Historical Saison Band 08
ich mir heute anschauen?“
Mary ließ den Schürhaken fallen, mit dem sie das Feuer angefacht hatte. „Mein Gott, Madam, Sie haben mich vielleicht erschreckt! Ich dachte, Sie würden noch fest schlafen.“
„Nein, ich bin voller Tatendrang. Zwei Tage bleiben mir, bis Edmund vor Gericht aussagt.“ Sie warf die Decken zur Seite und schwang ihre Beine aus dem Bett. „Ich möchte etwas essen und nach draußen gehen.“
Sie verschwieg, dass sie an die frische Luft musste, um nicht verrückt zu werden. Selbst wenn sie einen Teil ihrer Mitgift bekam, lag ihre Zukunft im Ungewissen. So seltsam es schien, aber für sie war es besser, wenn das Gericht Edmunds Antrag ablehnte, sodass er die Scheidung nicht dem Parlament vorlegen konnte. In diesem Fall würde er natürlich darauf bestehen, dass sie aus seinem Landhaus auszog, damit seine Mätresse dort einziehen konnte. Ihr Ruf wäre dann zwar befleckt, aber nicht ruiniert. Und laut gültigem Ehevertrag war Edmund verpflichtet, ihr eine gewisse Summe zur Verfügung zu stellen, solange sie verheiratet waren.
Andererseits war sie dann nicht frei. Wenn ich geschieden bin und Guy noch nicht verheiratet, könnten wir … Traurig starrte sie in Richtung der Fenster. Er würde seine Verlobung niemals auflösen.
Er liebte sie nicht.
Marys Stimme riss sie aus ihren Gedanken. „Tee und Toast sind bereits unterwegs, Madam.“ Sie befestigte den Schürhaken wieder an der Halterung. „Seine Lordschaft hat Ihnen heute früh diese Nachricht zukommen lassen.“
Felicia nahm das dicke Büttenpapier entgegen, das zusammengefaltet und mit Wachs versiegelt war. Sie las den Inhalt und warf die Nachricht ins Feuer.
„Madam!“, rief Mary erschrocken aus.
Felicia lächelte der jungen Frau freundlich zu. „Seine Lordschaft wird in einer halben Stunde hier sein, um mit mir eine Spazierfahrt in den Hyde Park zu unternehmen.“
Selbstverständlich konnte sie seine Einladung ablehnen. Aber nach dem gestrigen Tag und all der Zurückweisung, die sie erlebt hatte, wollte sie mit jemandem zusammen sein, der ihre Gegenwart zu schätzen wusste. Auch wenn er sie nur begehrte und nicht liebte, auf jeden Fall genoss er ihre Gesellschaft.
Außerdem wurde ihr allein bei der Aussicht, ihn zu sehen, ganz warm ums Herz. Sie wollte Guy Chillings nicht lieben, doch seine Avancen machten es schwierig, ihn zu vergessen. Und wenn sie ganz ehrlich war, würde sie ihn ohnehin niemals vergessen können, egal was in der nächsten Zeit passieren würde.
„Ich habe nichts anzuziehen“, murrte sie und zwang sich, sich wieder den alltäglichen Dingen zuzuwenden.
„Verzeihen Sie, Madam, aber ich habe mir erlaubt, Ihr Kleid im Hotel reinigen zu lassen, während sie schliefen.“
„Du bist eine echte Perle“, lobte Felicia sie. „Was würde ich nur ohne dich machen? Es wird ein schwerer Verlust für mich, wenn du in Lord Chillings’ Haushalt zurückkehrst.“
Das Mädchen wurde rot. „Vielen Dank, Madam. Noch nie hat jemand so etwas Nettes zu mir gesagt.“
„Du verdienst das Lob, Mary, weil du so hervorragende Arbeit leistest. Und nun müssen wir uns leider beeilen.“
Im Handumdrehen war Felicia mit Marys Hilfe angekleidet und nahm ihr Frühstück ein. Dass sie sich die Zunge am Tee verbrannte, merkte sie kaum, so groß war ihre Sehnsucht, Guy wiederzusehen.
Wenig später durchquerte sie gerade die Empfangshalle, als Guy eintrat.
„Pünktlich wie ich es erwartet habe“, sagte er und streckte ihr die Hände entgegen.
Sie lächelte ihn an. „Mary ist so ein Schatz. Es wird traurig für mich werden, sie dir zurückzugeben.“
Er hielt ihr seinen linken Arm hin, sodass sie sich bei ihm einhängen konnte, und führte sie nach draußen. „Sie kann so lange du willst bei dir bleiben.“
Sie zögerte, als sie seinen Phaeton sah. „Oh Gott! Du willst die Spazierfahrt doch nicht etwa mit diesem Rennwagen machen?“
„Ich gelte als geschickter Fahrer“, erwiderte er lässig.
Er half ihr auf den hohen Sitz und wickelte eine Decke um ihre Beine. Dann nahm er neben ihr Platz und ergriff die Zügel. „Du kannst die Köpfe loslassen“, wies er einen Reitknecht in graugrüner Livree an. „Bleib hier, Jem“, befahl Guy. „Gönn dir eine Pause.“
Der junge Mann sprang beiseite, und die ungeduldigen Pferde preschten los.
Am liebsten hätte Felicia die Augen geschlossen. Sie wagte nicht, auf den Boden zu schauen, der tief unter ihr vorbeizufliegen schien. Als ob ihr Leben davon abhinge, klammerte
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