Historical Saison Band 08
sehen.“
Sie nickte, wobei ihr nasser Hut nach vorn rutschte und sich die Bänder endgültig lösten. Guy fing das ruinierte Accessoire noch gerade rechtzeitig auf und reichte es ihr.
Felicia nahm den Hut entgegen, wobei sich ihre Finger berührten. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als in seine Arme zu sinken. Stattdessen stand sie stocksteif da, während er mit dem Hotelangestellten aus dem Zimmer ging. Erst als er nicht mehr zu sehen war, schloss sie die Tür.
Guy wäre lieber bei ihr geblieben, aber das war undenkbar, wenn er ihren Ruf nicht völlig ruinieren wollte. Also verließ er das Pulteney.
Am nächsten Tag erwachte Felicia müde und mit starken Halsschmerzen. Am liebsten wäre sie einfach im Bett geblieben. Doch genau das durfte sie auf keinen Fall.
Sie schleppte sich aus dem Bett und hoffte, dass ihre Kleidung über Nacht getrocknet und geplättet worden war. Schließlich sah sie sich gezwungen, an diesem Tag ihren Ehemann aufzusuchen.
Das Licht im Zimmer war schummrig. Außer dem Kaminfeuer brannte eine einzelne Kerze auf einem Tischchen. Sie hatte weder die Kerze noch das Feuer angezündet.
Dann fiel ihr eine Bewegung in der Ecke auf. Eine junge Frau trat vor und knickste.
„Verzeihen Sie bitte, wenn ich Sie erschreckt habe, Madam. Seine Lordschaft schickt mich.“
Die junge blonde Frau, fast noch ein Mädchen,, war dünn und machte einen verängstigten Eindruck. Sie kam Felicia bekannt vor.
Felicia lächelte sie freundlich an. „Wie heißt du?“
„Mary, Madam.“ Sie knickste erneut.
„Du kommst von Lord Chillings Landgut, nicht wahr?“
Wieder knickste das Mädchen. „Ja, Madam. Ich bin mit der Gepäckkutsche hinterhergereist.“
„Du brauchst nicht zu knicksen“, sagte Felicia. „Ich bin keine hochwohlgeborene Lady.“
„Jawohl, Madam.“ Erneut beugte sie die Knie, hielt jedoch inne und verschränkte die Hände in den Falten ihrer makellosen weißen Schürze.
„Komm bitte her, Mary“, forderte Felicia sie freundlich auf. „Ich muss rasch zu einem Besuch aufbrechen und mich ankleiden. Ich fürchte, ich habe verschlafen.“
„Ich helfe Ihnen sofort, Madam. Ihre Sachen sind im Ankleidekabinett. Seine Lordschaft hat sie gestern Abend abholen, reinigen, glätten und wieder hierherbringen lassen.“
„Wie aufmerksam von ihm“, murmelte Felicia.
Sie löste das Band an ihrem Hals und zog sich das Nachtgewand über den Kopf. Dabei spürte sie, wie Mary unbeholfen an dem feinen Musselinstoff herumfummelte, um ihr beim Ausziehen zu helfen. Es dauerte ein wenig, bis Felicia komplett angekleidet war.
„Es tut mir so leid“, entschuldigte sich Mary mit gesenktem Kopf. „Ich bin keine Zofe für eine echte Lady.“
„Das hast du prima gemacht“, lobte Felicia sie. „Außerdem bin ich es nicht gewohnt, von einer feinen französischen Zofe bedient zu werden. Mach dir keine Sorgen, Mary. Wir werden bestimmt gut miteinander auskommen.“
Erstmals zeigte sich ein Lächeln auf Marys angespanntem Gesicht.
Nach einem leichten Frühstück ließ Felicia eine Droschke anhalten und brach zu ihrem Besuch auf. Sie hatte Edmund seit fast einem Jahr nicht mehr gesehen. Nicht mehr seit die Kinder … Sie schob die Erinnerung beiseite. Ihr wäre es lieber gewesen, ihm nie mehr begegnen zu müssen.
Die Kutsche hielt vor einem hübschen Haus. Es lag zwar nicht in der feinsten Gegend wie Guys Londoner Wohnsitz, aber immerhin in einem gepflegten und angesehenen Teil der Stadt. Offenkundig hatte Edmund genug Geld aufgetrieben, um sich und seiner Mätresse ein komfortables Leben zu ermöglichen.
Felicia stieg aus der Kutsche. Die treu ergebene Mary folgte ihr auf dem Fuß. Gemeinsam gingen sie die Treppe zur Eingangstür hinauf. Felicia holte tief Luft, denn sie wusste, dass es eine schwierige Begegnung werden würde. Mit einer anmutigen Handbewegung betätigte sie den Türklopfer. Nach einer halben Ewigkeit hörte sie Schritte.
Ein tadellos gekleideter Butler mit Hakennase öffnete die Tür.
„Sie wünschen?“ Er musterte sie skeptisch.
Sie war froh, dass ihre Kleidung in Ordnung gebracht worden war, und sagte selbstbewusst: „Ich bin Mrs Marbury und hier, um Mr Marbury zu sehen.“ Sie reichte dem Butler ihre Karte.
Nur die geweiteten Augen verrieten sein Erstaunen, ansonsten verzog er keine Miene.
„Wenn Sie bitte so freundlich sind, mir zu folgen, Madam. Ich werden den Herrn informieren, dass Sie hier sind.“
Felicia betrat das Haus. Offensichtlich hatte ihr Gatte keine
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