Historical Saison Band 12
selbst beteiligen und ihr einen Antrag machen würde. Da er älter und erfahrener war als seine impulsiven Kameraden, war ihm besser bewusst, was er auf sich nehmen – und aufgeben – würde, wenn er ihr eine Zweckehe anbot.
Sie würde zwar niemals auch nur einen Moment lang erwägen, Lord Anthony Nelthorpe zum Mann zu nehmen, aber sie konnte sich durchaus vorstellen, eine Verbindung mit Lieutenant „Leichtfuß“ Harry Hartwell oder Lieutenant Alastair Percy einzugehen. Wenn sie nicht in Garrett Fairchild verliebt wäre. Sie war den beiden jungen Männern sehr dankbar für ihr Angebot, aber sie konnte sie nicht als Mittel zum Zweck benutzen, nur um nicht zu entfernten Verwandten nach England verbannt zu werden. Da sie nun einmal Garrett liebte, konnte sie sich keine Ehe mit einem anderen Mann vorstellen.
Und da sie wusste, dass die schöne Lucinda immer noch sein Herz besaß, war ihr klar, dass sie von ihm keinen Antrag erwarten durfte.
Trotz ihrer Entschlossenheit musste sie einen kleinen, irrationalen Hoffnungsfunken in sich löschen. Könnte es nicht sein, dass der Major sie doch noch überraschen würde, indem er ihr plötzlich seine Liebe gestand und sie um ihre Hand bat?
Als er es nicht tat, sah sie ihn mit einem unsicheren Lächeln an.
„Nun, Major Fairchild? Ich glaube, es ist an der Zeit, dass Sie ein paar Perlen der Weisheit von sich geben und meine galanten, aber törichten Ritter davon überzeugen, dass ihr Plan undurchführbar ist.“
Der Major belohnte ihren leichten Tonfall nicht mit einem Lächeln, und plötzlich musste Jenna zu ihrem eigenen Entsetzen wieder eine neue, wilde Hoffnungsflamme in sich ersticken.
Als sie sich gerade im Geiste Selbstvorwürfe machte, sagte Garrett: „Der Nachmittag nach der Beerdigung Ihres Vaters ist noch viel zu früh für Sie, um über Ihre gesamte Zukunft zu entscheiden. Ich glaube jedoch, dass Harrys Vorschlag es wert ist, überlegt zu werden.“
Sie war so sicher gewesen, dass er Harrys Plan kurzerhand ablehnen würde, dass sie sprachlos war.
Garrett schien ihr Erstaunen nicht zu bemerken und fuhr fort: „Sie würden in dem gesellschaftlichen Umkreis bleiben, in dem Sie bekannt und beliebt sind. Unter Freunden, die Sie gernhaben. Auch wenn es im Moment sehr schmerzvoll für Sie ist, sich mit diesem Thema zu befassen, sollten Sie sich ernsthaft überlegen, einen von uns zu heiraten, Jenna.“
Harry murmelte „Bravo“, aber Lord Anthony sah Garrett mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Täuschen mich meine Ohren? Oder wirft unser hochverehrter Brigademajor wirklich auch seinen Hut in den ‚Heirats-Ring‘?“
Obwohl Jenna wusste, dass Garrett keine besondere Vorliebe für Lord Anthony hegte, wunderte sie sich doch ein wenig über den eisigen Blick, den er dem Mann zuwarf. „Ja, ich habe es vor. Und ich werde Colonel Andersons Frau bitten, noch ein paar Tage beim Regiment zu bleiben, damit Jenna mehr Zeit hat und sich in Ruhe entscheiden kann, was sie wirklich möchte.“
„Zeit für Miss Montague, um was zu tun?“
„Mrs Anderson“, sagte Garrett und ging auf die Gattin vom Colonel des Nachbarregiments zu, um sich vor ihr zu verbeugen. „Hoffentlich war der Weg durch die Linien nicht zu beschwerlich für Sie.“
Die Dame schaute sich hochnäsig in dem schmucklosen Steinhaus um, in dem der verstorbene Colonel Montague und seine Tochter einquartiert waren. Dann schnüffelte sie ein wenig, bevor sie geruhte, den rauen Holzstuhl zu akzeptieren, den Garrett ihr anbot. „Ein paar unverschämte Wachposten“, erwiderte sie, „aber es ist mir lieber, die Jungs passen auf, als umgekehrt. Und im Moment ist der Weg hindurch halbwegs sicher, weil die schlimmsten der Männer noch innerhalb der Mauern von Badajoz sind und dort Unfug anstellen.“
Die ältere Frau schüttelte den Kopf, sodass die eisgrauen Löckchen, die unter ihrer Haube hervorlugten, schaukelten. „Eine schlimme Sache, das Ende einer Belagerung. Und dieses Mal sieht es sogar noch übler aus als sonst. Noch bevor dieser Tag vorbei ist, wird Wellesley Hinrichtungen befehlen, denken Sie an meine Worte. Sie sollten besser innerhalb Ihres Regimentsgebietes bleiben, bis es vorüber ist, Miss Montague.“
Jenna bestätigte Mrs Andersons Rat mit einem Nicken. Sie war nicht sicher, ob sie froh war oder ob es ihr leidtat, dass die Diskussion über ihre Zukunft unterbrochen worden war. „Ich danke Ihnen, Mrs Anderson. Ich freue mich über Ihre Hilfe dabei … meine Pläne zu ordnen“,
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