Historical Saison Band 09
unhöflich, weil er vor Sorge um Sie ganz außer sich ist.“
Belfont blieb, noch immer blass vor Zorn, zurück. Ärgerlich starrte er die Tür an, die Harriet hinter sich und Sophie geschlossen hatte.
Da wurde diese plötzlich aufgerissen, Sophie stürmte ins Zimmer, warf ihm ein mit einem Bändchen zusammengehaltenes Paket in den Schoß und schrie: „Da es Ihnen so wichtig ist, dass Sie deshalb jedes Mal mit mir streiten, sollten Sie mein Buch besser lesen!“
„Aber …“
Sie war schon wieder zur Tür hinaus. Und James starrte ziemlich verwirrt auf den Stapel Papier, den sie ihm da gelassen hatte. Ihr Buch! Mit zitternden Fingern löste er das Bändchen und begann zu lesen.
Als James das letzte Blatt zur Seite legte, lächelte er.
Sophies Buch war gut.
Ihm gefiel ihre humorvolle Art, Schauplätze, Menschen, Sehenswürdigkeiten und Geschehnisse zu beschreiben. Das Buch war interessant, aber keineswegs skandalös. Und es hatte ihm einen neuen Blick auf das Leben eröffnet, das sie mit ihrem Vater geführt hatte. Er bedauerte sie ein wenig, aber viel mehr noch bewunderte er sie. Sie war eine großartige Frau. Nach allem, was sie erlebt hatte, konnte sie wahrscheinlich gar nicht anders, als ihre Unabhängigkeit höher als alles andere zu schätzen.
Bei nächster Gelegenheit würde er ihr sagen, dass er sie jetzt besser verstand und alles tun würde, um sie glücklich zu machen.
Sophie wollte nicht zu Almack’s.
Sie wollte allein sein. Daher hatte sie nicht am Dinner teilgenommen, sondern sich von Rose ein Tablett heraufbringen lassen. Doch weil ihr jeglicher Appetit fehlte, hatte sie kaum etwas gegessen.
Und nun war Harriet gekommen, um sie davon zu überzeugen, dass sie sich ankleiden und ausgehen müsse. „Niemand möchte Sie zu etwas zwingen, Sophie“, sagte sie. „Aber Sie wissen, welche Ehre es ist, Einladungskarten für Almack’s zu erhalten. Dort zu tanzen, ist der Beweis dafür, gesellschaftlich anerkannt zu sein.“
„Sobald ich nicht mehr die Gastfreundschaft Ihres Bruders in Anspruch nehme, wird die vornehme Gesellschaft mich sehr schnell vergessen.“
„Warum sollten Sie Belfont House verlassen? Es ist Ihr Zuhause, und wir wollen nicht, dass Sie fortgehen. Wir lieben Sie, Sophie.“
„Wir?“
„James und ich.“
Sie schüttelte den Kopf. „Er mag mich nicht einmal. Ständig findet er etwas an mir auszusetzen.“
„Er macht sich Sorgen um Sie. Außerdem“, sie lächelte, „sollten Sie nicht vergessen, dass es Ihrem Erfolg als Schriftstellerin förderlich sein dürfte, wenn die Mitglieder der guten Gesellschaft Sie akzeptieren.“
„Weil ich dann ständig mit neuen Themen versorgt werde, über die ich schreiben könnte?“
„Das auch, ja. Aber ich dachte eher daran, dass die Armen meist ungebildet sind. Es sind die Wohlhabenden, die Bücher kaufen und lesen, nicht wahr?“
„Ach, Harriet, Sie hätten einen hervorragenden Anwalt abgegeben. Ihre Argumente haben mich beinahe überzeugt.“
„Dann verzeihen Sie James und kommen Sie mit uns zu Almack’s.“
Sie runzelte die Stirn. Würde der Duke glauben, sie habe sich endgültig geschlagen gegeben, wenn sie den Abend im Bett verbrachte? Oder würde er, wenn sie ihn und seine Schwester zu Almack’s begleitete, stolz darauf sein, dass sie sich seinem Wunsch gebeugt hatte? Ach, es wäre so viel leichter gewesen, eine Entscheidung zu treffen, wenn sie ihn nicht lieben würde! Liebe war grausam. Das hatte sie schon früh gelernt. Ihre Mutter war ihrem Vater aufs Festland gefolgt, weil sie ihn liebte. Sie hatte trotz all seiner Fehler zu ihm gehalten. So hatte ihre Liebe sie auf direktem Weg ins Unglück geführt. Letztendlich war sie sogar daran gestorben.
Aber durfte sie den Duke mit ihrem Vater vergleichen?
Nein, die beiden waren so verschieden wie Tag und Nacht!
Und plötzlich lächelte Sophie. „Gut. Wenn Sie mir Rose schicken, werde ich in einer halben Stunde fertig sein.“
„Ziehen Sie das hellblaue Seidenkleid an“, riet Harriet ihr und wandte sich zur Tür.
Eine Stunde verging, ehe Harriet, Sophie und James sich in der Eingangshalle trafen. Die Damen hatten Ballroben gewählt, deren frische Farben zum frühlingshaften Wetter passten. Der Duke trug die Kleidung, die Almack’s für Gentlemen vorschrieb: Frackrock, Weste, Kniehosen, Seidenstrümpfe und Schnallenschuhe.
Wortlos verbeugte er sich vor seiner Schwester und Sophie.
Das Schweigen hielt an, als die drei aus dem Haus traten und in die Kutsche
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