Historical Saison Band 09
gab nur einen Weg: Sie musste baldmöglichst einen Verleger finden.
Cariotti schien zu glauben, dass sie seinen Rat befolgen würde. Mit einem kleinen Lächeln meinte er: „Ich betrachte Sie von nun an als meine Verlobte. Sie können sich glücklich schätzen, denn wenn Sie erst meine Gattin sind, werden Sie eine hohe gesellschaftliche Stellung einnehmen.“
„Aber Sie lieben mich doch gar nicht“, gab sie zurück. „Warum wollen Sie mich heiraten?“
„Sie sind schön. Und Sie sind nicht so verwöhnt wie andere junge Damen. Zudem bin ich davon überzeugt, dass Sie meinen Kindern eine gute Mutter sein werden.“
„Eine Ehe ohne Liebe ist für mich unvorstellbar.“
„Also gut. Ich liebe Sie.“
Das war eine so offensichtliche Lüge, dass Sophie nicht anders konnte: Sie warf den Kopf zurück und brach in lautes Lachen aus.
James hatte das Paar vom Rande der Tanzfläche aus beobachtet. Er sah, wie Sophie lachte. Und ihm fiel auch auf, wie zufrieden der Conte dreinschaute. Das Herz wurde ihm schwer, und beinahe fluchtartig verließ er den Saal, um sich in einem der anderen Räume den Kartenspielern anzuschließen.
Später, nachdem James seine Schwester und Sophie nach Hause begleitet hatte, verließ er Belfont House noch einmal. Er brauchte Ablenkung, und er würde sie in den Armen von Ellen Colway finden. Oft hatte sie ihm versichert, er sei ihr zu jeder Tages- und Nachtzeit willkommen. Also machte er sich auf den Weg zu ihr.
Tatsächlich begrüßte Ellen ihn sichtlich erfreut. Sie trug einen leichten Morgenmantel, der ihre reizvollen weiblichen Formen eher betonte als verbarg. „Nun“, neckte sie ihn, „überkommen dich jetzt doch noch Frühlingsgefühle?“
„Du weißt, warum ich dich nicht eher aufgesucht habe.“
„Wegen Alfred?“ Sie streckte die Hand nach ihm aus und zog ihn ins Schlafzimmer, wo ein prunkvolles Bett stand. „Er bedeutet mir nichts. Und ich bin froh, dass du mir vergeben hast.“
In diesem Moment stieg ihm ihr schweres Parfüm in die Nase. Und plötzlich sah er ganz deutlich Sophies lachendes Gesicht vor sich. Gleichzeitig war ihm, als könne er den Duft ihres Haars wahrnehmen. Da wusste er, dass es zwecklos war, bei Ellen zu bleiben.
„Es tut mir leid, dass ich dich geweckt habe“, sagte er. „Aber ich stelle gerade fest, dass ich dir nicht vergeben kann.“ Damit war er zur Tür hinaus.
„Das wirst du noch bereuen, James Dersingham!“, rief Lady Colway ihm nach.
Die Vögel erwachten und begrüßten die aufgehende Sonne mit ihrem Gesang, als James in die South Audley Street einbog. Da es zu spät zum Schlafen und zu früh für eine Rückkehr nach Carlton House war, beschloss er, einen Ausritt zu unternehmen.
Im Stall stellte er fest, dass die Stute Amber fehlte, die er Sophie zur Verfügung gestellt hatte.
„Miss Langford ist in Begleitung von Tom ausgeritten, Euer Gnaden“, teilte einer der Stallburschen ihm mit.
Ob er sie im Hyde Park treffen würde? Mit unerwartetem Elan schwang James sich in den Sattel.
Tatsächlich hatte das schöne Wetter an diesem Morgen ungewöhnlich viele Menschen in den Park gelockt. So war Sophie schon bald auf Theodore Buskin und Peter Poundell gestoßen, die die frische Luft und einen guten Galopp zu schätzen wussten. Jetzt allerdings ließen die beiden ihre Pferde gemächlich im Schritt neben ihrem gehen, um sich mit ihr unterhalten zu können.
Das Gespräch verlief allerdings recht einseitig, denn Sophie war in Gedanken bei James, der – wie sie genau gehört hatte – in den frühen Morgenstunden noch einmal fort gegangen war. Ein Mann, der um diese Zeit das Haus verließ, konnte nur zwei Ziele haben: entweder eine Spielhölle oder das Haus seiner Geliebten.
Die Vorstellung, dass Belfont in den Armen einer leichtlebigen Frau lag, hatte Sophie den Schlaf geraubt. Unruhig hatte sie sich von einer Seite auf die andere gedreht, bis sie schließlich beschlossen hatte, einen frühen Ausritt zu unternehmen.
Buskin, der stolz darauf war, stets über alles informiert zu sein, hatte gerade begonnen, über die neuesten Gerüchte zu sprechen. Als Cariottis Name fiel, wurde Sophie unsanft aus ihren Gedanken gerissen. Mit Nachdruck stellte sie noch einmal klar, dass sie nicht beabsichtigte, sich zu verehelichen. Sie würde weder den Conte noch den Duke, der im Übrigen nicht zu ihren Verehrern zählte, heiraten.
In diesem Augenblick bemerkte sie zwei junge Damen, die in Begleitung ihrer Reitknechte auf sie zugeritten kamen.
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