Historical Saison Band 09
machen“, erklärte Sophie, der ihr unordentliches Äußeres plötzlich sehr unangenehm war.
Alfred führte sie zu einem schmalen Haus in der Nähe von Piccadilly und klopfte. Eine ältere Frau, vermutlich die Haushälterin, ließ sie ein und führte sie nach oben, wo sie die Tür zu einem kleinen Salon öffnete.
In einem Sessel saß Conte Cariotti und las die Zeitung.
Beim Anblick der Besucher sprang er auf und verbeugte sich. „Meine liebe Miss Langford, welch unerwartete Freude!“
Zorn wallte in ihr auf, und sie wollte sich zum Gehen wenden. „Ich wäre niemals hergekommen“, zischte sie Alfred zu, „wenn ich nicht angenommen hätte, Sie würden mich zu einer verheirateten Dame bringen.“
Jessop grinste nur verschlagen und stellte sich breit in die Tür. Der Conte hingegen sagte freundlich zu Sophie: „Meine Wirtin Mrs Davies ist eine ehrbare verheiratete Frau. Doch tatsächlich erscheint mir das unter diesen Umständen nicht besonders wichtig.“
Es kostete Sophie einige Mühe, ruhig zu bleiben. Sie fürchtete sich, wusste aber, dass sie sich das nicht anmerken lassen durfte. „Unter diesen Umständen? Was meinen Sie damit?“, fragte sie.
„Dass ich auf Ihre Hilfe rechne. Ich möchte einen festen Platz in der guten Gesellschaft hier habe. Wenn Sie mich heiraten, dürfte ich dieses Ziel wohl erreichen.“
„Ich werde weder Sie noch einen anderen heiraten! Es war von jeher mein Wunsch, ledig zu bleiben.“
„Nun, Ihr Vater hatte andere Pläne.“
„Mein Vater ist tot.“
„Ja, und daher liegt es nun bei Ihnen, seine Schulden zu begleichen.“
Sie schüttelte den Kopf.
„Ich will Sie, meine Liebe. Und ich will Ihr Manuskript.“
„Und ich versichere Ihnen, dass Sie beides nicht bekommen werden.“
Er lachte.
Es war ein hässliches Lachen, das ihr einen kalten Schauer über den Rücken jagte.
„Sie werden Ihre Meinung ändern, meine Schöne. Doch jetzt habe ich keine Zeit, länger darüber zu diskutieren. Alfred, bitte, bringen Sie meine Verlobte heim.“
„Es wäre besser, wenn sie sich erst etwas frisch machen könnte. Schließlich möchte niemand hier, dass ihr guter Ruf leidet.“
„Das stimmt.“ Cariotti läutete nach einem Hausmädchen und trug diesem auf, Sophie mit allem, was sie brauchte, zu versorgen und ihr beim Frisieren behilflich zu sein.
„Wohin, zum Teufel, wollte sie denn?“, fragte James.
Nachdem er sich vergewissert hatte, dass Wellington bei dem gefährlich überschwänglichen Empfang, den die Londoner Bevölkerung ihm bereitet hatte, nicht verletzt worden war, hatte er sich nach Hause begeben. Dort hatte er seine Schwester in heller Aufregung vorgefunden. Der Grund dafür war, dass Sophie sich heimlich davongeschlichen hatte.
Zunächst hatte er geglaubt, sie sei wieder ohne Begleitung ausgeritten. Doch die herbeigerufene Rose hatte berichtet, dass Miss Langford keine Reitkleidung getragen habe, sondern ein mit bunten Blüten bedrucktes Kleid, einen grünen Spenzer, feste Schuhe und ein mit Frühlingsblumen geschmücktes Strohhütchen.
„Leider fiel es uns erst beim Lunch auf, dass Sophie nicht daheim ist“, erklärte Harriet. „Da muss sie laut Roses Aussage schon seit mehr als zwei Stunden fort gewesen sein.“
„O Gott! Und das ausgerechnet heute! Wegen Wellingtons Ankunft spielen die Menschen verrückt. Sophie könnte alles Mögliche zugestoßen sein.“
Harriet nickte bedrückt, erkundigte sich dann jedoch erst einmal nach Wellington.
„Seit er in Dover an Land gekommen ist, sind die Leute herbeigeströmt, um ihrem Helden zuzujubeln. Trotzdem ließ sich die Fahrt nach London relativ leicht bewältigen. Captain Summers und seine Männer haben ihn begleitet, sodass es recht schwierig geworden wäre, einen Anschlag zu verüben. Echte Probleme bekamen wir erst, als Wellingtons Kutsche London erreichte. Ein paar Verrückte spannten die Pferde aus, weil sie den Wagen selbst ziehen wollten. Da verlor Wellington die Geduld, verließ die Kutsche und verlangte nach einem Reittier. Lord Carstairs, der zu seinen Beschützern gehörte, bot ihm sogleich seinen eigenen Hengst an. Wellington sprang in den Sattel und galoppierte davon.“
„O Gott!“, rief Harriet.
„Da ich ebenfalls beritten war, folgte ich ihm so schnell wie möglich“, fuhr ihr Bruder fort. „Zum Glück konnten wir die Menschenmenge bald hinter uns lassen. Wir setzten unseren Weg dann gemütlich fort und haben Wellingtons Residenz heil erreicht.“
„Dem Himmel sei
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