Historical Saison Band 08
Schlag in den Nacken, und der stechende Schmerz raubte ihr die Besinnung.
Wer Sir Philip Stavely beobachtet hätte, wie er in der Bibliothek vor dem gemütlichen Kaminfeuer saß, während draußen große weiße Schneeflocken vom Himmel wirbelten, wäre niemals auf den Gedanken gekommen, dass einer der unerfreulichsten Tage seines Lebens hinter dem Baronet lag. Abgesehen von einer leicht gefurchten Stirn wirkte sein Gesicht ausdruckslos.
Wie üblich hatte er gründlich erwogen, welche Maßnahmen er ergreifen sollte. Einen Fehlschlag wollte er sich gar nicht erst vorstellen, denn es wäre zu schmerzlich.
Doch nach stundenlangem Überlegen wusste er noch immer nicht, welche Taktik die beste war und zum Erfolg führen würde. Sollte er Beth freimütig seine Liebe gestehen und sie einfach mit seiner Leidenschaft überwältigen? Oder sollte er behutsamer vorgehen und sich wie ein Gentleman bemühen, schrittweise die Gunst der jungen Dame zu erringen, mit der er seine Zukunft verbringen wollte?
Voller Selbstironie begann er zu lachen, stand auf und suchte Trost im Rest des Clarets, den die Karaffe noch enthielt. Warum hatte er so lange gebraucht, um zu erkennen, was bereits beim Wiedersehen mit Beth glasklar gewesen war? Erst Blackwoods Ankunft hatte ihn zur Vernunft gebracht. Wenn allein schon der Gedanke, Beth könnte einen anderen heiraten, unerträglich war – wie sollte er weiterleben, falls das tatsächlich geschah? Bei der Vorstellung begann ihm die Hand zu beben, und ein Teil des Weins landete auf seiner Weste. In sein Seelenleid versunken, bemerkte er es nicht einmal.
Schließlich gewann sein Verstand die Oberhand und zwang ihn zu akzeptieren, dass Beth’ Herz wahrscheinlich einem anderen gehörte. Sie war eine schöne, reizvolle junge Frau, Blackwood ein charmanter, attraktiver Mann, und es war nicht verwunderlich, wenn die beiden sich zueinander hingezogen fühlten. Oder beruhte die Zuneigung vielleicht nur auf wechselseitigem Respekt? Und hieß das, dass seine eigene Position dann vorteilhafter war?
Das Glas in der Hand, sank Philip in seinen Lieblingssessel und rief sich seine Begegnungen mit Beth seit ihrer Heimkehr im Spätsommer ins Gedächtnis. Gewiss, anfangs hatte sie ihn ziemlich kühl behandelt. Doch das war zu erwarten gewesen. Das schwärmerische Mädchen von einst hatte sich in eine selbstbewusste Frau verwandelt, die sicher nicht in den Verdacht geraten wollte, dass sie ihre Netze nach einem der begehrenswertesten Junggesellen des County auswarf. Und später …
Blicklos starrte er in die Flammen. Wann immer er ihr aus der Kutsche oder vom Pferd geholfen hatte, war er mit einem strahlenden Lächeln belohnt worden. Und als er sie im Walzertakt über das Parkett gewirbelt hatte, den Arm um ihre Taille geschlungen, war ihr die intime Nähe keineswegs unangenehm gewesen. Ganz im Gegenteil, sie hatte den romantischen Tanz sichtlich genossen.
Bei anderen Gelegenheiten war sie vor seiner Berührung zurückgezuckt. Warum? Fand sie ihn … abstoßend? Entschieden schüttelte er den Kopf. Nein, unmöglich. Und doch – es musste einen Grund für ihre abwehrende Reaktion geben.
Aus der Halle war das Geräusch des Türklopfers zu vernehmen und Philip horchte auf. Jemand stampfte sich den Schnee von den Stiefeln, und im nächsten Moment stürmte Charles Bathurst in die Bibliothek, atemlos vor Aufregung. „Ich wollte Sie lediglich fragen, ob Miss Ashworth sich bei Ihnen aufhält, Stavely. Aber Ihr Butler teilte mir bereits mit, dass sie heute nicht hier war.“
Philips Puls beschleunigte sich. „Sie wird vermisst? Wie lange schon?“, fragte er, ohne sich seine Sorge anmerken zu lassen.
„Gegen Mittag verließ sie Ashworth House. Als ich am Nachmittag meine Aufwartung machte, war Mrs Stride bereits beunruhigt, weil ihre Freundin längst hätte zurück sein müssen. Doch bei Einbruch der Dunkelheit begann sie sich ernsthaft zu ängstigen. Ich schickte Miss Ashworths Diener ins Dorf, wo er Erkundigungen einziehen sollte. In der Zwischenzeit wollte ich sehen, ob sie sich vielleicht hier aufhält.“ Charles seufzte. „Leider eine vergebliche Hoffnung …“
Philip sah auf die Kaminuhr – kurz vor fünf. Draußen war es bereits dunkel, und ein heftiger Wind rüttelte an den Fensterläden. „Beth verspätet sich niemals ohne guten Grund.“ Abrupt stand er auf, äußerlich immer noch gelassen. „Geben Sie mir ein paar Minuten, Bathurst, ich begleite Sie zurück nach Ashworth House.“
Er hatte
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