Historical Saison Band 08
Ausgaben für seine Mätresse gescheut. Kein Wunder, dass er ihre Mitgift behalten wollte. Das Innere des Hauses war im neoägyptischen Stil gestaltet und wirkte ausgesprochen aufwendig. Es passte nicht zu Edmund, der ein typischer Landadliger mit eher biederem Geschmack war.
Sie liebte Edmund nicht und hatte ihn nie geliebt. Dennoch verspürte sie einen leichten Anflug von Eifersucht. Um ihre Wünsche hatte er sich nie geschert. Ihm war es nur darum gegangen, dass sie ihm einen Erben gebar und ihn ansonsten in Ruhe ließ. Und genau das hatte sie getan.
Der Butler wies auf einen Stuhl auf dem Gang, auf dem Mary warten sollte.
Dann führte er Felicia in ein kleines dunkles Zimmer ohne Fenster und Kaminfeuer. Felicia war froh über ihren gefütterten Umhang.
Sie in diesem Zimmer zu empfangen, stellte eine Beleidigung dar, aber es war typisch für Edmund und die Art, wie er sie behandelte.
Wenige Augenblicke später vernahm sie aufgebrachte Männerstimmen. Die eine gehörte ihrem Mann und die andere … ihrem Vater. Mein Vater ist hier! Jetzt würde alles noch schlimmer werden, als sie es sich vorgestellt hatte. Ihr wurde ganz übel vor Angst.
Mit einem Knall flog die Tür auf. Felicia zuckte zusammen, wollte sich jedoch auf keinen Fall unterkriegen lassen.
Entschlossen trat sie auf die beiden Männer zu. „Guten Tag, Vater. Edmund.“
Das Erstaunen in ihren Gesichtern verlieh ihr neuen Mut. Offenkundig hatten sie nicht damit gerechnet, dass sie es wagen würde, als Erste das Wort zu ergreifen. Vielleicht würde es ihr gelingen, als Gewinnerin das Haus zu verlassen.
„Felicia!“ Ihr Vater schrie beinahe. Er wandte sich an Edmund. „Du sagtest doch, sie will nicht zu dir zurückkommen.“
Edmund beäugte sie mit Widerwillen. „Tut sie auch nicht. Das jetzt soll wohl nur ein Besuch sein, wenn ich mich nicht irre.“
„Da hast du vollkommen recht, Edmund“, bestätigte sie so entschieden wie möglich. „Ich wollte dich lediglich sprechen und habe nicht damit gerechnet, dass Vater hier sein würde.“
„Und warum sollte ich nicht hier sein, Mädchen?“ Seine dicken grauen Barthaare schienen sich zu sträuben. „Ich kam her, um Edmund die doppelte Summe deiner Mitgift anzubieten, wenn er diese lächerliche Scheidung zurückzieht.“ Er kam so nah heran, dass sie die roten Adern in seinen Augen sehen konnte. „Ich versicherte ihm, du würdest ihm einen Erben gebären.“
Am liebsten wäre sie zurückgewichen, doch sie wusste, dass sie hier und jetzt um ihre Zukunft kämpfen musste.
„Hat er eingewilligt?“ Sie schaute zu Edmund hinüber, der ebenso zornig wirkte wie ihr Vater. „Denn falls er zugestimmt hat, muss ich ihn leider enttäuschen. Ich werde ihm keine weiteren Kinder schenken. Niemals.“
„Ha! Das habe ich dir doch gesagt!“, rief Edmund.
„Dann bring sie eben dazu“, brüllte ihr Vater. „Ich gebe dir das Dreifache ihrer Mitgift.“
„Vater!“
„Nach dem Gesetz gehörst du deinem Gatten, Mädchen.“ Er warf Edmund einen verschlagenen Blick zu. „Er kann mit dir tun und lassen, was er will, und du kannst gar nichts dagegen unternehmen.“
Felicia erbleichte. Die Worte ihres Vaters verletzten sie zutiefst.
Voller Bitterkeit erwiderte sie: „Dann habe ich Glück, dass er das Scheidungsverfahren längst eingeleitet hat. Wenn ich es richtig verstehe, muss er nur noch zwei Zeugen finden, die behaupten, ich sei untreu. Ich werde keinen Einspruch dagegen erheben, wenn er mir meine Mitgift zubilligt. Anschließend muss nur noch das Parlament dem Gerichtsurteil zustimmen.“
„Pah!“ Ihr Vater spuckte in den leeren Kamin. „Es ist noch nicht durch. Edmund kann das Verfahren ohne Probleme stoppen.“
Edmunds Augen funkelten vor Gier. Sie hielt seinem Blick stand.
„Du müsstest mich zwingen, Edmund“, erklärte sie leise, aber bestimmt. „Jetzt hast du eine willige Frau, die bereits ein Kind von dir erwartet. Falls ich meine Mitgift von dir erhalte, werde ich diesen Umstand, der deine Schuld in dieser Trennungsangelegenheit beweist, nicht ins Feld führen.“
Die Gier blieb, doch sie kannte ihn gut genug, um zu merken, dass ihre Worte die gewünschte Wirkung hatten. „Nein, Dunston“, sagte er zu ihrem Vater. „Selbst die dreifache Mitgift wäre nicht genug. Wenn du mir hingegen die Hälfte deines Vermögens gibst, ziehe ich es ernsthaft in Betracht.“
Ihr Vater wurde blass. Es kam ihr vor, als ob Dampf aus seinen Ohren austräte.
„Du gehst zu weit, Marbury!“
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