Historical Saison Band 12
dem Treppenabsatz stand. Und ich denke, es war gut, dass ich alles gehört habe. Dadurch wurden mir letztendlich die Augen geöffnet.“ Nach kurzem Schweigen fügte sie hinzu. „Das habe ich jedenfalls angenommen. Wenn ich nun aber mit dem Kartenspiel falschlag, warum sagst du mir nicht einfach, was du für Papa regeln musstest?“
„Das kann ich nicht.“
„Versuchst du mich zu schützen?“, fragte sie frostig. „Oder habe ich doch recht und du gibst nur vor, mich zu schützen, um deine Schuld zu vertuschen?“
Er drehte sich um und meinte schroff: „Verflucht noch mal, ich gebe nichts vor, Alexandra! Glaubst du ernsthaft, ich würde mich diesen … diesen demütigenden Anschuldigungen aussetzen, nur um mein Gesicht zu wahren? Dies alles auf mich nehmen, bloß damit du nicht schlecht von mir denkst – was ja offensichtlich ein vergebliches Unterfangen gewesen wäre.“
Sein Ausbruch war so ungewöhnlich, dass er Lexi mehr überzeugte als seine Worte. Erschüttert blickte sie ihn an. „Du versucht also wirklich, mich zu schützen? Vor was?“
Richard hatte sich jedoch wieder gefasst. Beherrscht erwiderte er: „Das tut nichts zur Sache. Eine Zeit lang war ich der Ansicht, dass jemand absichtlich versucht, deine Familie zu ruinieren. Aber jetzt ist mir klar, dass du nur aus Zufall von dem Kartenspiel erfahren hast. Daher muss man der Sache auch nicht weiter nachgehen.“
„Du hast dieses Gespräch begonnen, und ich denke, wir sollten es fortführen, bis alles geklärt ist. Ich verlange mehr als dein Eingeständnis, mit Papa Karten gespielt zu haben, Richard Deverell. Ich möchte wissen, warum er alles aufs Spiel gesetzt hat.“
„Du hast meinen Namen also doch nicht vergessen.“
„Wie bitte?“
„Seit der Trauung nennst du mich Deverell. Und eben hast du wieder Richard zu mir gesagt.“
„Das habe ich nicht. Ich habe dich beim vollen Namen genannt und werde dich so lange Deverell nennen, bis ich mir sicher bin, dass ich mich geirrt habe. Richard gehört der Vergangenheit an, er ist der Mann, dem ich vertraut habe, den ich geliebt habe. Aber im Augenblick existiert er nicht mehr für mich.“
In Richards Wange zuckte ein Muskel. „Ich werde dir beweisen, dass du dich irrst. Ich werde dein Vertrauen zurückgewinnen.“
„Nun, dann fang damit an, dass du mir die ganze Wahrheit erzählst.“ Sie wartete, doch als er nicht sprach, sagte sie: „Gestern hast du erwähnt, dass Papa eine Dummheit begangen habe. Es war etwas sehr Ernstes, nicht wahr? Papa hat gegen das Gesetz verstoßen, weil er das Erbgut beliehen hat, oder nicht? Land der Krone. Schau mich nicht so teilnahmslos an, ich weiß, dass ich recht habe. Es ist die einzig mögliche Erklärung.“
Richard zuckte die Schultern. „Ja, aber mehr sage ich dazu nicht. Es ist alles geregelt, Alexandra.“
„Nein, das ist es nicht!“ Sie ging zu ihm ans Fenster. „Sag mir, warum er sich verschuldet hat.“ Sie wartete auf seine Antwort, doch als er weiterhin schwieg, meinte sie nachdrücklich: „Du brauchst dich nicht zu sorgen, dass es meine Gefühle für Papa verändern könnte. Was immer er getan hat, ich liebe ihn nach wie vor. Man liebt Menschen trotz ihrer Schwächen.“
„Mag sein, aber offensichtlich machst du bei mir eine Ausnahme.“
Unwillkürlich legte sie ihm die Hand auf den Arm und schaute ihn an. Sie spürte, wie er sich unter ihrer Berührung versteifte, und stellte im selben Augenblick überrascht fest, wie sehr er sich mit seiner Bemerkung täuschte. Sie mochte Richard Deverell zwar für einen Lügner und Betrüger halten, verantwortlich für den Tod ihres Bruders, aber tief in ihrem Herzen liebte sie ihn trotz allem noch immer. Er betrachtete ihre Hand, und sie zog sie rasch fort. Sie durfte nicht schwach werden …
„Bei dir ist es etwas anderes“, sagte sie schroff. „Deine Schwächen sind nicht so leicht entschuldbar. Aber ich lasse mich nicht von dir ablenken. Hatte Papa Spielschulden?“
„Nein, dein Vater war kein Spieler.“
„Aber er hat Rawdon verspielt, obwohl es ihm mehr bedeutete als alles auf der Welt. Er muss wirklich verzweifelt gewesen sein. Warum hat er sich das Geld nicht von dir leihen wollen? Stolz kann nicht der Grund dafür gewesen sein. Er hat dich als Familienmitglied betrachtet.“
„Ich … nun, ich hatte daran Bedingungen geknüpft, die er nicht akzeptieren wollte. Schau, Alexandra, darüber will ich nicht …“
„Aber ich will“, erwiderte sie ungehalten. „Ich werde nur
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