Historical Saison Band 17
das Baby auf der Welt ist.“
Domino lächelte unverbindlich. Dann würde sie schon wieder in Madrid sein, in der strengen Obhut ihrer Tanten.
„Bisher hatten wir gar keine Zeit, uns richtig kennenzulernen“, meinte Christabel nachdenklich. „Sonst wären wir sicher die allerbesten Freundinnen geworden. Eins weiß ich zumindest – ich verdanke dir mein Glück.“
Errötend schüttelte Domino den Kopf.
„Doch, meine Liebe. Wärest du nicht gewesen, hätten Richard und ich einander nie mehr vertrauen können. Jetzt sind wir so glücklich! Und das Kind wird uns noch enger verbinden.“
Domino freute sich aufrichtig mit ihrer Freundin. Dazu wäre sie vor ein paar Wochen noch nicht fähig gewesen. Inzwischen war ihre Eifersucht wie Schnee in der Sonne dahingeschmolzen, und sie musste einen viel schmerzlicheren Kummer verkraften.
„Wie wundervoll, dich so glücklich zu sehen!“ Liebevoll drückte sie Christabels Hand. „Aber ich habe nur eine kleine Rolle gespielt, um dir zu helfen. Nur ein dummer Brief … Schon immer war die Zukunft mit Richard dein Schicksal.“
„Das hast du mir klargemacht – und dass ich trotz der Fehler, die ich begangen hatte, glücklich sein darf. Dafür kann ich dir gar nicht genug danken. Selbst wenn man sich einmal falsch verhalten hat, muss es nicht das ganze Leben zerstören“, erklärte sie eindringlich.
Als Christabel keine Antwort hörte, wandte sie sich zu Domino. „Hoffentlich verzeihst du mir, was ich jetzt sage … Du wirkst nicht mehr so unbeschwert wie früher. Stimmt etwas nicht?“
„Alles ist in Ordnung“, versicherte Domino hastig, um die drohende Gefahr abzuwehren. „Ich bin nur ein bisschen müde. Weil Brighton ein Urlaubsort ist, wollen sich die Leute immer nur amüsieren, und das kann sehr anstrengend sein.“
„Ja, das verstehe ich“, beteuerte Christabel mitfühlend. „Wo immer der Prinzregent sich aufhält – dort findet man keine Ruhe.“ Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: „Aber falls dich irgendetwas bedrückt, Domino, will ich dir einen Rat geben. Versuch es tapfer hinzunehmen und schau nicht zurück.“
„Da ist nichts …“
„Nun, dann bin ich sehr erleichtert. Du bist zu jung, um dich mit Sorgen zu belasten.“ Christabel lehnte sich in ihrem Sessel zurück und betrachtete durch ein Erkerfenster das Meer, das vom Wind aufgewühlt wurde. „Allerdings, um die Wahrheit zu sagen – ich war in deinem Alter, als ich mit Problemen konfrontiert wurde, die mich lange quälten.“
Domino schwieg erschrocken. Falls sie ihre Jugendsünden gestehen möchte – davon will ich nichts hören …
Oder doch? Wenn sie erfuhr, warum ihre Freundin einen ehrenwerten Mann wie Richard betrogen hatte, würde sie vielleicht begreifen, warum sie beide widerstandslos in die Arme desselben Verführers gesunken waren.
„Wie lange?“, hörte sie sich mit gepresster Stimme fragen, obwohl sie es wusste.
„Mehrere vergeudete Jahre. Ich dachte, ich könnte mir niemals verzeihen, was ich getan hatte. Oder dem Mann, um den es ging. Doch das war ein Irrtum.“
„Und … wie konntest du es?“, fragte Domino gepresst.
„Damals war ich dumm und naiv, zum ersten Mal in einer großen Stadt. Genauso wie er. Wir waren zu jung und zu leichtsinnig, um die Konsequenzen unserer Liaison zu beachten.“
Beinahe wirkten die Worte wie ein Echo von Joshuas Erklärungen.
„Hast du das dem Mann nicht verübelt?“, fragte Domino zögernd. „Hätte er nicht die Verantwortung übernehmen müssen?“
„Wieso? Wir waren beide schuld an unserem Vergehen. Eigentlich muss ich ihm sogar dankbar sein. Bevor ich ihn kennenlernte, hielt ich Richards Liebe für selbstverständlich. Beinahe hätte ich wegen einer kurzen Affäre – denn mehr war es nicht – unsere gemeinsame Zukunft ruiniert. Zum Glück wurde mir bewusst, dass ich eine tiefe, beständige Liebe wegen einer flüchtigen, oberflächlichen Leidenschaft gefährdet hatte und das nie wieder tun dürfte. Zu dieser Erkenntnis verhalf mir jener Mann. Sollte ich ihm irgendwann noch einmal begegnen, werde ich seine Hand schütteln und ihm danken.“
Erschrocken hörte Domino zu. Wie konnte Christabel so gelassen über ein Ereignis sprechen, das Richards und ihr eigenes Leben fast zerstört hätte? Vergeudete Jahre … Trotzdem verdammte sie Joshua nicht, nahm eine Teilschuld an den Ereignissen auf sich und war ihm sogar dankbar, weil er ihr die wahre Natur ihrer Gefühle gezeigt hatte!
Christabel stellte ihre
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