Historical Saison Band 09
Wellington willkommen heißen wollte?“, fragte James scharf. „Sie können von Glück sagen, dass man Sie nicht zu Tode getrampelt hat.“
„Wie Sie sehen, geht es mir gut“, gab Sophie kampflustig zurück.
Harriet nahm sie bei der Hand, zog sie zum Salon und versuchte, sie in einen Sessel zu drücken. Doch Sophie wusste, dass sie sich besser würde verteidigen können, wenn sie stehen blieb.
„Ich hätte Sie begleitet, wenn Sie mir nur etwas gesagt hätten“, meinte Harriet mit leichtem Vorwurf.
„Es war mir lieber, diese Angelegenheit allein zu erledigen.“
„Welche Angelegenheit?“, hakte James nach.
Irgendwie gelang es Sophie, ihrer Stimme einen ruhigen, ja, sogar freundlichen Klang zu geben. „Ich habe den Verleger James Murray aufgesucht. Es wird Sie sicher freuen zu hören, dass er recht angetan war von meinem Buch.“
„Er will es veröffentlichen?“ Belfonts Sorge um Sophies Sicherheit bekam plötzlich einen anderen Hintergrund. Mit diesem verfluchten Buch konnte sie sich und andere ernsthaft in Gefahr bringen. Das beunruhigte ihn sehr. Kurz wanderten seine Gedanken zu Cariotti. Stellte der Conte ein echtes Problem dar? Oder ging die Gefahr von einem ganz anderen aus?
Bisher hatte James sich geweigert, Major Bowers Rat zu befolgen. Es widerstrebte ihm, das Manuskript heimlich zu lesen. Doch plötzlich schien es tatsächlich unumgänglich zu sein – wenn es nicht schon zu spät war!
„Mr Murray hat mir vorgeschlagen, ein paar Veränderungen vorzunehmen. In den nächsten zwei Wochen werde ich versuchen, seine Wünsche zu erfüllen. Dann werde ich mich noch einmal mit ihm treffen. Sollte er zufrieden sein, wird er mir einen Vorschuss geben. Dann kann ich mir eine andere Unterkunft suchen.“ Tatsächlich hatte er einen Vorschuss mit keinem Wort erwähnt. Aber es war so unendlich wichtig für sie, dass sie Belfont House verlassen konnte. Sie musste einfach daran glauben, dass ihr in zwei Wochen die Mittel dazu zur Verfügung stehen würden. Wie sonst sollte sie weiterleben, da doch jede Begegnung mit dem Duke ihr Herz zum Rasen brachte und eine Sehnsucht in ihr weckte, die nie erfüllt werden konnte!
„Eine andere Unterkunft? Was soll der Unsinn?“, verlangte James zu wissen.
Sie seufzte auf. „Ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass ich unabhängig sein möchte.“
„Ha! Ich denke eher, dass Sie mich ärgern wollen!“
„Ich falle Ihnen zur Last. Diesen Zustand möchte ich in unser beider Interesse beenden.“
„Und wohin wollen Sie gehen?“, spottete er. „Niemand außer mir wird bereit sein, Ihre Launen zu ertragen. Wollen Sie also in ein schäbiges Zimmer in einem heruntergekommenen Stadtteil ziehen?“
Schockiert trat Sophie einen Schritt zurück, während Harriet ihrem Bruder einen entsetzten Blick zuwarf und ein sehr vorwurfsvolles „James“ ausstieß.
„Ich habe zum Glück ein paar Freunde“, erklärte Sophie stolz. Gleichzeitig fragte sie sich fassungslos, wie Belfont etwas so Böses hatte sagen können, nachdem er sie doch vor ein paar Tagen noch geküsst und ihr deutlich zu verstehen gegeben hatte, dass sie ihm nicht gleichgültig war. „Freunde, die an mein Wohlergehen denken und nicht nur an ihren eigenen Ruf.“
„Sie glauben also, es ginge mir um meinen Ruf? Wie außerordentlich dumm! Es geht mir um Ihren Ruf, den Sie ja ständig aufs Spiel setzen. Erst deuten Sie an, dass Sie in Ihrem Buch skandalöse Geschichten erzählen. Dann rühmen Sie sich damit, dass Sie es sich leisten konnten, den Antrag eines Conte abzulehnen. Und schließlich …“
„Ich verstehe nicht“, unterbrach sie ihn. „Was hat die Tatsache, dass ich Cariotti abgewiesen habe, mit allem anderen zu tun?“
Er war im Begriff, ihr zu verbieten, den Namen des Conte auch nur zu erwähnen. Doch dann kam ihm eine andere Idee. „Haben Sie vor, sich irgendwann mit ihm zu treffen?“
„Natürlich nicht!“ Ihre Stimme klang ungewohnt schrill. Schreckliche Schuldgefühle plagten Sophie. Dabei war es doch wirklich nicht ihre Absicht gewesen, den Conte in seiner Wohnung aufzusuchen.
„James!“ Das war noch einmal Harriet. „Beruhige dich! Du wirst doch nicht glauben, Sophie würde ohne Begleitung einen alleinstehenden Gentleman besuchen.“
Sophie begann zu schluchzen.
Harriet eilte zu ihr und legte ihr den Arm um die Schulter. „Kommen Sie! Ich bringe Sie auf Ihr Zimmer, wo Sie sich von all der Aufregung erholen können. Glauben Sie mir, James benimmt sich nur deshalb so
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