Historical Saison Band 08
bestärkte Philip in seinem Entschluss. Indes wäre er in großer Sorge gewesen, hätte er dem lebhaften Wortwechsel lauschen können, den die beiden Männer führten, nachdem Murslows Aufmerksamkeit auf die Dame gelenkt worden war, der der Baronet in die Kutsche half …
11. KAPITEL
Schnee lag in der Luft, als Beth nach Ashworth House zurückkam. Da sie Ann nicht, wie sonst üblich um diese Tageszeit, im Salon vorfand, eilte sie ins Schlafzimmer ihrer Freundin. Ann saß, von mehreren Kissen gestützt, im Bett. Sie sah elend aus.
Besorgt neigte Beth sich zu ihr hinab. „Oh, du Ärmste! Fühlst du dich noch immer nicht besser?“
„Doch, ein bisschen, aber ich langweile mich ganz schrecklich“, klagte die Kranke. „Eigentlich dürfte ich dich nicht darum bitten, weil ich dich vielleicht anstecken werde – aber könntest du mir eine Zeit lang Gesellschaft leisten? Du müsstest da drüben im Sessel Platz nehmen, nicht in meiner Nähe.“
„Unsinn! Wenn ich mich erkälte, soll es eben so sein.“ Beth sank auf die Bettkante und berichtete von ihrem erfolgreichen Einkaufsbummel in Markham. „Am Ende nahm ich vier Sorten Wollstoff in einem jeweils anderen Farbton. Sobald du wieder gesund bist, musst du anfangen, deine Winterkleider zu nähen.“
„Vielen Dank, es ist nett von dir, mir Stoff mitzubringen. Sicher werden mir die Farben gefallen, denn du weißt, was mir steht. Übrigens kam Sir Philip vorbei, während du fort warst. Die Haushälterin meldete ihn, aber natürlich konnte ich ihn nicht empfangen. Und daher weiß ich nicht, ob es etwas Dringendes war, das ihn hergeführt hat.“
„Zufällig trafen wir uns in der Stadt. Stell dir vor, er war nur nach Markham geritten, um mich zu suchen. Keine Ahnung, warum … Er hatte nichts Wichtiges zu berichten – zumindest nichts, was keinen Aufschub geduldet hätte.“ Die Brauen zusammengezogen, rief Beth sich die Einzelheiten der Begegnung ins Gedächtnis. „Irgendwie erschien er mir bedrückt … Ach ja, er hat mir doch etwas erzählt. Der Viscount will noch eine Zeit lang bei Mr Bathurst bleiben.“ Schelmisch lächelte sie ihre Freundin an. „Was glaubst du, was ihn zu diesem Entschluss bewogen hat?“
Ann wich ihrem Blick aus, die Wangen brennend rot, was sicher nicht mit ihrer leicht erhöhten Temperatur zusammenhing. „Das weiß ich nicht“, behauptete sie zu Beth’ Belustigung.
„Ach, wirklich nicht? Also, ich weiß es. Um diese Jahreszeit kannst du nicht mit einem so sonnigen Lächeln herumlaufen, ohne dass die Leute Verdacht schöpfen.“ Dann hatte Beth Mitleid mit ihrer verlegenen Gefährtin und fuhr in ernsterem Ton fort: „Ich gebe freimütig zu, anfangs hatte ich Bedenken wegen der Aufmerksamkeit, die Charles Bathurst dir schenkte. Aber in den letzten Wochen, bei seinen häufigen Besuchen, lernte ich ihn so gut kennen, dass ich nicht mehr an seinen ehrbaren Absichten zweifle. Er ist ein respektabler Gentleman, der niemals mit den Gefühlen einer Dame spielen würde. Wahrscheinlich hat er seinen Antrag nur wegen der Sorge um den Viscount so lange hinausgezögert. Jetzt ist dieses Problem gelöst, und er kann seine eigenen Interessen verfolgen. Und da es um eine wichtige Entscheidung geht, die seine Zukunft betrifft, legt er natürlich großen Wert auf die Anwesenheit seines Freundes.“
„Ich weiß nicht recht …“, erwiderte Ann unsicher. „Wir verstehen uns gut. Trotzdem hat Mr Bathurst kein einziges Mal von Heirat gesprochen, nicht einmal andeutungsweise.“
„Nun“, erwiderte Beth unbeirrt, „wenn es so weit ist, bist du hoffentlich vernünftig genug und nimmst seinen Antrag an. Gewiss, du hast deinen verstorbenen Mann sehr geliebt. Doch du bist schon so lange verwitwet, seit über fünf Jahren. Du verdienst ein neues Glück. Und das würde Charles dir bieten.“
„Bei dir war ich immer glücklich, Liebes“, beteuerte Ann und griff nach Beth’ Hand.
„Das weiß ich. Aber mit Charles und einer Kinderschar wärst du noch viel glücklicher.“
Die erfreuliche Vision, die diese Worte heraufbeschworen, schien schon nach wenigen Sekunden zu verfliegen, denn Anns Lächeln erlosch. Ernsthaft schaute sie der jungen Frau, die für sie viel mehr war als nur eine Arbeitgeberin, in die Augen. „Und was soll aus dir werden, wenn sich meine Situation demnächst ändert? Was wirst du tun?“
„Was ich tun werde?“ Da musste Beth nicht lange überlegen. „Natürlich wünsche ich dir alles Gute dieser Welt und komme dich oft
Weitere Kostenlose Bücher