Historical Saison Band 08
„Hättest du deine Pflicht erfüllt, wäre Edmund nicht auf die Idee gekommen, eine andere Frau zu schwängern. Jetzt versucht er, sich von dir scheiden zu lassen, damit er sie heiraten kann. Er beschuldigt dich der Untreue. Du bist ruiniert, Mädchen.“
„Lass ihn ruhig“, erwiderte sie. „Ich will nichts von ihm. Das wollte ich noch nie.“
„Das hast du nicht zu entscheiden!“
„Du kannst ihn nicht aufhalten und mich ebenso wenig“, fügte sie hinzu. „Ich will lediglich sicherstellen, dass mir meine Mitgift zugesprochen wird.“
„Hinaus!“
Erhobenen Hauptes verließ sie das Zimmer. Sie wollte ihn nicht anbetteln, damit er ihr Unterkunft gewährte. Sie würde schon einen Platz finden.
Sie warf keinen Blick zurück, als sie mit ihrem Reisekoffer und dem Köfferchen vor die Tür trat. Der Nieselregen hatte sich in Platzregen verwandelt. Die Feder an ihrem Hut hing schlapp herunter und blieb an ihrer rechten Wange kleben. Ihre Stiefeletten waren völlig durchgeweicht.
Einen Moment ließ sie den Kopf hängen. Die letzten zwölf Monate waren so hart gewesen. Und nun auch noch dies. Dennoch wollte sie nicht aufgeben.
„Felicia“, sagte Guy, der plötzlich im Regen vor ihr auftauchte. „Lass mich dir helfen.“
„Ich dachte, du seist gegangen“, sagte sie, und mit einem Mal erfüllte sie eine große Zuversicht. Mit Guy an ihrer Seite konnte sie alles durchstehen. Er würde sich um sie kümmern und sie beschützen.
„Danke“, murmelte sie.
Sein Lächeln schien das trostlose Wetter in Sonnenschein zu verwandeln. „Ich wollte sichergehen, im Falle eines Falles zur Stelle zu sein.“ Er hielt Dante am Zügel. „Wohin willst du jetzt?“
Wasser rann ihr in Strömen das Gesicht hinunter. „Am besten in ein Hotel, das eine anständige Frau allein aufsuchen kann.“
„Dann schlage ich das Pulteney Hotel am Piccadilly vor. Zar Alexander und seine Schwester, die Großherzogin, haben dort im letzten Sommer übernachtet.“
Sie nickte und trat an den Straßenrand. „Könntest du mir bitte eine Droschke rufen?“
Mit der freien Hand ergriff Guy ihren Reisekoffer. „Ich stehe jetzt schon eine halbe Stunde oder länger hier draußen und habe keine einzige gesehen. Ich glaube, es ist klüger, wenn du dich auf mein Pferd setzt und ich dich in einen besseren Stadtteil bringe. Dort finden wir bestimmt eine Droschke.“
„Es ist nicht richtig, dass ich reite, während du zu Fuß laufen musst.“
„Das ist sogar vollkommen richtig. Wenn du im Sattel sitzt, kannst du die beiden Gepäckstücke halten. Dann ist es für uns beide leichter.“
Ohne ihre Antwort abzuwarten, stellte er den durchnässten Koffer ab und hob sie in den Sattel. Sie schwankte, doch er hielt sie fest.
Sie blickte ihn an, und das Bedürfnis vom Pferd in seine Arme zu springen war so stark, dass sie erschauerte. Wenn er doch nur der Mann gewesen wäre, den sie geheiratet hatte. Wenn er doch nur nicht verlobt wäre. Wenn … wenn …
„Jetzt habe ich das Gleichgewicht gefunden“, flüsterte sie. „Du kannst mich loslassen.“
Langsam ließ er die Arme sinken. „Kannst du das Gepäck nehmen?“
Sie nickte. „Ich versuche es.“
„Das wird nicht leicht. Ohne Damensattel könnte ich mich überhaupt nicht seitlich auf dem Pferd halten.“
Sie lächelte. „Du übertreibst. Außerdem ist es normal, dass du als Mann darin keine Übung hast.“ Trotzdem war es schwierig ohne Horn, um das sie das rechte Bein legen konnte.
Er reichte ihr die Gepäckstücke, doch es war nahezu unmöglich für sie, die Koffer festzuhalten.
„Setz dich lieber wie ein Mann in den Sattel“, forderte Guy sie schließlich auf. „Sonst fällst du noch hinunter.“
„Das kann ich nicht.“ Sie errötete. „Meine Röcke würden sich bis zu den Waden heben.“
„Wahrscheinlich noch höher“, bemerkte er. „Du hast wunderschöne Beine“, murmelte er so leise, dass sie sich nicht sicher war, ihn richtig verstanden zu haben.
„Was?“ Verwirrt starrte sie ihn an.
Bei welcher Gelegenheit hatte er ihre Beine gesehen? Als er sie beinahe auf dem Billardtisch verführt hatte, waren ihre Beine komplett bedeckt geblieben.
„Wir müssen los“, sagte sie mit fester Stimme.
Er nickte. „Setz dich richtig in den Sattel. Wenn zu viel von deinen Beinen sichtbar ist, können wir immer noch meinen Mantel über deinem Schoß ausbreiten. Außerdem sind kaum Leute unterwegs.“
Wenn dies die einzige Möglichkeit war, damit er aufhörte sie so
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