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Historical Saison Band 19

Historical Saison Band 19

Titel: Historical Saison Band 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Fulford , Louise Allen , Elizabeth Beacon
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wenngleich auch weniger dicht, und es wurde allmählich dunkel. Schließlich legte sie ein Lesezeichen über die Seite und erhob sich. Tante Winifred schaute von ihrer Stickarbeit auf.
    „Hast du genug gelesen, meine Liebe?“
    „Ja. Wenn ich mich entschuldigen dürfte; ich möchte kurz nachschauen, ob die Kinder sich auch benehmen.“
    Cynthia blickte sie überrascht an. „Gewiss ist ihre Gouvernante bei ihnen. Vermutlich im Moment sogar mehrere Gouvernanten.“
    „Ich glaube, im Augenblick halten sich drei im Haus auf.“
    „Drei! In diesem Fall, Lady Hastings, müssen Sie sich doch sicherlich nicht selbst die Mühe machen. Bestimmt sind die Gouvernanten ihrer Aufgabe durchaus gewachsen.“
    „Ich zweifle keineswegs an ihrer Kompetenz, Miss Vayne.“
    „Nun denn, dann können Sie doch ruhigen Gewissens bleiben. Es ist doch unsinnig, sich einen Hund zu halten und das Bellen trotzdem selbst zu übernehmen.“
    Nur mit Mühe unterdrückte Vivien ihren Ärger. „Alle Hirten müssen von Zeit zu Zeit nach ihren Schäfchen sehen. Entschuldigen Sie mich.“
    Ohne ein weiteres Wort ging sie davon, während Cynthia ihr mit offenem Mund verblüfft nachschaute.
    Die Kinder spielten ein Kegelspiel in der Porträtgalerie. Ihre Gouvernanten schauten miteinander plaudernd zu. Vivien beobachtete die Szene von der Tür aus. Das Gelächter und die gelegentlichen Jubelrufe ließen darauf schließen, dass die Kinder ganz in ihr Spiel vertieft waren und sie hegte nicht die Absicht, sie zu stören. Leise zog sie sich zurück.
    Allerdings verspürte sie nicht den Wunsch, in den Salon zurückzukehren. Stattdessen beschloss sie, die Bibliothek aufzusuchen, um etwas Ruhe zu finden. Der gemütliche Raum war mit behaglichen Ohrensesseln mit hohen Lehnen eingerichtet. Durch ein großes Rundbogenfenster auf der anderen Seite hatte man einen wunderbaren Ausblick auf den Garten. Schon oft hatte sich Vivien hier aufgehalten, denn Eleanor lieh ihr gern ihre Bücher aus. Nun aber war sie nicht wegen der Bücher hier. Lesen wäre aufgrund des schwachen Lichts auch kaum mehr möglich gewesen. Rasch sah sie sich um, stellte fest, dass der Raum verlassen war und schlüpfte ins Zimmer.
    Das Feuer im Kamin war schon heruntergebrannt, dennoch verströmte es eine wohlige Wärme. Sie nahm ein Scheit aus dem Korb, warf ihn ins Feuer und sah zu, wie die Flammen aufloderten. Dann ging sie zum Fenster und sah hinaus auf den schneebedeckten Garten und den dahinterliegenden Park. Vereinzelt fielen immer noch Flocken und das graublaue Zwielicht verlieh der weißen, stillen Landschaft eine überirdische Schönheit.
    „Hübsch, nicht wahr?“, fragte unvermittelt eine leise Stimme hinter ihr.
    Vivien sog scharf den Atem ein und wirbelte mit klopfendem Herzen herum. Erst jetzt bemerkte sie die Gestalt in dem Ohrensessel, der nur wenige Schritte von ihr entfernt stand. Da der Sessel zum Fenster gerichtet war, hatte sie Max beim Eintreten nicht bemerkt. Nun stand er auf.
    „Verzeihen Sie. Ich wollte Sie nicht erschrecken.“
    Sie hatte Mühe, ihre Stimme wiederzufinden. „Ich dachte, Sie spielen Billard.“
    „Das habe ich auch, aber nach der zweiten Runde entschloss ich mich, etwas Ruhe und Frieden zu suchen.“
    „Und nun habe ich Sie gestört. Das tut mir leid.“
    „Das muss es nicht.“
    „Ich wusste nicht, dass jemand im Zimmer ist. Der Sessel … ich habe nicht gesehen …“ Verwirrt brach sie ab. „Bitte entschuldigen Sie mich.“
    Sie wandte sich um, doch er hielt sie am Arm fest. Die Berührung war nur leicht, fast zaghaft, doch ihr war zumute, als wäre sie vom Blitz getroffen worden. Eindringlich musterte er sie.
    „Es gibt keinen Grund zur Beunruhigung, Vivien.“
    Der vertraute Klang ihres Namens, der ihm so natürlich und leicht über die Lippen zu fließen schien, weckte alte Erinnerungen und eine schmerzliche Sehnsucht in ihr.
    Max zog seine Hand zurück und schaute zum Fenster. „Das ist ein sehr beruhigender Ort, nicht wahr?“
    Beruhigend war nicht das Wort, das sie gewählt hätte, wo doch jede Faser ihres Körpers ob seiner Nähe vibrierte. Um Gelassenheit kämpfend folgte sie seinem Blick. „Das habe ich auch immer gedacht, obwohl ich den Garten noch nie schneebedeckt gesehen habe.“ Sie hielt inne. „Aber Sie haben recht; es sieht sehr hübsch aus.“
    „Es ist noch besser, wenn man den Anblick mit jemandem teilen kann, denke ich.“
    „Ja.“
    „Ich hatte ganz vergessen, welche Verlockungen diese Jahreszeit bergen

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