Historical Saison Band 18
nur gemacht habe, weil ich mich abfällig über Ronans Zuneigung zu ihr äußern wollte.“ Schuldbewusst schüttelte er den Kopf. „Nach dem, was du mir gerade erzählt hast, muss sie annehmen, dass ich von den Gerüchten gehört und mich mit meinen Worten auf sie bezogen habe.“
„Dazu kann ich nichts sagen.“ Charles lächelte und erhob sich. „Doch immerhin kann ich dir bestätigen, wovon du immer ausgegangen bist. Ihr Aufenthalt in London im letzten Herbst diente einem ganz bestimmten Zweck. So viel hat sie zumindest zugegeben, obgleich ich nicht glaube, dass sie es mir wirklich erzählen wollte. Und ich sage dir noch etwas – sie ist jetzt wieder aus demselben Grund in der Stadt. Sie ist nicht hier, um einen Ehemann zu finden. Ich habe sie den ganzen Abend beobachtet. Auch wenn sie ab und an mit ein paar jungen Männern getanzt hat, zeigte sie nicht das geringste Interesse an irgendeinem der Gentlemen. Nein, sie ist aus einem ganz anderen Grund hier.“
Das Schulterzucken des Viscounts hätte von jemandem, der ihn nicht gut kannte, leicht als Ausdruck völliger Gleichgültigkeit missdeutet werden können. Er klang ebenso leidenschaftslos, als er sagte: „Nun, was ist schon dabei? Wir haben alle unsere privaten Sorgen.“
„Das ist wahr“, räumte Charles ein und ging zur Tür. „Aber jemand, der … nun … vielleicht eine Spur von Zuneigung für Miss Georgiana Grey empfindet, sollte sich dazu aufraffen, sie an weiteren Eskapaden zu hindern, die möglicherweise ihren Untergang bedeuten könnten. Sie ist ein Mädchen von unbezwingbarem Tatendrang und Mut. Da steht sie dir in nichts nach. Daher halte ich sie für mehr als fähig, sich selbst erneut in Gefahr zu bringen … Gute Nacht, Ben“, fügte Gingham hinzu, schloss leise die Bibliothekstür hinter sich und nahm sich eine Leuchte vom Wandtisch. Er hatte die Treppe erreicht, als er das unmissverständliche Geräusch von klirrendem Glas hörte – ein klarer Hinweis, dass etwas mit beachtlicher Wucht gegen eine Wand geschmettert worden war.
„Jetzt werden wir etwas erleben“, murmelte er und lächelte triumphierend, während er nach oben in eines der Gästezimmer ging.
8. KAPITEL
O h, warum leihst du dir nicht ein paar Schmuckstücke von mir aus?“, fragte Lady Sophia, die gerade das Ankleidezimmer betrat, als sich Georgiana eine schlichte Perlenkette um den schlanken Hals legte. „Großmutter erlaubt mir ohnehin nur, wenig von dem Familienschmuck zu tragen, weil sie meint, ich sei noch viel zu jung. Aber ich bin mir sicher, dass sie nichts dagegen einzuwenden hätte, wenn du dir etwas davon borgst. Du weißt, wie gern sie dich hat.“ Ihre sanften Züge nahmen mit einem Mal einen rebellischen Ausdruck an. „Außerdem gehören die Schmuckstücke mir. Sie gehörten Mama, und ich würde mich glücklich schätzen, wenn du sie tragen würdest. Es gibt da ein Collier mit Rubinen, das großartig zu deinem neuen Kleid passen würde.“
„Das ist sehr liebenswürdig von dir, Sophia“, erwiderte Georgiana und lächelte das Mädchen freundlich an. „Aber ich schätze mich glücklich, die Perlen meiner Mutter zu tragen. Überdies möchte ich nicht den Anschein erwecken, ich sei wohlhabend, denn das bin ich nicht. Ich werde deinem Vater immer dankbar sein, dass er mir diese Saison ermöglicht hat, doch ich bin zu realistisch, um nach einem reichen Ehemann Ausschau zu halten.“
Sophia trat näher und suchte Georgianas Augen im Spiegel des Ankleidetisches. „Das hat auch einen großen Vorteil. Wenn dir ein Gentleman einen Antrag macht, weißt du wenigstens mit Gewissheit, dass er dich aus Liebe heiratet.“
„Das ist wahr“, bestätigte Georgiana. „Obgleich das ein bescheidener Trost ist, wenn er nicht an den Mann meiner Träume heranreicht und ich seine Zuneigung nicht erwidern kann.“
„Oh, ich an deiner Stelle würde diesen Sir Galahad vergessen“, riet ihr Sophia mit ernster Miene. „Außerdem wirst du wohl kaum einen akzeptablen Ersatz für ihn finden, wenn du nicht ein paar mehr Bälle besuchst. Du bist nicht einmal zu halb so vielen Einladungen gegangen wie ich. Und dann hast du auch noch die Gelegenheit ausgeschlagen, heute durch den Hyde Park zu fahren“, bemerkte sie vorwurfsvoll.
In diesem Moment öffnete sich die Tür einen Spalt, und ein junges Dienstmädchen schlüpfte herein, um frische Wäsche in das Ankleidezimmer zu bringen.
„Nein, es hat sich einfach so ergeben, dass ich mit Digby reden wollte“, gestand
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