Da sei die Chaise umgestürzt. Eugenie starb, während er selber nur ein paar Kratzer abbekam. Jedenfalls war es ein Unfall. So etwas hätte jedem zustoßen können.“
„Ja, genauso gut hätte es mir passieren können …“ Gedankenverloren starrte Simon in sein Glas. „Philip und ich waren zu der Zeit in London und genossen die restliche Saison, als er jenen verhängnisvollen Brief von Eugenie erhielt. Darin warf sie ihm vor, er würde sie vernachlässigen, immerhin habe sie ihn nach der Verlobungsparty wochenlang nicht mehr gesehen. Sie bat ihn, ein paar Tage mit ihr im Haus ihrer Eltern zu verbringen. Und so fuhren wir alle hin – auch mein Bruder Harry. Wer jenes Wettrennen vorschlug, weiß ich nicht mehr. Aber wie ich mich entsinne, wurden Zettel mit Namen aus einem Hut gezogen, und Eugenie wurde mir als Beifahrerin zugelost. Bedauerlicherweise litt ich an einer bösen Erkältung. Deshalb nahm mein Bruder meinen Platz ein. Er war ein ausgezeichneter Fahrer. Manchmal ein bisschen leichtsinnig – aber er riskierte niemals zu viel. Und dann wurde die arme Eugenie ins Haus getragen, mit gebrochenem Genick.“
Nur zu gut konnte Beth sich das Entsetzen der Staintons und aller Gäste vorstellen, und sie war insgeheim dankbar, dass sie sich damals nicht in Eugenies Elternhaus aufgehalten hatte. „Mein Onkel und meine Tante haben Harry sicher niemals eine Schuld gegeben. Als sie meinem Vater schrieben, teilten sie uns nur mit, ihre Tochter habe einen tragischen tödlichen Unfall erlitten. Und ich glaube, auch Philip hat Ihrem Bruder keine Vorwürfe gemacht, Simon.“
„Nein, der arme Philip zog sich nur in seine eigene Welt zurück.“ Bedrückt schaute Simon zum anderen Ende des Raums, wo der Baronet einige verspätete Gäste begrüßte. „Nach dem Begräbnis kehrte er hierher zurück. Monatelang mied er alle Menschen, sogar seine besten Freunde. Niemanden ließ er an sich herankommen. Bis zum letzten Frühling. Da wurde er etwas zugänglicher. Und neuerdings entdecke ich eine bemerkenswerte Veränderung, jetzt ist er wieder der alte Philip.“
„Warum wohl?“, murmelte Beth. Wie von selbst ging ihr Blick in die Ecke, wo Tante Henrietta immer noch Hof hielt.
Mr Joyce hatte die Frage nicht gehört oder beschlossen, nicht zu antworten. Stattdessen nahm er das leere Glas aus ihrer Hand und stellte es auf ein Wandtischchen, bevor er seine Mission erfüllte. Und ehe Beth wusste, wie ihr geschah, wurde sie von starken Armen an eine breite Brust gedrückt.
„Großer Gott, Waldo Stavely!“, rief sie und schaute in funkelnde graue Augen in einem runden Gesicht hinauf, das nicht einmal in der Jugendblüte einigermaßen attraktiv gewesen sein konnte. „Wenn Sie mich dann bitte loslassen würden, Sir – ich würde gerne wieder Luft holen.“
Lachend gehorchte er, nachdem er ihr einen onkelhaften Kuss auf die Wange gedrückt hatte. „Jetzt dürfen Sie verschwinden, Joyce, und die liebe Beth meiner Obhut überlassen. Bei mir ist sie in Sicherheit.“
„Eigentlich hat es nicht so ausgesehen“, erwiderte Simon scherzhaft. Aber er erfüllte den Wunsch.
„Dreister junger Spund! Ich mochte ihn schon immer. So wie dich, kleine Hexe.“ Waldo hielt Beth auf Armeslänge von sich, um festzustellen, wie sehr sie sich seit der letzten Begegnung verändert hatte. „Viel zu wenig Fleisch auf den Knochen.“ Missbilligend schnalzte er mit der Zunge. „Aber dem Jungen scheinst du zu gefallen. Nur darauf kommt’s an. Und ich muss sagen, du bist verdammt hübsch geworden. Ganz deine Mutter.“
Er führte sie zu zwei
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