Historical Saison Band 09
Jefferson überreden, mich zu begleiten.“
Das ungewöhnlich schöne Wetter hielt an, sodass Harriet und Sophie viel Zeit im Garten verbrachten, wo sie über den bevorstehenden Ball in Belfont House sprachen.
Noch immer konnte Sophie keine Begeisterung für dieses große gesellschaftliche Ereignis aufbringen. Doch da sie begriffen hatte, wie wichtig es für Harriet und James war, gab sie sich alle Mühe, sich ihr Unbehagen nicht anmerken zu lassen. Wirklich wohl fühlte sie sich allerdings nur, wenn sie sich in ihren kleinen Salon zurückziehen und sich der Arbeit an ihrem Buch widmen konnte.
So vergingen die Tage recht ruhig. Der Duke konnte sich offensichtlich von seinen Pflichten nicht freimachen. Und es sprachen auch nicht viele Besucher vor. Am Freitagnachmittag allerdings erschienen Mrs Jefferson und Ariadne zum Tee. Aufgeregt berichtete die junge Dame, dass am Sonntag tatsächlich das Wagenrennen zwischen Peter Poundell und Theodore Buskin stattfinden werde.
„Wir werden mit dem offenen Landauer nach Highgate fahren, um zu sehen, wer als Erster ins Ziel kommt“, erklärte Mrs Jefferson. „Möchten Sie sich uns vielleicht anschließen? Oder beabsichtigen Sie, mit Ihrem Bruder hinauszufahren, Harriet?“
„Ich fürchte, er wird keine Zeit haben, uns zu begleiten. Was meinen Sie, Sophie, sollen wir Mrs Jeffersons Einladung annehmen?“
„Gern.“
Ariadne strahlte, als ihre Mama zusammen mit Lady Harley Pläne für ein Picknick zu schmieden begann. Bei leckeren Gerichten und kühlen Getränken würde die Zeit, die man mit Warten verbrachte, schneller vergehen.
Der Sonntag begann sonnig, und schon am Vormittag kletterten die Temperaturen in unerwartete Höhen. Sophie hatte ein leichtes zitronenfarbenes Musselinkleid mit kurzen Ärmeln und einem eckigen Ausschnitt gewählt. Ihr Haar war zu einem Knoten zusammengefasst, der wiederum unter einem breitkrempigen Strohhut verborgen war. In der einen Hand hielt sie einen Fächer, in der anderen einen Sonnenschirm. Ihr Retikül enthielt nichts außer einem Taschentuch und einem Fläschchen mit Veilchenwasser.
Der Weg nach Highgate führte aus der Stadt hinaus. Als die Jeffersons und ihre Gäste den idyllischen kleinen Ort Islington Spa erreichten, beschlossen sie, eine Pause einzulegen. Hier gab es einen von Schatten spendenden Bäumen umgebenen See, an dem die Pferde ausruhen und die Menschen ein erfrischendes Getränk zu sich nehmen konnten.
Nach einer Weile wurde die Fahrt fortgesetzt. Es herrschte reger Betrieb, denn wie es schien, wollte alle Welt den Ausgang des Rennens erleben. „Wenn wir die Anhöhe dort erreichen“, sagte Mrs Jefferson, „sollten wir noch einmal anhalten. Von dort aus hat man einen herrlichen Ausblick auf die Stadt.“
Als Sophie den Blick über das unter ihr liegende London gleiten ließ, fiel ihr plötzlich ein, dass sie schon einmal hier gewesen war. Damals hatten ihre Eltern sie zum ersten und einzigen Mal mitgenommen in die Metropole. Wie jung und unbeschwert sie damals gewesen war! Wie aufregend das Leben ihr vorgekommen war! Eine Zukunft voll herrlicher Versprechen schien sich damals vor ihr auszudehnen. Aber war auch nur eines dieser Versprechen in Erfüllung gegangen?
Zum Glück lenkte die Unterhaltung der anderen sie von ihren trüben Gedanken ab. Wenig später erreichten sie das Dorf Highgate, von wo aus es nicht mehr weit bis zu der Ebene von Finchley Common war, wo das Rennen enden sollte. Viele Neugierige hatten sich bereits dort eingefunden. Ein paar pfiffige Händler boten Ale und Limonade, Obst, Gebäck und Fleischpasteten an ihren Ständen an.
Ein Buchmacher rief mit durchdringender Stimme: „Die Wetten stehen drei zu eins für The Winged Chariot.“
„Der geflügelte Triumphwagen?“ Ariadne kicherte. „Welcher der Gentlemen hat sich denn diesen albernen Namen ausgedacht?“
„Mr Buskin“, erklärte eine Matrone, deren Kutsche neben dem Landauer der Jeffersons stand. „Mr Poundell hat seinen Wagen The Yellow Peril genannt.“
„Die gelbe Gefahr? Das ist auch nicht besser.“
„Werden Sie auf einen der beiden Gentlemen wetten?“
„Ach, ja!“, rief Ariadne. „Ich möchte gern ein bisschen von meinem Nadelgeld für eine Wette verwenden. Das macht alles noch aufregender.“
Sophie runzelte die Stirn. „Peter und Theodore riskieren ihr Leben. Ich finde das aufregend genug.“ Wetten würde sie auf keinen Fall. Sie hatte am Beispiel ihres Vaters gesehen, welch schreckliche Folgen die Neigung zu
Weitere Kostenlose Bücher