Historical Saison Band 17
streng mit, als die Kutsche langsamer wurde.
„Ich bin nicht so dumm, seine Gnaden vor all seinen Gästen bloßzustellen, Martha.“
„Ihre Mutter möchte verhindern, dass Sie verletzt werden, Miss Jessica“, sagte Martha ernst.
Warum hatte sie dann darauf bestanden, sie ganz allein und ohne ihre Unterstützung herzuschicken? Sie musste doch wissen, wie gern die schönen Gäste die Krallen zeigen würden in dem Gerangel, der zweifellos um Jacks Gunst stattfinden würde.
„Du kannst dich darauf verlassen, dass alles ist, wie es sein muss, mein Liebes, trotz der Panik, in die Rowenas Mann schon wieder geraten ist“, hatte Jessicas Mutter ihr versichert, als ihnen eine Nachricht gebracht worden war – ausgerechnet in dem Moment, da sie beide alles gepackt hatten und zur Abfahrt bereit waren. „Rowena ist gesund wie ein Fisch im Wasser, aber schon als Kind konnte sie nicht richtig rechnen und hat sehr wahrscheinlich das Datum ihrer letzten Monatsblutung falsch in Erinnerung. Ich habe ihr gesagt, dass sie einen viel zu großen Bauch hat, um noch im siebten Monat zu sein, das letzte Mal, als wir sie besuchten. Erinnerst du dich? Linstock und dein Papa werden völlig unbrauchbar sein, bis wir uns vergewissert haben, dass deine Schwester nicht mehr in Gefahr ist, also muss ich mitgehen und dem armen Mädchen in seinem Wochenbett helfen, damit es sich nicht außerdem noch um ihren Mann und Vater sorgen muss.“
Seufzend schüttelte Lady Pendle den Kopf. „Du musst Martha mitnehmen, und auf Ashburton wird Lady Henry dann als deine Anstandsdame fungieren. Deine Patentante wird deiner Hilfe sehr bedürfen mit all diesen aufgeregten jungen Damen im Haus, weißt du.“
Ihre Mutter schien geglaubt zu haben, dass Lady Henry eine sehr undankbare Aufgabe bevorstand. Sie würde wohl alle Hände damit zu tun haben, die jungen Damen davon abzuhalten, sich gegenseitig an die Kehle zu gehen. Wie hätte Jessica sich also weigern können, herzukommen. Ihre liebe Patentante war immer für Jessica da gewesen, wann immer sie sie gebraucht hatte.
„Seine Gnaden und ich sind heutzutage kaum mehr als flüchtige Bekannte, Martha. Ich bin nur gekommen, um meiner Patentante zu helfen“, sagte Jessica jetzt. „Ich werde damit beschäftigt sein, auf diversen Sofas zu sitzen und langweilige Gespräche zu führen, also brauchst du mich nicht herauszuputzen, als wäre ich noch ein junges Mädchen. Am besten betrachtest du den Besuch hier als eine Art Urlaub und genießt einfach die Annehmlichkeiten, die Ashburton zu bieten hat.“
„Ganz gewiss nicht, Miss Jessica. Lady Henry und Ihre Mama würden niemals zulassen, dass Sie weniger elegant gekleidet sind als die übrigen Gäste. Und auch ich werde Ihnen nicht erlauben, sich zum Narren zu machen!“, stellte Martha unmissverständlich klar.
„Ich bin dreiundzwanzig Jahre alt und somit eine alte Jungfer und kein hoffnungsvoller Backfisch mehr“, konterte Jessica leichthin, aber mit Entschiedenheit, wie sie sehr hoffte.
Sie erinnerte sich noch, wie es war, so jung und naiv zu sein, und erschauerte bei dem Gedanken daran. Mit siebzehn hatte sie noch die romantischen Vorstellungen eines jungen Mädchens gehabt, auch wenn sie sich in Bezug auf Jack keine Hoffnungen mehr erlaubt hatte. Davon war sie schnell kuriert worden, nachdem sie Lieutenant Swaybon belauscht hatte. Noch am Abend zuvor hatte er ihr geschworen, dass sie das Licht seines Lebens sei. Doch dann wurde sie Zeugin, wie er seinem Bruder, dem Dorfpfarrer, anvertraute, das kleine Vermögen, das sie von ihrer Großtante erwarten konnte, würde ihm eine Einstellung und ein Offizierspatent einbringen. Noch jetzt konnte Jessica jedes einzelne seiner grausamen Worte hören …
„Wäre sie nicht so reich, würde ich so ein lahmes hässliches Entlein wie sie nie eines Blickes würdigen, das versichere ich dir, Bruder. Wenn ich sie nicht so viel dringender bräuchte, würde sie auch für dich eine anständige Frau abgeben. Außerdem wird Miss Hinkefuß niemals von Verehrern gejagt werden. Die würden sie ja sonst auch schnell einholen! Ha!“ Julius Swaybon war in wieherndes Gelächter ausgebrochen.
Reverend Swaybon war ein sehr viel netterer Gentleman gewesen als sein Bruder und hatte Julius wegen seiner respektlosen Haltung gegenüber seiner zukünftigen Braut getadelt.
„Sei nicht dumm“, hatte sein weltmännischer Bruder höhnisch erwidert. „Sie würde mich auch keines Blickes würdigen, wenn sie Aussichten auf eine
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