Historical Saison Band 12
Letzte, was er spürte, der Kies der Auffahrt, als sein Gesicht auf den Boden schlug.
Als Richard aus dem Haus rannte, dicht gefolgt von Osborne und Coles, war Mark Rawdon bereits tot.
Es war schon Nacht, als sich Lexi und Richard auf den Rückweg nach Channings machten. Noch immer wussten sie nicht, wer Mark erschossen hatte. Offenbar war er von einem Unbekannten ermordet worden, der vom Himmel gefallen sein musste und gleich darauf wieder verschwunden war. Alle hatten den Schuss gehört. Und alle konnten durch Zeugen nachweisen, wo sie sich zu der betreffenden Zeit aufgehalten hatten.
Müde, aber zugleich auch froh, dass ihnen das Schicksal die Angelegenheit aus der Hand genommen hatte, saßen Lexi und Richard nebeneinander in der Kutsche, die sie sich in Rawdon geliehen hatten.
„Vielleicht hatte Mark Feinde in Northampton, die ihm hierher gefolgt sind?“, überlegte Lexi.
„Genau das habe ich dem Constable gesagt“, erwiderte Richard.
Lexi schaute ihn an. „Du weißt, wer Mark erschossen hat, nicht wahr? Ich sehe es dir an. Wer war es? Jemand, den du in Northampton getroffen hast?“
Er schloss die Augen. „Zum Glück bist du kein Richter.“
„Sag es mir.“
„Später. Ich will mich erst selbst vergewissern. Und ich kann nur hoffen, dass der Betreffende keinen Freitod begangen hat.“
Doch Lexi fand bald darauf selbst heraus, wer Mark getötet hatte.
Als sie am nächsten Tag Sergeant Chalmers aufsuchte, um ihm die Neuigkeit zu berichten, fand sie ihn erschöpft und bleich im Bett vor. Offensichtlich hatte er große Schmerzen, aber als sie Dr Loudon holen wollte, wehrte er ab. „Nein, Madam! Danke, ich brauche keinen Doktor, der kann mir nicht mehr helfen.“
Auch an den folgenden Tagen lehnte Chalmers jede medizinische Hilfe ab, obwohl er zunehmend schwächer wurde. Lexi besuchte ihn, sooft es ihr möglich war, und er schien immer glücklich, sie zu sehen. Oft sprach er von seiner Zeit beim Militär und von Johnny.
Eines Tages indes schien er zu müde für ein Gespräch. Schweigend musterte er Lexi eine geraume Weile und meinte schließlich unvermittelt: „Ich habe am Ende doch alles richtig gemacht, nicht wahr?“
Zwar war sie verdutzt über die Frage, dennoch antwortete sie mit Überzeugung: „Dessen bin ich mir sicher.“
„Ich hab den Franzosen in jener Nacht getötet, wie Captain Deverell vermutet hat. Aber ich hätte den andern erschießen sollen. Und das habe ich am Ende auch getan.“
Lexi stand auf und beugte sich über ihn. Lächelnd küsste sie ihn auf die Wange. „Sie haben alles richtig gemacht, Sergeant. Danke.“
16. KAPITEL
A n einem warmen Frühlingstag einige Monate später gingen Richard und Lexi am Flussufer spazieren. Beinahe ein Jahr war seit dem Tag vergangen, an dem sie sich an fast derselben Stelle über Johnny unterhalten hatten – kurz vor seinem Tod. Ein Jahr, das ihnen viel Leid, Gewalt und Kummer gebracht hatte, doch allmählich heilten die erlittenen Wunden, und die vergangenen drei Monate hatten endlich Frieden und das ersehnte Glück gebracht.
Die mysteriösen Umstände von Mark Rawdons Tod waren von den zuständigen Behörden noch immer nicht geklärt worden, und da es keine weiteren männlichen Erben gab, wurde beschlossen, dass Rawdon Hall von Lexi und Richard treuhänderisch für ihre Kinder verwaltet werden sollte.
Während sie gemeinsam über die Wiesen schlenderten, sprachen sie über den bevorstehenden Hochzeitsempfang, den sie am Ostermontag in Channings geben wollten. Nach einer Weile bogen sie wieder auf den Weg ein, der sie zu ihrem Einspänner zurückführen würde. Am Ende des Pfades gelangten sie an den Zauntritt. Als Richard sich umdrehte, um Lexi von der Stufe zu helfen, legte sie ihm lächelnd die Hände auf die Schultern. „Willst du … willst du mich immer noch küssen, Richard?“ Der feurige Blick in seinen Augen ließ glühende Hitze in ihr aufsteigen.
„Immer“, antwortete er. „Ich werde nie müde, dich zu küssen. Selbst auf dem Sterbebett werde ich dich noch küssen wollen.“
Er hob sie herunter und zog sie an seine Brust. Der Kuss war ebenso aufregend und leidenschaftlich wie der erste, den er ihr an derselben Stelle geschenkt hatte, und als sich ihre Lippen schließlich voneinander lösten, fragte er, die Arme fest um sie geschlungen: „Weißt du, welcher Tag heute ist?“
„Sag es mir.“
„Heute vor genau sechs Monaten haben wir geheiratet.“
„Das habe ich nicht vergessen.“
„Also, was gedenkst
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