Historical Saison Band 12
noch ein paar Worte mit zwei seiner untergebenen Offiziere, den Lieutenants „Leichtfuß“ Harry Hartwell und Lord Anthony Nelthorpe, bevor er aufbrach.
Eigentlich war das alles nichts Neues für sie. Zuerst waren sie in Indien gewesen, und jetzt begleitete sie ihren Papa seit fast vier langen Jahren auf der Iberischen Halbinsel auf dem Feldzug gegen die Franzosen. Sie müsste sich doch allmählich an die plötzlich aufflackernde Furcht gewöhnt haben und auch an die Angst, die sich wie ein Schleier auf ihr Gemüt legte. Trotzdem hatte sie in ihrer Besorgnis wegen der bevorstehenden Schlacht kaum einen Bissen von dem Huhn herunterbekommen, das der Bursche ihres Papas organisiert hatte.
Jenna wusste nicht, wann genau der entscheidende Angriff von Wellingtons Truppen auf die Befestigungen der Stadt Badajoz beginnen würde. Diese Bastion widersetzte sich schon lange und hartnäckig der Einnahme. Aber wenn die Aktivitäten in ihrem Feldlager und die überall verbreiteten Gerüchte tatsächlich bedeuteten, dass sie heute Abend noch angreifen würden, dann fand ihr Papa sicher in den nächsten paar Stunden einen ruhigen Moment, um es ihr zu erzählen.
Plötzlich konnte sie es kaum erwarten, endlich Bescheid zu wissen, ob der seit Langem drohende Angriff heute wirklich stattfinden würde. Jenna stellte die Teller auf dem abgenutzten Tisch ab, dann schlang sie sich ihr Tuch um die Schultern und trat aus dem Zimmer in den schlichten Säulenvorbau des Hauses, in dem sie seit ein paar Wochen einquartiert waren.
Aber als sie draußen war, sprang ihr Vater gerade in den Sattel, um davonzureiten. Im Vorbeireiten nickte er ihr zu und hob die Reitgerte zum Gruß. Sie zögerte einen Moment. Sollte sie ihn jetzt fragen?
Nein, besser sie erkundigte sich bei Garrett. Er würde ihr die Wahrheit erzählen.
Die Offiziere standen noch bei der Pferdekoppel und rauchten Zigarillos. „Major Fairchild“, rief sie zu der Gruppe hinüber. „Kann ich bitte mit Ihnen sprechen?“
Der Major drehte sich zu ihr um und sah sie mit diesem leicht melancholischen Blick aus seinen blauen Augen an, bei dem jedes Mal ihr Herz höher schlug. „Natürlich, Jenna. Aber sollten wir nicht lieber hineingehen? Die Nachtluft ist feucht und kühl.“
Doch im Haus wuselte Sancha herum, und er würde nicht frei reden. Darum legte Jenna ihm die Hand auf den Arm und hielt ihn zurück, als er den Säulenvorbau erreichte.
„Bitte bleiben Sie einen Moment hier bei mir.“ Sie sprach mit leiser, eindringlicher Stimme. „Bitte, Garrett, ich muss es wissen! Werden wir heute Nacht angreifen?“
Garrett Fairchilds lächelndes Gesicht wurde ernst, aber er versuchte nicht, Jennas Frage auszuweichen. Nach kurzem Zögern sagte er geradeheraus: „Ja, wir stürmen die Mauern von Badajoz noch heute Nacht.“
Jenna schloss kurz die Augen, um das mulmige Gefühl in ihrem Inneren zu unterdrücken. Mama war während des bitterkalten Rückzugs von La Coruña gestorben. Schon immer hatte sie sich Sorgen um Papas Sicherheit gemacht, aber dieses tiefe Gefühl der schlimmsten Vorahnung, das ihr jetzt den Magen herumdrehte, hatte sie noch nie empfunden.
Stand ihrem Vater der Tod bevor? Diesem starken, ruhigen Mann, der nicht einmal ahnte, wie sehr er ihr am Herzen lag. Sie rang nach Luft.
Garrett legte seine Hand auf ihre und drückte sie. „Wir sind bereit, Jenna. So viele Monate lang haben die Männer im Dreck und Schlamm der Gräben und Schanzen ausgeharrt und waren zur Untätigkeit gezwungen – sie suchen jetzt den Kampf.“
Sie lächelte angestrengt, doch er wirkte ganz ruhig. „Hoffentlich haben Sie sich dieses Mal nicht wieder freiwillig als Anführer des Himmelfahrtskommandos gemeldet!“
Er lachte, so wie sie es gehofft hatte. „Nein, ich habe nicht vor, den ersten Angriffstrupp die Sturmleitern hinaufzuführen, während die Franzosen Geschosse und Gewehrkugeln auf uns herabregnen lassen. Das Risiko, dabei den Tod zu finden, ist nicht mehr so aufregend für mich wie früher einmal.“
Gott sei Dank wenigstens dafür. „Wenn unsere Soldaten heute Nacht aufbrechen, wie lange …“
„Das kann ich nicht sagen“, beantwortete er ihre unbeendete Frage. „Wenn dann auch noch die Verstärkungstrupps die Stadtmauern bewältigt haben, ist die Stadt unser – aber erst einmal müssen wir hineinkommen …“ Garrett verzog das Gesicht. „Wenn wir es dann geschafft haben, fürchte ich allerdings das Schlimmste für die Bewohner der Stadt. Nach zwei gescheiterten
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