Historical Saison Band 09
Liebhabereien wie Handarbeiten, mit gesellschaftlichen Ereignissen und bedeutungslosem Geplapper – wäre mir zu langweilig, dachte Esme. Sie half viel lieber Jamie in seinem Büro.
Und dennoch, wie sie so in einem der Louis-Seize-Sessel saß und die Einladungen durchsah, wurde ihr bewusst, dass es doch einige Dinge geben könnte, die vielleicht für das eingeschränkte Dasein einer wohlhabenden Dame entschädigen könnten – gutes Essen und schöne Kleider, Diener und andere Annehmlichkeiten. Und wenn sie die Frau eines liebevollen, ihr ergebenen Mannes wäre, würde es noch mehr geben: das berauschende Gefühl in seinen Armen zu liegen und seine Küsse zu spüren.
Doch solche Gedanken sind nutzlos, tadelte sie sich und legte die Einladungen beiseite, um sie zu einem späteren Zeitpunkt zu beantworten. Ihr Leben hier war nichts als eine Verirrung, und schon sehr bald würde sie wieder in London sein und das Leben führen, das sie kannte.
Und vorzog.
Ein Frühlingsschauer prasselte hernieder. Wo konnte MacLachlann sich bloß bei diesem unfreundlichen Wetter aufhalten? In einem der Klubs, wo es warm und gemütlich war? Oder bei einer Frau?
Esme erhob sich unruhig, ging zum Spiegel über dem Kamin und betrachtete ihr Spiegelbild, als gehöre es einer anderen Frau – einer Frau, die es gewohnt war, ihr Haar schön zu frisieren und teure Kleider zu tragen wie dieses hübsche nilgrüne Musselinkleid mit den dunkelgrünen Bändern am Saum. Eine Frau, die keine Tintenkleckse an den Fingern hatte und nicht stundenlang Gesetzesbücher wälzte.
Sie war nicht so schön wie Catriona, aber sie war auch nicht so unscheinbar wie einige der anderen jungen Damen, denen sie begegnet war. Die Art, wie sie ihr braunes Haar aufgesteckt hatte, schmeichelte ihrem herzförmigen Gesicht, und ihre Wangen waren nicht zu blass. Und ihre Lippen waren voll und weich und rot. Auch MacLachlanns Lippen waren voll und sinnlich, und wenn er sie küsste …
Es klopfte.
MacLachlann?
Jedenfalls hoffte sie es. Doch für den Fall, dass er es nicht war, eilte sie zum Sessel und stopfte die Zeitungen unter ein Kissen.
„Herein“, rief sie, setzte sich auf das blaue Samtsofa und tat ihr Bestes, um gelassen zu erscheinen.
McSweeney betrat das Zimmer, ein silbernes Tablett mit einer Karte darauf in der Hand. „Ein Gentleman wünscht Sie zu sprechen, Mylady.“
Für gewöhnlich hätte er den Besuch eines Gentleman erst ihrem Ehemann mitgeteilt, was ihr verriet, dass MacLachlann nicht im Haus war.
Esme hoffte, dass man ihr die Enttäuschung und Sorge nicht ansah. Scheinbar ruhig griff sie nach der Besucherkarte. „Oh. Ich werde Mr McHeath gern empfangen, Mr McSweeney.“
Mr McHeath kam herein und verbeugte sich in einer vollkommenen Mischung aus Freude und Ehrerbietung. Er kleidete sich genau so, wie ein junger, aufstrebender Anwalt es sollte – in gut verarbeiteten Sachen von anständiger Qualität, doch nicht auffällig. Er war genauso hochgewachsen wie MacLachlann und sah ebenso gut aus, nur schien er ihr seltsam zahm im Vergleich.
„Ich hoffe, ich störe Sie nicht zu früh am Tag, Mylady.“
Sein schottischer Akzent war deutlicher als ihr eigener oder der MacLachlanns, zweifellos, weil er in Schottland geblieben war, während sie beide nach England gezogen waren. Auch seine tiefe Stimme war nicht so samtig wie MacLachlanns.
„Überhaupt nicht. Es freut mich, Sie wiederzusehen. Sie verließen die Abendgesellschaft ziemlich plötzlich.“
„Das stimmt. Ich fürchte, es gibt Zeiten, da ich es schwierig finde, mein Temperament zu zügeln. Gestern Abend war es so, und da hielt ich es für besser zu gehen.“
Sie machte Platz für ihn. „Bitte setzen Sie sich doch, Mr McHeath.“
Er folgte ihrer Aufforderung, wahrte aber gebührenden Abstand.
Gerade noch rechtzeitig erinnerte Esme sich daran, dass sie den kleinen Hohlkopf spielen musste, also strich sie ihre Röcke glatt und seufzte wehmütig. „Die Politik gibt so oft Anlässe zum Streit. Ich finde, solche Themen sollten in guter Gesellschaft verboten sein, meinen Sie nicht auch?“
„Ich möchte Sie nicht betrüben, aber nein, ich bin nicht Ihrer Meinung“, entgegnete er. „Man sollte immer über wichtige Dinge diskutieren. Mir tut es nur leid, dass ich nicht ruhig bleiben konnte. Das Thema bedaure ich nicht.“
„Sie wollen doch nicht schon wieder über Sklaverei reden, oder?“ Esme tat, als würde schon der Gedanke sie entsetzen.
„Ich wollte mich vergewissern, ob
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