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Historical Saison Band 18

Historical Saison Band 18

Titel: Historical Saison Band 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Ashley , Barbara Monajem , Lyn Stone , Linda Skye
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lassen.
    „Ja schon, junger Herr, aber nur, wenn Sie die Fahrt auch bezahlen können.“
    „Ich habe genug Geld dabei“, beteuerte sie und zog eine Münze aus ihrer Tasche.
    „In diesem Fall brauchen Sie mir nur Ihr Ziel zu nennen und einzusteigen, junger Herr“, forderte der Kutscher sie auf.
    Erst als Georgiana die Tür geöffnet hatte und schon halb in den Wagen geklettert war, bemerkte sie, dass im Inneren bereits jemand saß. Leider war es da bereits zu spät. Die große, geheimnisvolle Gestalt, deren Umrisse sie nur erahnen konnte, bewegte sich mit erstaunlicher Geschwindigkeit. Bevor sie mehr als ein erschrockenes Keuchen von sich geben konnte, wurde ihr ein schwerer Stoff über den Kopf geworfen, und sie wurde unsanft in das Kutscheninnere gezogen. Ein starker Arm hielt sie umschlossen, während sie mit einem Strick gefesselt wurde.
    In ihrer Todesangst versuchte sie, Digbys Pistole aus ihrer Tasche zu ziehen. Doch schon der Versuch, die Waffe mit gefesselten Armen in Anschlag zu bringen, scheiterte.
    Der Entführer erriet ihre Absicht und entriss ihr kurzerhand die Pistole, als ob er einem kleinen Jungen ein Spielzeug wegnähme. Auch danach behandelte er sie wie ein ungezogenes Kind, indem er ihr einen Klaps auf den Po versetzte und sie auf den gegenüberliegenden Sitz warf. Diese Situation empfand sie als so furchtbar erniedrigend, dass ihr die Tränen in die Augen stiegen. Sie war jedoch geistesgegenwärtig genug, um auf die bedrohliche Stimme zu hören, die ihr riet, still zu sitzen und allen Widerstand aufzugeben.
    Obwohl diese Stimme offensichtlich verstellt war, erkannte Georgiana sofort etwas schmerzhaft Vertrautes in dem männlich tiefen Timbre. Als ihr Entführer den Kutscher laut anwies, loszufahren, verstärkte sich ihr Verdacht. Fincham! Sie war sich beinah sicher. Die demütigende Strafe, die ihr soeben zuteilgeworden war, bestätigte nur ihre Vermutung: Der Übeltäter war niemand anderer als der Viscount persönlich! Aber warum um alles in der Welt wollte er sie verschleppen? Und warum versuchte er, seine Identität zu verbergen?
    Als die Kutsche eine scharfe Kurve nahm und eine Hand ihre Schulter ergriff, damit sie nicht das Gleichgewicht verlor, schossen ihr tausend Fragen auf einmal durch den Kopf. Das alles machte überhaupt keinen Sinn! Wer auch immer ihr gegenübersaß, wusste nur zu gut, dass sie eine Frau war. Immerhin hatte er keinen Laut des Erstaunens vernehmen lassen, als ihr der Dreispitz vom Kopf gerutscht und ihr langes Haar über die Schultern gefallen war.
    Schon die ganze Zeit über spürte sie, dass etwas Hartes und Schweres gegen ihre Seite gepresst wurde. Konnte dies eine weitere Pistole sein? Vielleicht Finchams eigene? Sie wollte gerade den Mund öffnen und der ganzen Farce mit lautem Schreien ein Ende setzen, als sie es sich im letzten Moment anders überlegte.
    Auf einmal hörte sie die Geräusche anderer Kutschen, was nahelegte, dass sie einen wohlhabenderen Teil Londons erreicht hatten. Die Vorstellung, sich wieder in gewohnter Umgebung zu befinden, beruhigte sie ein wenig und gab ihr Zeit zum Nachdenken. Jemand musste ihre abendlichen Pläne durchschaut haben – das lag auf der Hand. Hatte Nell sie verraten? Wenn dies zutraf, woher kannte dann ihr schweigsamer Entführer ihr wahres Geschlecht? Nell wusste nichts davon, darauf hätte Georgiana ihr Leben verwettet. Eigentlich kommt nur Fincham infrage! dachte sie. Schließlich nahm die Kutsche eine letzte Kurve und kam zum Stehen.
    Der Wagen schaukelte, als ihr Entführer ausstieg. Georgianas Anspannung nahm wieder zu, ihre Hände fühlten sich feucht an. Sie hörte einen kurzen Wortwechsel zwischen zwei Männern. Ganz deutlich vernahm sie die Worte des Kutschers, der ihrem Entführer einen Rat gab, wie man ungezogene Neffen zu bändigen habe. Was hatte das zu bedeuten? Gleich darauf ergriff eine kräftige Hand ihren linken Arm. Der Entführer zog sie aus der Kutsche und warf sie sich umstandslos über die breite Schulter.
    Aus einem ersten Impuls heraus wollte sie sich gegen diese Behandlung zur Wehr setzen und mit den Füßen um sich treten, doch dann besann sie sich. Ihre Fügsamkeit schien ihn zu besänftigen, denn er begann, ein munteres Lied zu pfeifen. Ein schwerer Schlüssel wurde in einem Schloss herumgedreht und sie wurde in ein Haus getragen, von dem sie stark annahm, dass es sich um Finchams Stadtresidenz am Berkeley Square handelte. Ihr Entführer blieb stehen, wahrscheinlich um eine Lampe von einem

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