Historical Saison Band 17
des anderen. Schließlich hob Moncaster den Degen, griff an. Geschickt wich Joshua der Attacke aus, auch der nächsten.
Immer wieder versuchte Moncaster, seinen Gegner zu bezwingen – ohne Erfolg.
Joshua ging erst zum Angriff über, als er glaubte, sein Widersacher wäre hinreichend erschöpft. Doch sein Stich ging ins Leere, denn sein Feind war rechtzeitig zur Seite gesprungen.
Allmählich lockerte der Mann, der ihren Rock festhielt, seinen Griff. Domino hätte sich losreißen können. Aber ganz egal, welches Schicksal Joshua und sie selbst hinnehmen mussten – sie wollte bei ihm bleiben.
In wachsendem Zorn griff Moncaster an. Fast blindlings drang er mit seiner Waffe auf Joshua ein. Jedes Mal wich dieser ihm aus. Jahrelanges Training mit den besten Fechtmeistern hatte ihn effektive Verteidigungs- und Angriffstaktiken gelehrt. Die brauchte er jetzt. Während er mit dem kurzen Dolch auf einen Nahkampf angewiesen war, hatte ein Degenkämpfer die größere Reichweite.
Aber Moncaster spürte, wie er allmählich ermüdete. Deshalb musste er das Gefecht beenden, sah seine Chance, als sein Gegner kurz stehen blieb, und sprang vor, um ihn zu überrumpeln.
Gerade noch rechtzeitig erkannte Joshua die Gefahr, duckte sich unter der Klinge hindurch, und sein Dolch schnellte empor. Die Spitze bohrte sich in Moncasters rechten Arm. Klirrend fiel der Degen zu Boden.
„Verachten Sie einen armseligen Dolch immer noch?“ Eisern hielt er den Arm des Mannes fest, den er besiegt hatte.
Leo Moncaster schrie vor Schmerzen und versuchte vergeblich, sich zu befreien.
Im Korridor näherten sich Schritte. Sofort ließ der Halunke Dominos Rock los und verschwand zwischen dunklen Büschen. Alfredo da Silva trat an die Seite seiner Tochter. Sekunden später rannten zwei Soldaten von der Palastwache zu Moncaster und nahmen ihn in Gewahrsam.
Erschöpft, das blonde Haar zerzaust, wandte Joshua sich zu Alfredo. „Bringen Sie Miss da Silva nach Hause“, bat er heiser. „Für heute Abend hat sie sicher genug Aufregungen erlebt.“
Alfredo nickte grimmig und legte Domino die Stola um die Schultern. Dann führte er sie durch die hinteren Palastflure zum Vordereingang.
Erst als sie in der Kutsche saß, rollten Tränen über ihre Wangen.
10. KAPITEL
A m späten Vormittag erwachte sie. Als sie die Augen öffnete, beugte sich Flora besorgt zu ihr herab, und Domino schenkte ihr ein schwaches Lächeln.
„Gott sei Dank, Miss, Sie sind wieder bei Bewusstsein! Letzte Nacht haben Sie uns furchtbar erschreckt.“
„Wirklich?“ Domino richtete sich auf und blinzelte ins Licht, das zwischen den geschlossenen Vorhängen ins Zimmer drang.
„Ganz benommen waren Sie. Wie eine Schlafwandlerin. Niemanden von uns schienen Sie zu erkennen. Ich brachte sie sofort ins Bett, und Sie schliefen bis zu diesem Moment. Tief und fest.“
Auf einen Ellbogen gestützt, drückte Domino die Hand ihrer Zofe. „Haben Sie die ganze Nacht bei mir gesessen?“
„Was sollte ich denn sonst tun? Wir hatten solche Angst um Sie.“ Flora rückte die Kissen zurecht, damit Domino sich aufsetzen konnte, und reichte ihr die Tasse mit der Schokolade, die sie auf den Nachttisch gestellt hatte.
„Und mein Vater?“
„Er ist in den Palast gegangen, weil er mit Mr Marchmain reden will. Offenbar hat der Gentleman Ihnen gestern Abend einen großen Dienst erwiesen.“
„Ja …“, flüsterte Domino. Neue Tränen begannen zu fließen.
Bestürzt runzelte Flora die Stirn. „Was ist denn los, Miss? Jetzt sind Sie in Sicherheit, und Mr Marchmain hat kaum einen Kratzer abbekommen. Zumindest glaube ich das. Angeblich ist sein schurkischer Angreifer schon nach London gefahren. Der sollte eingesperrt werden. Aber diese vornehmen Leute landen ja nie hinter Gittern.“
Domino fasste sich und fragte: „Lord Moncaster hat Brighton verlassen?“
„Das hat die Köchin erzählt. Ihre Schwester arbeitet in der Küche des Royal Pavilion. Dort waren alle ganz aufgeregt. Auch der Prinzregent war außer sich. Die Palastwache musste Lord Moncaster …“, verächtlich betonte Flora den Titel, „… zu ihm bringen, und der Mann musste gestehen, was er vorhatte. Die Schwester der Köchin sagt, er sei im Pavilion und im Carlton House nicht mehr willkommen.“
„Wird er in London bleiben?“, murmelte Domino voller Angst, ihr Feind würde sie in der Hauptstadt erwarten und einen weiteren Anschlag unternehmen.
„Offenbar hat der Prinzregent ihm empfohlen, für einige Zeit im Ausland
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