Historical Saison Band 12
„Leichtfuß“ Harry Hartwell die Tochter seines Colonels. „Sie sind die geborene Soldatenfrau, das hat Ihr Vater oft gesagt. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie Sie in einer muffigen Stube sitzen, Tee einschenken und sich mit anderen Frauen lange Geschichten über Kleider und Hauben erzählen. Würden Sie nicht lieber hierbleiben?“ Wie immer, offen und geradeheraus, hatte Lieutenant Hartwell die Angelegenheit unverblümt zur Sprache gebracht, über die sich alle Mitglieder der „Familie“ des verstorbenen Colonels Gedanken machten. Die Zukunft seiner nunmehr verwaisten Tochter.
Jenna seufzte. „Ja, Harry, die Armee ist mein Leben, genau so, wie sie es für Papa war. Aber ich weiß nicht, wie ich meine Abreise verhindern soll. Ich kenne Colonel Anderson und seine Frau nicht so gut, dass ich bei ihnen wohnen könnte, und allein kann ich nicht mit dem Regiment umherziehen.“
„Dachte, alle Frauen lieben gesellschaftliche Anlässe, bei denen man über Hauben und so reden kann“, sagte Lieutenant Alastair Percy. „Meine Schwestern tun es jedenfalls. Und überlegen Sie, Ma’am, was England bedeutet. Regelmäßige warme Mahlzeiten, ein Bett, das man nicht erst nach Ungeziefer absuchen muss, Theater, Geschäfte …“
„Unsinn“, Harry wischte mit einer Handbewegung Alastairs Bemerkung vom Tisch. „Was schert sich Jenna um solch läppisches Zeug, wenn sie ein Leben voller Abenteuer bei uns in der Armee haben kann?“
Weil sein Idol dagegen war, gab Alastair nach und sagte nichts mehr, aber Lieutenant Lord Anthony Nelthorpe zog sarkastisch eine Augenbraue hoch. „Nicht jeder ‚spielt‘ so gern in den schlammigen Gräben des Lagers wie du, Harry. Als zivilisierter Mensch wird Miss Montague zweifellos begeistert sein, den primitiven Schmutz Spaniens gegen ein prachtvolles Londoner Stadthaus zu tauschen. Besonders, wenn ihre Anstandsdame ihr dabei hilft, die wenig damenhafte Sonnenbräune ihrer Haut erst einmal zum Verblassen zu bringen, sich neue modische Kleider zuzulegen und eine Schar schöner junger Männer in ihren Salon zu locken. Von denen keiner, wie man festhalten muss, getötet wird, bevor sie ihm das Herz brechen kann.“
Garrett erstarrte, weil er den sarkastischen Ton des Lords gegenüber Jenna übel nahm. Sie selbst warf Nelthorpe einen misstrauischen Blick zu. Aber bevor Garrett zu einer scharfen Erwiderung ansetzen konnte, sagte Jenny trocken: „Für mich bedeutet England eher, dass ich eine pflichtbewusste Gesellschafterin für Papas alte Tante Cecilia sein werde und sie in den einen oder anderen trostlosen Kurort begleiten muss.“
„Sie wissen noch nicht einmal, bei wem Sie wohnen können?“, fragte Garrett und war wieder einmal bestürzt, in welch ungewisse Lage der Tod des Colonels dessen Tochter versetzt hatte.
Jenna rührte mit ihrem Löffel in dem Stew herum, das sie bisher noch nicht angerührt hatte. Sie vermied Garretts Blick, weil sie sein Mitleid nicht sehen wollte.
„Seit ich zwei Jahre alt war, bin ich nur einmal mit Papa in London gewesen, als er nämlich von Indien auf die Iberische Halbinsel versetzt wurde und seine Vorräte ergänzen musste. Mama hatte keine nahen Verwandten mehr, und Tante Cecilia ist die Einzige aus Papas Familie, die uns noch schreibt. Wenn ich von ihren Briefen ausgehe, dürften wir allerdings nicht viele Gemeinsamkeiten haben. Ich bin geschickt darin, ein Huhn über dem offenen Feuer zuzubereiten oder ein Ziel auf zwanzig Schritt Entfernung zu treffen, und eine Viehherde kann ich durch einen Fluss treiben, aber solche Fähigkeiten dürften in London, Bath oder Harrogate nicht sehr gefragt sein.“
„Es scheint mir höllisch unsportlich zu sein, Sie auf solche Heiratsmarktspielchen zu reduzieren.“ Harry richtete einen verächtlichen Blick auf Lord Nelthorpe. „Oder die Gesellschaftsdame zu spielen.“ Er verfiel in Schweigen, bis er kurze Zeit später mit glänzenden Augen aufsah. „Bei Gott, Jenna, ich hab’s! Sie werden bei uns bleiben!“
„Benutze doch bitte deinen Verstand, Harry“, sagte Lord Anthony seufzend. „Wie Miss Montague schon richtig sagte, kann eine tugendhafte junge Dame nicht ohne Begleiterin inmitten einer Armee leben – wenn sie ihren guten Ruf behalten will.“
„Verdammt, das ist mir doch klar!“, sagte Harry mit einer ungeduldigen Handbewegung. „Aber, Jenna, Sie müssen nicht nach England fahren und sich an einen herausgeputzten Laffen vergeuden, der Sie niemals richtig wertschätzen könnte.
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