Historical Saison Band 16 (German Edition)
sich später Gedanken machen. Er würde Val dazu bringen, sich ebenfalls auf alle Eventualitäten vorzubereiten, auch wenn er davon ausging, dass Vals Familie sicher war, solange Lilya nicht unter ihrem Dach lebte. Vielleicht würde man die St. Justs und Konstantin in Ruhe lassen.
Es war auf jeden Fall ausgeschlossen, dass er Lilya mit der Gefahr alleine ließ. Noch nie war ihm ein Mensch so wichtig gewesen wie sie. Von dem Moment an, in dem er ihren Rücken und ihre verführerisch unbedeckten Schultern gesehen hatte, hatte er versucht, sich ihrer Anziehungskraft zu widersetzen. Das tat er noch heute, doch er wusste, dass er diesen Kampf eigentlich schon längst verloren hatte.
Sie fuhren an der Mauer vorbei, die die Ländereien von Pendennys umgab. Er stupste Lilya sacht an. „Wach auf! Wir sind gleich zu Hause.“
„Zu Hause“, wiederholte Lilya verschlafen. Sie blinzelte ihn lächelnd an. „Ich mag, wie das klingt.“
Beldon ebenfalls. Vielleicht konnte sie sich nun ein wenig ausruhen. Es war ihm aufgefallen, dass die schnelle Reise sie geistig und körperlich angestrengt hatte. Immer wenn sie wach wurde, wirkte sie, als ob sie irgendein Unheil erwartete. Beldon nahm an, dass sie unter ihren Kleidern ein neues Messer trug. Und dass sie den Diamanten ständig dabeihatte. Manchmal, wenn er sie im Schlaf beobachtet hatte, hatte sie an ihre Hüfte gegriffen. Das musste unbedingt aufhören. Beldon wollte sein Bett mit nichts und niemandem außer Lilya teilen. Wenn sie sich wieder sicher fühlte, würden sie einen anderen Platz für den Diamanten finden.
Lilya hatte offenbar plötzlich ganz andere Probleme. „Ich muss grauenhaft aussehen. Vier Tage unterwegs und gerade aufgewacht.“ Sie begann in einem Beutel nach ihrer Haarbürste zu kramen.
Beldon lachte. Er konnte einfach nicht anders. Es war einfach komisch mit anzusehen, dass Lilya sich über so etwas Unwichtiges wie ihre Frisur Gedanken machte, nachdem sie eine Woche lang über ganz andere Probleme nachgedacht hatte.
Sie starrte ihn an. „Worüber lachst du?“
„Ich lache über dich“, bekannte er mit einem Grinsen.
Empört schnaubte Lilya.
Dann hob sie die Arme, um ihre Haare zu bürsten. Ihre Brüste streckten sich ihm entgegen. Beldons Körper reagierte sofort. Die Botschaft war klar: Er war offenbar in vielerlei Beziehung wieder gesund. Er hatte lange ohne Lilya auskommen müssen.
Sie sah seinen Blick und errötete. „Schau mich nicht so an.“
„Wieso? Wie schaue ich dich denn an?“, fragte er unschuldig.
„Als ob du mich verschlingen willst.“
„Das möchte ich auch.“
„Du bist verletzt.“ Sie fasste ihr Haar mit einer blauen Spange zusammen, die sie in den Tiefen des Beutels gefunden hatte.
„Nur mein Arm, der Rest ist unver…“
„Du bist unersättlich!“, schnitt sie ihm das Wort ab.
„Und du bist eine Sirene, Lilya Stefanov“, konterte er und streckte seine Beine aus. Zu flirten fühlte sich gut an. Schön, dass sein Arm kaum mehr schmerzte und er nicht abgelenkt wurde. So konnte er sich in den schönsten Farben ausmalen, was ihn möglicherweise am Ende des Abends erwartete …
Pendennys strahlte regelrecht im Glanz der Abendsonne. Der Sandstein leuchtete und die hohen Fenster glitzerten im Licht.
Lilya war bereits früher in Pendennys gewesen, doch noch nie hatte sie solche Ehrfurcht empfunden wie jetzt. Heute sah sie es mit anderen Augen. Sie sah es nicht als flüchtiger Gast. Dies hier war ihr Heim: Sie würde die Herrin dieses schönen Hauses sein. Welche Verantwortung da vor ihr lag! Sie hoffte, sie konnte ihr gerecht werden. Denn es war klar, dass Beldon dieses Anwesen mehr am Herzen lag als alle seine anderen Besitztümer.
Die Kutsche hielt vor der Eingangstür und sie stiegen aus. Dies war vorläufig ihr letzter Halt. Nach tagelanger Reise mussten sie nun nicht wieder in die Kutsche steigen.
Beldon führte sie hinein. Er grinste dabei und sagte: „Ich bedauere es außerordentlich, dass ich dich nicht über die Schwelle tragen kann.“
Lilya lachte. „Das ist doch reinster europäischer Aberglaube.“ Trotzdem hob sie ihr Kleid hoch, als sie eintrat, damit sie nicht stolperte. Auch das konnte Unglück bringen. Aberglaube oder nicht, sie hatten schon genug Probleme.
In der Eingangshalle mussten Dinge organisiert sowie die allgemeine Vorstellung erledigt werden. Dann war es endlich Zeit für das ersehnte Bad. Unterwegs hatte es selten die Möglichkeit gegeben, sich richtig zu waschen. Lilya ließ
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