Historical Saison Band 17
Hass an.
„Wäre es nicht besser, Sie würden sich eine andere Partnerin suchen, Mr Marchmain?“, fragte Domino in täuschend ruhigem Ton.
Joshua folgte der Richtung ihres Blicks. „Ganz sicher nicht, Miss da Silva. Dieses Vergnügen hatte ich vor vielen Monaten zur Genüge.“
„Kaum zu glauben … Nachdem Sie der Dame heute Abend so enthusiastisch begegnet sind.“
„Eher irritiert.“
„Warum?“
„Weil Ihre Gnaden etwas zu lange brauchte, um meine veränderten Gefühle zu begreifen. Daran musste ich sie erinnern, und das missfiel ihr gründlich.“
Darauf gab Domino keine Antwort. Also ist er nicht mit ihr zusammen … Warum jubelte ihr Herz?
An seine Brust gedrückt, spürte sie die Wärme seines Körpers, genoss seinen lockenden männlichen Duft. Seine Lippen streiften ihren Scheitel, näherten sich ihrem linken Ohr, und sie fühlte, wie er mit seiner behutsamen Zungenspitze ihre Haut kostete. Hilflos schmolz sie dahin.
Joshuas Hand glitt an ihrem Rücken hinab, presste ihren Leib an die Härte seines Verlangens. Und dann küsste er ihren Hals, verführte sie, mitten im Ballsaal, vor hundert Augenpaaren. Das konnte sie nicht dulden. Mit aller Kraft riss sie sich los und ergriff die Flucht.
Wütend über ihr Verhalten folgte er ihr, ohne das Getuschel ringsum zu beachten. Dann sah er, wie ihr ein Lakai in der Livree des Prinzregenten den Weg versperrte und ihr etwas mitteilte. Abrupt blieb Joshua stehen, wandte sich ab und ignorierte die neugierigen Blicke.
Mit voller Absicht hatte sie ihn der Lächerlichkeit preisgegeben! Aber daran war er selber schuld. Er hätte ihre Weigerung, mit ihm zu tanzen, akzeptieren und davongehen sollen. Stattdessen hatte er seinem Zorn und seiner Enttäuschung gehorcht und gegen seine eigenen Gesetze verstoßen.
Nach der Tallis-Affäre hatte er jahrelang alle Risiken intimer Nähe gemieden. Er flirtete mit jungen Damen der Gesellschaft, machte sich einen Spaß daraus, ihre Anstandsdamen zu verwirren, und erwarb den Ruf eines gefährlichen Verführers. Aber er überschritt niemals gewisse Grenzen. Für die Befriedigung seiner körperlichen Bedürfnisse sorgten diskrete oder weniger diskrete Affären mit vornehmen Ladies, die ihre Ehemänner zu langweilig fanden.
Sein Leben war problemlos verlaufen. Bis er Domino kennengelernt hatte. Energisch hatte er beschlossen, sich nicht in sie zu verlieben – und trotzdem ständig ihre Nähe gesucht. Ihr jugendliches Temperament entzückte ihn ebenso wie das Versprechen einer äußeren und inneren Schönheit, die er so lange gesucht hatte. Schließlich war er sogar bereit gewesen, sie zu heiraten. Doch der Sommer hatte sich als trügerischer Traum erwiesen.
Nach der letzten stürmischen Begegnung hatte er sich gelobt, Domino zu vergessen. Die Illusion war entschwunden, das alte Leben erwartete ihn.
Aber an diesem Abend hatte er sie wiedergesehen und war von ihrem Zauber überwältigt worden. Eine verrückte Sehnsucht hatte ihn zu ihr getrieben, in ihre lockende Nähe. Noch ein einziges Mal, ein letztes Mal … Und was war dabei herausgekommen? Tagelang würde sich der Hofstaat über ihn lustig machen. Doch das spielte keine Rolle. Plötzlich erschien ihm nichts mehr wichtig auf dieser Welt.
Klopfenden Herzens, die Wangen hochrot, stürmte Domino von der Tanzfläche. Sie musste ihren Vater finden, den Pavilion sofort verlassen. Aber da trat ihr ein Lakai in den Weg.
„Ja, was gibt’s?“, fragte sie ungeduldig und atemlos.
„Eine Nachricht von Ihrem Vater, Miss da Silva.“
„Von meinem Vater? Wo ist er?“
„Er erwartet Sie am Ostausgang des Palastes. Dort steht die Kutsche bereit.“
Seltsam, dass ihr Vater wortlos verschwunden war und einen Dienstboten zu ihr geschickt hatte …
„Warum kommt er nicht selbst zu mir?“
„Ich soll Ihnen ausrichten, er sei vorausgegangen, um die Kutsche zu bestellen, damit Sie nicht warten müssen.“
Das sieht Papa ähnlich, dachte sie und verzieh ihm seine lange Abwesenheit.
„Aber mein Schal, mein Retikül … Zuerst muss ich meine Sachen holen.“ Sie lächelte den Lakaien an. „Da drüben liegen sie auf einem Stuhl.“
„Die hat Señor da Silva schon mitgenommen und wahrscheinlich in den Wagen gebracht.“
Also war ihr Vater ungewöhnlich aktiv gewesen. Das überraschte sie, denn sie hatte gedacht, er wäre ausschließlich von seinen politischen Diskussionen beansprucht worden.
„Dann muss ich ihn nur noch finden“, seufzte sie erleichtert. Endlich würde
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