Historical Saison Band 17
schien bemerkt zu haben, dass Jessica zusammengezuckt war, und drehte sich um, um den Grund auszumachen. „Hughes sagte, du wärst mit Givage unterwegs, um die Koppeln zu überprüfen“, begrüßte sie ihren Neffen mit einem warmen Lächeln.
„Wir sahen eine Reisekutsche durch die Pforte kommen. Wie hätte ich bei Miss Pendles Ankunft abwesend sein können? Sie ist immerhin unser Ehrengast. Gewiss hast du mich doch besser erzogen“, neckte er sie. „Ich nehme an, Lord und Lady Pendle sind zu ihrem jüngsten Enkelsohn gereist und haben es Ihnen überlassen, den Familienverpflichtungen nachzukommen, Miss Pendle?“
„In der Tat, und offenbar wusste jeder lange vor mir, wie es meiner Schwester und ihrem Baby geht, Euer Gnaden.“ Jessica unterdrückte ihre Gereiztheit nur mühsam und wünschte, sie könnte sich ihm gegenüber genauso natürlich benehmen wie jedem anderen Gentleman gegenüber.
„Der Bote kam schon heute Morgen“, sagte er sanft. „Wir hofften, Ihre Mama könnte Ihnen folgen, aber sie fürchtet, sie muss auf Dassington bleiben, damit die arme Rowena nicht von ihrem vernarrten Gatten zur Verzweiflung gebracht wird.“ Er kam die Treppe mit müheloser Geschmeidigkeit herunter.
„Guten Tag … Martha, nicht wahr?“, begrüßte er die Dienerin mit einem respektvollen Nicken, und sie errötete voller Freude und sah plötzlich viel jünger aus. „Wenn wir gewusst hätten, dass Sie sich um Miss Pendles Wohlergehen kümmern, hätte meine Tante sich sehr viel weniger Sorgen gemacht.“
„Vielen Dank, Euer Gnaden, Sie sind zu gütig. Wir wussten alle, dass Miss Jessica so sicher wie in Abrahams Schoß sein würde, sobald wir erst einmal unter Ihrem Dach wären“, entgegnete Martha und knickste tief wie vor einem König.
„Und hier haben wir Miss Jessica also. Willkommen, Cousine.“
„Wir sind nicht miteinander verwandt, Euer Gnaden“, protestierte sie und erntete einen strengen Blick von Martha, aber nicht die geringste Reaktion von Jack selbst.
„Wie unverzeihlich dreist von mir, Miss Pendle“, entschuldigte er sich.
„Und wie schmeichelhaft es für mich wäre, Euer Gnaden“, sagte sie und spürte zu ihrem Entsetzen, wie sie errötete.
„Aber nein, ich bin es, der sich geschmeichelt fühlen würde“, wandte er mit einer so natürlichen Liebenswürdigkeit ein, dass jeder, der ihn nicht durchschaute wie Jessica, ihn für sehr charmant halten musste.
„Zweifellos.“ Sein eindringlicher Blick nahm ihr den Atem.
„Wie unverzeihlich von mir, mein Kind“, rief ihre Patentante plötzlich. „Wir lassen dich im frischen Wind stehen, dabei sieht es so aus, als würde der Himmel jeden Moment seine Schleusen öffnen. Kommen Sie, Hughes“, wandte sie sich an den Butler, der bei der Treppe auf seine Befehle wartete. „Lassen Sie bitte Miss Jessicas Gepäck hereinbringen, und dann führen Sie ihre Zofe in das Queen-Zimmer, wo sie das Auspacken beaufsichtigen kann. Wir werden den Tee im Blauen Salon zu uns nehmen, sobald Miss Pendle Reisemantel und Hut abgelegt hat.“
„Meine Tante hat gewiss recht“, sagte Jack, als spräche er über etwas sehr viel Wichtigeres als das Wetter.
Jessica wusste nicht, wie ihr geschah, als er sie plötzlich hochhob und die Treppe hinauftrug, als würde Jessica kaum mehr wiegen als eine Feder. Einen Moment lang war sie ganz atemlos in ihrem Erschrecken und einer ganz ungewohnten Erregung, die sie bis unter die Haarwurzeln erröten ließ. Fast gab er ihr das Gefühl, er wäre ernsthaft an ihr interessiert – dabei konnte natürlich nichts unwahrscheinlicher sein.
„Setzen Sie mich wieder ab“, verlangte sie von ihm.
„Sie werden fallen, wenn ich das tue.“
„Dann tue ich es eben“, beharrte sie trotzig.
„Nicht auf meiner Treppe.“
„Ich gebe zu, dass Ihnen das sehr lästig sein würde. Aber jetzt haben wir den Treppenabsatz erreicht, lassen Sie mich also gefälligst herunter!“
„Können Sie nicht wenigstens versuchen, höflich zu sein, kleines Igelchen?“, beschwerte er sich und erinnerte sie damit an einen weiteren verhassten Spitznamen von früher.
„Und mit diesem anmaßenden Verhalten glauben Sie, mich dazu überreden zu können?“ Sie konnte nicht verbergen, wie gekränkt sie war.
„Nein“, gab er zu, ließ sie aber noch immer nicht herunter, als würde seine Pflicht als Gastgeber verlangen, dass er zu Ende brachte, was er begonnen hatte.
Jessica hatte allerdings das Gefühl, dass sie das flüchtige Vergnügen, in seinen
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