Historical Saison Band 12
im Gasthaus mit der Arbeit beginnen musste.
Sie nahm einen Pfad, der auf einen Hügel führte, auf dem einst eine Burg gestanden hatte. Von der Burg war nur noch ein Haufen Steine übrig, aber sie mochte den Ort. Sie kletterte auf einen der Steine, die vom Sonnenlicht erwärmt waren, setzte sich hin und schaute nach Parronley House, das in der Ferne zu sehen war.
Der Anblick des Herrenhauses ließ sie an die Lady denken, die eigentlich jetzt dort leben sollte. Jeder wusste, dass Lady Corland der Titel zustand, seit ihr Bruder und seine kleinen Söhne gestorben waren. Es ist meine Schuld, dass die Baroness nicht in ihr Haus zurückkehren konnte, dachte Fia betrübt. Wenn sie nicht mit Lord Corland gesündigt hätte, wären all die schrecklichen Dinge vielleicht nicht geschehen. Wenn sie doch bloß nie aus Kilrosa fortgegangen wäre. Dann wäre sie ein tugendhaftes Mädchen geblieben, das es wert war, einen guten Mann zu heiraten.
Sie hielt die Tränen nicht zurück. Über zwei Jahre hatte sie nicht geweint und fast schon geglaubt, sie habe keine Tränen mehr. Aber dann war Bram heimgekehrt, und seitdem war ihr jeden Tag zum Weinen zumute. Diesmal hatte es gereicht, ihn zusammen mit Jean zu sehen.
Eines Tages würde Jean oder ein anderes anständiges Mädchen Bram in derselben Kirche heiraten, in der sie heute neben ihm gesessen hatte. Wenn sie nun alle Tränen weinte, die sie besaß, hatte sie vielleicht keine mehr, wenn Bram vor den Traualtar trat.
Vor Kummer wiegte sich Fia hin und her. Es war, als wäre sie in jener Nacht auch gestorben, in der Lord Corland ermordet wurde.
„Was ist, Mädchen? Warum weinst du?“
Sie schreckte hoch und sah, dass Bram auf sie zueilte.
„Bist du krank?“
Zitternd holte sie Luft und schüttelte den Kopf.
Er ergriff ihren rechten Arm. „Fia, erzähl mir, was los ist.“
Sie wischte sich über die Augen. „Ich bin hierhergekommen, um allein zu sein, Bram.“
Er ließ sie los. „Ich habe gesehen, wie du dich entfernt hast, und eine innere Stimme sagte mir, ich solle dir besser folgen. Du weinst doch nicht ohne Grund. Wenn etwas nicht in Ordnung ist, lass mich dir helfen.“
Sie hob den Kopf und sah ihm in die Augen. „Du kannst mir nicht helfen.“
Er setzte sich neben sie auf den Stein und schaute in das Tal hinab. „Du warst noch ein kleines Mädchen, als ich in den Krieg zog, Fia. Erst zwölf Jahre alt warst du, aber schon das hübscheste Mädchen, das ich kannte. Mit strahlenden Augen, lebhaft und neugierig.“ Er drehte sich zu ihr. „Was ist in London passiert, das dich so verändert hat?“
Sie versuchte, nicht darauf einzugehen. „Du warst weit weg, Bram. Daher hast du nicht mitbekommen, dass mich nichts als die Zeit verändert hat.“
Er hob eine Hand, ließ sie jedoch wieder sinken. „Priss sagt, du bist anders zurückgekehrt. Und du kamst zurück, nachdem Miss Parronley ihren Gatten ermordet hatte.“
„Eigentlich ist sie jetzt die Baroness Parronley.“
„Von mir aus auch Baroness.“ Er sah sie ernst an. „Hat es also etwas mit dem Mord zu tun?“
Sie sprang hoch. „Ihr redet alle zu viel!“
Sie lief den Hügel hinab, doch Bram hielt sie nach wenigen Metern fest und drehte sie zu sich. Sie versuchte, gegen ihn anzuboxen, aber er ließ sie nicht los.
„Lass mich gehen, Bram!“, rief sie weinend.
Er legte die Arme um sie. „Ich werde dich festhalten, bis du mir alles erzählst, Mädchen.“
„Willst du mich zwingen, Bram Gunn?“, murmelte sie.
„Jawohl.“ Er drückte sie fester an sich. „Und jetzt fang an zu reden.“
In seinen starken Armen konnte sie sich plötzlich vorstellen, ihm von der schrecklichen Nacht zu erzählen. Bram erschien ihr so stark, als könne er alles tragen, auch diese Last, die ihr die Freude am Leben raubte.
„Lady Corland hat ihren Gatten nicht umgebracht“, begann sie.
Erstaunt hob er die Brauen.
„Ich war dort, Bram.“ Ein kalter Schauder lief ihr den Rücken hinunter, als sie daran dachte. „Ich habe alles gesehen. Ich war in dem Zimmer … in … in Lord Corlands Schlafzimmer.“
Fia warf Bram einen unsicheren Blick zu und erwartete, dass er missbilligend die Lippen verzog. Stattdessen nickte er nur, um ihr zu bedeuten, dass sie fortfahren solle.
„Ein Mann kam herein. Er hat mich nicht gesehen, aber ich ihn. Er … er war seltsam gekleidet. Er trug ein Kleid von Lady Corland. Ich habe das Kleid wiedererkannt, weil es eine besonders schöne Spitzenborte hatte.“ Sie schluckte. „Der
Weitere Kostenlose Bücher