Historical Saison Band 17
sorgfältigen Ausdruckslosigkeit eines Gentlemans, der wusste, dass er ganz woanders sein würde und an diesen belanglosen Aktivitäten nicht teilnehmen musste.
„Und was werden Sie unternehmen, Miss Pendle?“, fragte Lady Bowland, als müsse sie nach dem gestrigen Tag ein strenges Auge auf alle Drückeberger haben.
„Ich nehme an, ich soll Stickmuster für die neuen Sitzbezüge in Lady Henrys Wintersalon aussuchen, Lady Bowland“, antwortete Jessica, so höflich sie konnte, während sie den heftigen Wunsch unterdrückte, Lady Freyas Mama zu bitten, sich um ihre eigenen Angelegenheiten zu kümmern.
„Nun, das ist eine nützliche, angemessene Beschäftigung. Schließlich kann man kaum von Ihnen erwarten, sich mit anstrengenderen Dingen zu betätigen, nicht wahr, Miss Pendle.“
„Nein, Mylady?“ Jessica blieb gelassen, da sie ahnte, worüber Ihre Ladyschaft sich Gedanken machte. Immerhin war Jessica zur selben Zeit abwesend gewesen wie auch ihr Gastgeber.
„Nicht bei Ihrer bedauernswerten Behinderung“, fuhr Lady Bowland fort.
„Gedenken Sie also, einen strapaziösen Spaziergang zu unternehmen, Lady Bowland?“, fragte Jack so kühl, dass es fast schon eine Beleidigung darstellte. „Oder vielleicht haben Sie vor, einen abenteuerlichen Ritt durch die Landschaft zu wagen, damit die jungen Damen etwas Lohnendes zu zeichnen haben?“
„Natürlich nicht, Euer Gnaden!“
„Warum aber soll dann Miss Pendles leichtes Hinken sie von den Tätigkeiten der übrigen Damen ausschließen?“, beharrte er, obwohl Jessica ihn mit einem flehenden Blick davon abzuhalten versuchte. Einem geschickt kaschierten Zusammenzucken seinerseits war anzusehen, dass Persephone mit einem Fußtritt unter dem Tisch auch versucht hatte, ihn zu bremsen.
„Weil sie nun einmal nicht fähig ist, alles mitzumachen.“ Lady Bowland ließ sich nicht einschüchtern. Selbst Jessica wünschte, sie würde das Thema endlich beenden.
„Ach?“, fragte Jack verblüfft.
„Ich kann nicht tanzen“, warf Jessica knapp ein.
„Wenn das schon die ganze Liste der Dinge darstellt, auf die Sie verzichten müssen, dann entgeht Ihnen nicht viel“, sagte er mit einem verschmitzten, warmen Lächeln, das sie einfach erwidern musste.
„Nein, in der Tat“, kam Persephone ebenfalls zu Hilfe. „Als ich das letzte Mal auf der Tanzfläche war, wurden mir beide Füße von verschiedenen jungen Männern malträtiert, die über weniger Anmut verfügten als ein Elefant. Dann trat mir jemand auf den Saum meiner Lieblingsabendrobe und zerriss ihn so sehr, dass sie nur noch für den Lumpensammler gut war.“
Glücklicherweise brachten die anderen jungen Damen sofort ihre eigenen unglücklichen Erfahrungen mit diversen ungelenken Tanzpartnern ins Gespräch, sodass Lady Bowlands Gehässigkeit und die hitzige Art, mit der Jack Jessica verteidigt hatte, in Vergessenheit gerieten. Genau wie Persephone es beabsichtigt hatte.
Doch die meisten Gäste behandelten Jessica nach dieser unangenehmen Szene auf ganz andere Weise. Lady Bowland war barsch und abweisend wie immer, aber die übrigen Anstandsdamen, ja selbst ihre schönen Schützlinge achteten mehr auf Jessica als sonst. Und schließlich erkannte sie, dass sie zu ahnen begannen, wer die nächste Duchess of Dettingham werden könnte. Sie waren entschlossen, eine vielleicht bald schon sehr mächtige Dame nicht zu erzürnen, selbst wenn es bedeutete, dass sie ihre eigenen Hoffnungen aufgeben mussten.
„Wie konntest du?“, verlangte sie zu wissen und zog Jack unsanft in sein Arbeitszimmer, sobald er von seinem morgendlichen Ausritt zurückkam. Seine Gäste schliefen noch, keiner würde sie stören.
Drei Tage waren vergangen seit jenem zauberhaften Treffen im Kräutergarten, das sie in der Nacht nicht zur Ruhe kommen ließ. Und wenn es ihr doch gelang einzuschlafen, suchte er sie in ihren Träumen heim. Jetzt betrachtete sie ihn, wie er voll energischer Kraft und so hinreißend wie immer vor ihr stand, und kam zu dem Schluss, dass er es vergessen haben und wie ein Säugling schlafen musste. Gereizt stampfte sie mit ihrem guten Fuß auf und sah ihm in die faszinierenden grünen Augen, insgeheim wütend, weil sie trotz all ihrer Wut einfach nicht aufhören konnte, ihn zu begehren.
„Wie konnte ich was, Prinzessin?“ Er warf Hut und Handschuhe auf den Tisch und begegnete ihrem Blick ohne die geringste Betroffenheit.
Zum Henker mit diesem Mann!
„Sie alle glauben lassen, dass ich dich heiraten
Weitere Kostenlose Bücher