Historical Saison Band 18
sie keine andere Wahl hatte, als ihm ins Gesicht zu sehen. „Und bitte beleidige nicht meine Intelligenz, indem du Ausflüchte machst. Es ist ganz offensichtlich, dass dich etwas bedrückt.“
Sie wandte sich ab, und er versuchte nicht, sie daran zu hindern. „Wenn du es unbedingt wissen musst“, sagte sie nach einem kurzen Schweigen. „Ich finde das alles ein wenig belastend.“ Ihr Auflachen klang freudlos. „Vielleicht glaubst du es mir nicht, Ben, aber das Lügen fällt mir nicht leicht.“
„Es fällt mir gar nicht schwer, das zu glauben“, versicherte er ihr. „Ich habe immer gemerkt, wenn du mich angelogen hast, Master Green.“
Der Name rief viele bittersüße Erinnerungen in ihr wach. Georgiana trat zum Kamin und schaute zu dem Familienbild hoch, das im Herbst sofort ihre Aufmerksamkeit erregt hatte. „Du hast mich am ersten Abend hier hineingeführt, erinnerst du dich? Ich hätte mir niemals vorstellen können, etliche Monate später hier zu stehen, um die Welt davon zu überzeugen, dass wir …“
Da sie verstummte, ging er zu ihr und ergriff ihre Hände. Immerhin zuckte sie diesmal nicht zusammen, doch ihre Miene hellte sich nicht auf. Er schüttelte sie ganz leicht. „Du wirst niemandem weismachen, eine glücklich verlobte Frau zu sein, wenn du so ein trauriges Gesicht machst, mein Mädchen.“
Seine Bemerkung zauberte ein Lächeln bei ihr hervor. Sie musste ihm beipflichten: Wenn sie ihr Ziel erreichen wollte, sollte sie ihre Rolle so gut wie möglich spielen. Sie durfte nur nicht der Versuchung erliegen, die Verlobung für Wirklichkeit zu halten!
„Du hast natürlich recht“, sagte sie. „Außerdem, welche Frau würde sich nicht überglücklich fühlen, wenn ein solches Vermögen an Edelsteinen ihren Hals schmückte.“ Sie betrachtete die untersten Saphire, die das tiefe Dekolleté ihres Kleides zierten und beinah bis zu der kleinen Falte zwischen ihren Brüsten reichten. „Sie sind wirklich prachtvoll, Ben. Gehört das Collier zum Familienschmuck?“
„Natürlich nicht!“ Er klang beleidigt. „Es ist mein Verlobungsgeschenk an dich. Dennoch würde ich es für besser erachten, wenn es in diesem Haus verbliebe, sofern du dagegen keine Einwände hast. Selbstverständlich kannst du die Juwelen so oft tragen, wie du willst.“
Georgiana war zu überwältigt, um etwas zu entgegnen, geschweige denn darüber nachzusinnen, weshalb er den Schmuck am Berkeley Square belassen wollte. Als würde sie unter dem Bann eines Zaubers stehen, legte sie die passenden Ohrringe an.
„Und jetzt begeben wir uns besser ohne langes Federlesen nach oben, mein Schatz. Eleanor und Charles werden schon auf uns warten. Wir sollten bereitstehen, wenn die ersten Gäste eintreffen.“
Viel später an diesem Abend, als sie neben dem Viscount am Eingang des großen Salons stand, hatte Georgiana einen Großteil ihrer Anspannung überwunden. Das Festessen war höchst unterhaltsam verlaufen. Sie war glücklich darüber gewesen, dass Lady Eleanor dem Tisch als Gastgeberin vorsaß, was ihr selbst die Möglichkeit gegeben hatte, sich ein wenig aus dem allgemeinen Tischgespräch zurückzuziehen und die Unterhaltung mit Charles Gingham neben ihr zu genießen.
Jetzt hatte der entscheidende Teil des Abends begonnen. Zwei der Verdächtigen waren bereits eingetroffen und hatten sich im Kartenzimmer niedergelassen. Der Dritte, mit gepuderter Perücke, auffälligem Gehrock aus goldenem Brokat, Kniebundhosen aus glänzender Atlasseide und hochhackigen Schnallenschuhen, tänzelte schließlich den Gang entlang auf sie zu.
„Du meine Güte, Willoughby!“, rief Lord Fincham entsetzt. „Sie sind doch nicht etwa in den Rouge-Topf gefallen!“
„Es musste sein, mein lieber Junge“, erwiderte Sir Willoughby, dem die Schmähung des Viscounts offenbar nicht die Laune verdarb. „Ohne dieses kleine Hilfsmittel sehe ich einfach zu mitgenommen aus. Diese verfluchte Entzündung im Brustkorb hätte mich beinah das Leben gekostet!“
Er tastete nach seinem Monokel und musterte ausgiebig die Juwelen, die um Georgianas schlanken Hals lagen. Dann lenkte er seinen Blick auf ihre Gesichtszüge, die so vollkommen mit den erlesenen Edelsteinen harmonierten. Im nächsten Moment weiteten sich seine Augen und die Sehhilfe glitt ihm aus den Fingern. „Großer Gott!“, rief er aus. „Das kann nicht sein!“
„Ganz richtig, Willoughby, das kann es nicht“, pflichtete ihm Lord Fincham in bedrohlich leisem Tonfall bei. „Und es wäre
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