Historical Saison Band 17
Stimme und schöpfte keinen Verdacht.
„Oh ja, ich besuche den Ball sehr gern, Papa.“ Aus weiter Ferne schienen ihre eigenen Worte heranzudringen.
„Das freut mich. Nach dem Fest wirst du mit Carmela und Lady Veryan in die Hauptstadt fahren und später von dort aus mit deiner Cousine nach Spanien reisen. Vorher werde auch ich in London eintreffen und mich von euch beiden verabschieden.“
Alfredo ging zu seinem Schreibtisch und begann, in einigen Papieren zu blättern. Domino fühlte sich erleichtert, dass die Unterredung beendet war.
Aber nun stand ihr ein Gespräch mit Christabel bevor, und das würde viel schwieriger sein. Denn Frauen waren einfühlsamer als Männer. Und die Freundin durfte nicht herausfinden, was sie bedrückte.
Da Christabel eine rastlose Nacht hinter sich hatte, erschien sie erst gegen Mittag im Salon. Dort erwartete sie Carmela. Beglückt über die Gelegenheit, eine werdende Mutter zu verhätscheln, sorgte sie für Schals, Pantoffeln und Fußschemel. Am liebsten hätte sie den Gast in Watte gepackt.
„Sie werden doch nicht in den Level gehen, Lady Veryan!“, rief sie erschrocken, nachdem Christabel ihre Absicht erwähnt hatte, die Geburtstagsparade für den Prinzregenten im Park zu beobachten.
„Warum nicht?“, erwiderte Christabel leicht belustigt. „Ich kann nicht dauernd im Haus herumsitzen. Und Domino freut sich sicher genauso wie ich auf das Spektakel.“
In diesem Moment betrat Domino den Salon, bemüht, ihre Verzweiflung zu verbergen. Sie hatte gehofft, sie könnte sich bis zum Freitag verstecken, an dem sie den Ball des Prinzregenten erdulden musste, bevor sie endlich die Flucht ergreifen würde. Doch das wurde ihr missgönnt.
„Du wirst mich doch in den Park begleiten, Domino?“, bat Christabel.
„Natürlich“, versprach Domino tapfer. „Dieses Schauspiel dürfen wir uns nicht entgehen lassen. Nach dem Lunch spazieren wir zum Level. Soviel ich weiß, wird die Zeremonie um zwei Uhr beginnen.“
Sie kamen rechtzeitig in dem hübschen Park im Zentrum von Brighton an, um sich einen guten Aussichtsplatz zu sichern. Alarmiert vom Leichtsinn der schwangeren Lady Veryan, hatte Carmela beschlossen, die beiden jungen Frauen zu begleiten. Ihr mausgraues Kleid bildete einen seltsamen Kontrast zum Farbenrausch ringsum.
Da Domino die Abneigung ihrer Cousine gegen prahlerische Demonstrationen kannte, fand sie es erstaunlich, wie interessiert Carmela die Vorbereitungen für die Parade beobachtete.
Der ehemalige Cricketplatz des Prinzregenten war mit einem Bretterboden abgedeckt und mit Fahnen in allen Farben geschmückt worden. Menschenmassen säumten die Wege, die darauf zuführten. An einem Ende des Platzes hatte man eine Tribüne für die vornehmeren Zuschauer errichtet, und die drei Frauen gingen zur ersten Reihe, die ihnen einen ungehinderten Ausblick bieten würde. Für einen Nachmittag im späten August schien die Sonne strahlend hell. Aber aus der Richtung des Meeres wehte ein kühler Wind herüber, die vom Herbst kündete, und mehrere gestreifte Markisen schützten den empfindlichen Teint der Damen.
Begeistert schaute Christabel sich um. Nachdem sie so lange in Cornwall gelebt hatte, fern von gesellschaftlichen Ereignissen, genoss sie die heitere, erwartungsvolle Atmosphäre in vollen Zügen. Sie spähte nach rechts und links, inspizierte modische Seiden- und Satinkleider, Schutenhüte und Federturbane. In dieser Umgebung fühlte sie sich ziemlich unscheinbar. Das Landleben war wundervoll, hatte aber auch gewisse Nachteile. In London würde sie nicht nur einen Arzt aufsuchen, sondern auch ein paar neue Kleider kaufen. Doch sie hätte sich nicht sorgen müssen. Ganz egal, was sie trug – mit ihrem leuchtend roten Haar stand sie überall sofort im Mittelpunkt allgemeiner Aufmerksamkeit. Drei Reihen hinter ihr reckte eine Frau ihren Hals, um festzustellen, wer Domino da Silva begleitete.
Wegen der lauten Musik der Militärkapelle konnte man sich nicht unterhalten. Darüber war Domino froh. Je länger sich das Gespräch mit ihrer Freundin hinauszögern ließ, desto besser. Angstvoll hatte sie die Reihen der Tribüne gemustert, Joshua jedoch nirgends entdeckt. Nun hoffte sie, da er an der Planung des Ereignisses beteiligt war, würde er im Hintergrund bleiben. Oder er hielt sich fern, weil er erraten hatte, sie würde sich die Parade anschauen. Von Christabels Anwesenheit ahnte er natürlich nichts. Und er sollte auch nichts davon erfahren. Der Gedanke an eine
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