Historical Saison Band 17
musterte Leo Moncaster die wütende Frau, die ihm gegenübersaß.
„Warum nicht, meine Süße?“
„Nennen Sie mich nicht so!“
„Wieso ich das tat, verstehe ich selber nicht“, murmelte er und betrachtete ihr feuerrotes, von hellem Zorn verzerrtes Gesicht. „Etwas, das weniger süß wäre, kann ich mir kaum vorstellen.“
„Es hat nicht funktioniert!“, wiederholte sie erbost. „Christabel Veryan ist hier in Brighton und offensichtlich eng befreundet mit dem Mädchen. Allem Anschein nach kennt Domino da Silva keine Scham. War sie denn nicht unglücklich in Richard Veryan verliebt? Und jetzt umgibt sie sich mit der Frau, die sein Herz brach. Welche Rolle Joshua dabei gespielt hat, ist ihr egal. Was für eine oberflächliche Person!“
Moncaster hob die Brauen.
„Ja, ich weiß, was Sie denken. Sagen Sie’s nicht! Ich mag oberflächlich sein, aber ich bin wenigstens konsequent. Wohingegen dieses Mädchen Lady Veryan willkommen heißt! Bald fahren die beiden sogar nach London. Wollen wir wetten, dass Domino sich dort mit Marchmain treffen wird? Obwohl sie jetzt weiß, welche Schandtaten er begangen hat!“
„Geben Sie’s auf, Charlotte“, seufzte er. „Ich hätte mich genauso gern an Miss da Silva gerächt wie Sie. Aber alle unsere Versuche sind fehlgeschlagen, und wir haben uns nur lächerlich gemacht. Sicher ist es am besten, wir lassen sie einfach nach Spanien verschwinden.“
„Oh, das Beste haben Sie noch gar nicht gehört! Sie bleibt in England.“
Ärgerlich runzelte er die Stirn, erkundigte sich jedoch in ruhigem Ton: „Und was wollen Sie dagegen unternehmen?“
Mit seinem Gleichmut schürte er die Wut der Duchess. „Ich will sie loswerden! Für immer! Was ich tun möchte, wissen Sie!“
„Dann müssen wir ein Risiko eingehen. Diesmal ohne Zögern. Ohne Bedenken.“
„Da haben Sie recht, ich war zu nett zu ihr.“
Obwohl Lord Moncaster eine Grimasse schnitt, sprach Charlotte entschlossen weiter.
„Viel zu nett. Ich habe ihr erlaubt, in der Gesellschaft von Brighton zu brillieren, statt sie sofort zu vernichten. Nun werden wir tun, was wir von Anfang an vorhatten. Sind Sie bereit?“
„Jederzeit, meine Teure.“
„Gut. Übermorgen, auf dem Ball des Prinzregenten?“
Moncaster ergriff ihre Hand und zog sie langsam an seine Lippen. „Einverstanden. Eine perfekte Gelegenheit. Und das grandiose Finale eines viel zu langen Dramas.“
9. KAPITEL
A ls sie zur Marine Parade zurückkehrten, war Christabel völlig erschöpft. Der Nachmittag hatte ihr gefallen, aber nun forderten die langen Fußmärsche ihren Tribut. Seufzend betrat sie Dominos kleinen Salon und sank erleichtert in einen bequemen Sessel.
„Ruhen Sie sich lieber im Bett aus, Lady Veryan“, mahnte Carmela. „Dem Ungeborenen tut es sicher nicht gut, wenn Sie so lange auf den Beinen sind.“
„Vielen Dank für Ihre Sorge, Madam. Hier kann ich mich genauso gut ausruhen.“ Christabel nahm eine Tasse von dem Tablett, das die Haushälterin hereingebracht hatte. „Und der Tee wird mich stärken.“
„Aber, Lady Veryan …“, begann Carmela.
„Ich bleibe hier“, fiel Christabel ihr energisch ins Wort. „So ein schöner sonnenheller Raum! Und diese herrliche Aussicht aufs Meer! Warum du dir dieses Zimmer ausgesucht hast, verstehe ich, Domino. So gemütlich! Genau richtig für ein vertrauliches Schwätzchen.“
Das Letzte, was Domino sich wünschte, war ein vertrauliches Schwätzchen. Sie hoffte, Carmela würde sie nicht mit der Freundin allein lassen. Aber ihre Cousine erhob sich sofort und verkündete, sie habe alle Hände voll zu tun.
„Was für ein wunderbarer Nachmittag!“, sagte Christabel leise, sobald Carmela die Tür hinter sich geschlossen hatte. „Danke, dass du mit mir zu der Parade gegangen bist. Es war ein seltsames Gefühl, wieder mitten in der Hautevolee zu sitzen, aber sehr erfreulich. Trotzdem möchte ich nirgendwo anders leben als in Cornwall.“
„Das kann ich mir vorstellen. Erzähl mir von Madron Abbey.“
Falls Domino gehofft hatte, ihre Freundin von persönlichen Themen abzulenken, wurde sie enttäuscht.
„Das Beste an diesem Nachmittag war das Beisammensein mit dir. Jahrelang habe ich mir gewünscht, du würdest mich in Madron besuchen.“
„Dazu ergab sich keine Gelegenheit. Meine Tanten wollten mich nicht mehr ins Ausland reisen lassen. Die Rückkehr nach England erlaubten sie mir nur, weil Papa meine Hilfe brauchte.“
„Vielleicht kannst du nach Cornwall kommen, wenn
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